Myrrhe
- Historische Belege in chronologischer Abfolge -


1581

 
In einem frühneuzeitlichen hessischen Kochbuch wird eine Empfehlung ausgesprochen, die auf die desinfizierende Wirkung der Myrrhe abhebt und zu einer Schadensvermeidung führt.
 
Kochbuch 1581 - Detail Seite 186
 
Ein new Kochbuch

Das ist / Ein gründtliche beschreibung
wie man recht und wol / nicht allein von vierfüssigen /
heymischen und wilden Thieren / sondern auch von
mancherley Vögel und Federwildpret / darzu von
allem grünen und dürren Fischwerck / allerley Speiß /
als gesotten/ gebraten / gebacken [...]
kochen und zubereiten solle [...]
Allen Menschen / hohes und nidriges Standts /
Weibs und Manns Personen / zu nutz
jetzundt zum ersten in Druck gegeben /
dergleichen vor nie ist außgegangen /
Durch M. Marxen Rumpolt /
Churf. Meintzischen Mundtkoch.
Mit Röm. Keyserlicher Maiestat special Privilegio.
1581.
Sampt einem gründtlichen Bericht /
wie man alle Wein vor allen zufällen bewaren /
die bresthafften widerbringen / Kräuter und andere Wein /
Bier / Essig / und alle andere Getränck /
machen vnd bereiten soll / daß sie natürlich /
und allen Menschen unschädtlich / zu trincken seindt.
Gedruckt zu Franckfort am Mayn [...].

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Sätze aus dem Artikel in sinngemäßer Form:  
 
Von der Tugend des Weins. 
Wein / mäßig genossen / macht lebendig / und erquicket [durch] natürliche Wärme / verdauet die Speisen [...] adelt das Blut / stärkt das Hirn / [...] schärft die Sinne und die Vernunft des Menschen / erzeugt lauter schöne Farben. Über all diese Kräfte verfügt der Wein / wenn man einen vernünftigen Gebrauch davon macht. Wenn man ihn aber über die Maßen nutzt / so schadet er ebensoviel / wie er sonst gut tut. [...]

[Vor der Befüllung]: Die zur Befüllung anstehenden Fässer sollen zunächst mit gesalzenem Wasser ausgiebig ausgewaschen und gereinigt werden / und / sobald sie dann durchgetrocknet sind / mit Weihrauch / Myrrhen / fleissig ausgeräuchert werden / denn auf diese Weise wird der später einzufüllende Wein sehr gut vor Schaden bewahrt.
 
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1600
 
Myrrhe - 1600 - Titelseite klein
 
Kreutterbuch
Deß Hochgelehrten vnnd weitberühmten
Herrn D. Petri Andreae Matthioli,
Jetzt widerumb mit vielen schönen newen Figuren /
auch nützlichen Artzeneyen /
vnd andern guten Stücken /
zum dritten mal auß sonderm Fleiß gemehret /
vnnd verfertigt / Durch
Ioachimum Camerarium, der löblichen
Reichsstatt Nürnberg MEDICUM, DOCT. [...]

Gedruckt zu Frankfurt am Mayn:
Zacharias Palthenius; Jonas Rosa.
M. D. C. [1600].


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300 Myrrhe 1600 - Seite 20r - Detail
 
 
Sätze aus dem Artikel in sinngemäßer Form:
 
Myrhen. Ausssehen/Vorkommen.
Myrrha ist ein Gummi oder Harz eines Baums in Arabien, kommt vor in den Wäldern, in denen auch Weihrauch wächst. Man sagt, der Myrrhenbaum wachse fünf Ellen hoch, nicht ohne Dornen, mit einem harten Stamm, knorrigen und scharfkantigen Borken. Seine Blätter haben Ähnlichkeit mit denen eines Ölbaums, sind jedoch kleiner, krauser und stachliger. Myrrha wird zu uns gebracht aus Ägypten, aus Alexandria, wohin die Araber ihre Kamele mit ihren edlen Gewürze täglich hinführen.

Die beste Myrrhe, die man bekommen kann, ist im optischen Erscheinungsbild stets gleichfarbig [pag. 20r/20v], leichtbrüchig, nicht schwer, wohlriechend, im Geschmack bitter und etwas scharf,
aber solche Myrrhe wird man bei uns selten finden, denn die, die bei uns erhältlich ist, ist meistens schon alt und verdorrt.

Innerliche Anwendung.
Myrrhenharz, in einem Stück verzehrt, hilft sehr bei langwierigem Husten, schwerem Atem, Seitenstechen, Durchfall, roter Ruhr und unterstützt auch den "blöden Magen, der "mit Blästen beladen ist und die Speise nicht begreiffen kan." [...]

Wer heiser ist, der lege zur Nacht ein Stückchen Myrrhe unter die
Zunge, damit sie langsam zerschmilzt oder trinke sie, eingerührt in ein frisches Ei, dann bekommt er anschließend eine helle Stimme.

[...] Myrrhe zählt zu den Arzneien, die gegen Vergiftungen helfen, auch braucht man sie zur Pestabwehr, denn sie läßt Fleisch nicht faulen.

Äußerliche Anwendung.
Wer Myrrhe kaut, hat ein wirksames Mittel gegen stinkenden Atem.* (*Ist auch ein probates Mittel, Sterbenden in den Mund zu geben).

Wer Myrrhe in Wein siedet und den Mund damit ausspült, stärkt
sowohl die Zähne als auch das Zahnfleisch, denn es trocknet feuchte entzündliche Stellen aus und verhindert auf diese Weise sowohl Zaunfäule als auch das Löchrigwerden der Zähne. [...]

Myrrha, mit Alaun vermischt, läßt eine wirksame Salbe entstehen gegen die Unlust und schlechten Geruch an allen Stellen des Körpers. [...] Mit Eichenlaub in Wein gesotten und aufgetragen, erhält es Haar, das zum Ausfallen neigt.

Myrrhe ist ebenfalls probat gegen Faltenbildung im Gesicht. [pag. 20v/21r] Will eine Frau ihr Antlitz vor Runzeln bewahren, gehe sie
wie folgt vor: Sie ergreift einen Tiegel [oder eine Pfanne], legt ihn so lange direkt ins Feuer, bis er glüht, nimmt dann einen großen Schluck Wein in den Mund, spritzt ihn in einem Schwung in den
Tiegel, bedecke ihren Kopf mit einem Tuch und erhält auf diese Weise den entstehenden Dampf direkt ins Gesicht. Daraufhin mache sie den Tiegel wieder glühend heiß, werfe ein nicht zu kleines Stück Myrrhe hinein und lasse den jetzt entstehenden Rauch
erneut unter dem Tuch direkt ins Gesicht ziehen, behalte anschließend das eingeräucherte Tuch so, daß es bis auf den Mund das Gesicht umschließt und lege sich danach schlafen. Wenn sie das zweimal im Monat macht, braucht sie sich nie um Falten im Gesicht Sorgen zu machen. [...]
 
 
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1659
 

[Martin Zeiller]

CENTVRIA II. VARIARVM QUÆSTIONUM.
Oder
Das Ander Hundert Fragen /
von allerley Materien/ und Sachen /
Samt Unvorgreifflicher Antwort darauff /
aus Vornehmer/ und Gelehrter Leute
Schrifften genommen / und gesamlet.

ULM
In Verlegung Georg Wild Eysen /
Buchhändlers.

Gedruckt im Jahr 1659.
 
Myrrhe - Zeiller 1659 - Titelseite klein
 
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Sätze aus dem Kontext in sinngemäßer Form:
 
Wenn es um akute Hüftschmerzen geht, kann Melisse helfen, in Wein oder Wasser gesotten, und aufgelegt.

Gegen alte Hüftschmerzen nimm Mastix und Myrrhe, jeweils in gleicher Menge, zerstoße und siede es in Kamillenöl, damit creme Dich ein, solange die Salbe noch warm ist.

Wurden die Hüftschmerzen durch Kälteeinwirkung verursacht, so siede eine Alantwurzel in Wein gut durch, stoße sie mit Schweineschmalz an und lege das Ganze warm auf.

Eine Gräfin hat hierfür Folgendes genommen: guten Wein, Jungfrauwachs, Mastix und Weihrauch, das Ganze zerstoßen und gut vermischt, danach in einem Topf gesotten und das Gemenge warm aufgetragen.

Eichenlaub-Wasser solle solches auch vertreiben. [... Hier noch ein Rezept für ein Räucherpulver:] Nimm Mastix, Weirauch [S. 301/302]
weißen Agtstein und Wacholder-Gummi, von jedem 1 Quintlein, dazu Rosmarin und Lavendel, soviel, wieviel man mit drei Fingern fassen kann. Dieses Pulver ist auch hilfreich bei schmerzenden Füßen: ums Knie herum räuchern und sodann ein vorher ebenfalls beräuchertes warmes Tuch darum schlagen hilft.
 
 
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1721
 
Herrn NICOLAI LEMERY
Der Medicin Doctoris, auch der Königlichen Academie
der Wissenschaften zu Paris Mitgliedes,

Vollständiges Materialien-LEXICON,

Darinnen
Alle und jede SIMPLICIA, vorgestellet sind, welche aus
denen so genannten drey Reichen, der Thiere, der Kräuter
und der Mineralien, hauptsächlich zu Dienste der Medicin
und Apotheker-Kunst genommen und gebrauchet werden.
Wobey zugleich dererselben Namen und Titel, zusamt
dem Grund und Ursache, warum sie also betitelt worden,
ihr Ursprung, ihre Wahl, das ist, wie man sie wehlen und
auslesen soll, diejenigen Principia und Stücken, daraus
sie von Natur bestehen, oder ihr innerlicher Halt, ihre
Beschaffenheit, auch was sich sonsten mehr besonders
dran befindet, kürzlich - doch gründlich und deutlich,
angeführet und beschrieben werden.
Ein Werk, das mit etlichen hundert netten und zierlichen
Figuren ausgezieret, auch allen Medicis, Chirurgis,
Apotheckern, Materialisten und Spezerey-Händlern,
desgleichen allen in der Stadt und auf dem
Lande wohnenden höchst dienlich und erspießlich ist.
Zu erst in Frantzösischer Sprache entworffen,
nunmehro aber nach der dritten, um ein grosses
vermehreten Edition, wegen Würdigkeit und
Vortrefflichkeit des Wercks und auf begehren
ins Hochteutsche übersetzt
Von
Christoph Friedrich Richtern, Lips. Ph. & Med. D.
Mit Königlichen Pohlnischen und Chur-Fürstlich-
Sächsischen allergnädigsten Privilegio.
[Leipzig, ][Johann Friedrich Braun, ][1721].
 
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Sätze aus dem Kontext in sinngemäßer Form:
 
Myrrha, französisch: Myrrhe; deutsch: Myrrhe ist ein harziges Gummi, welches aus Rissen dringt, welche in einen stachligen Baum geschnitten wurden, der in dem glücklichen Arabien, in Ägypten und Äthiopien zu wachsen pflegt, außerdem im Land Abessinien und bei den Troglodyten, woher dann auch die Bezeichnung "Myrrhe MYRTHA TROGLODYTICA" stammt.

Es ist wichtig, auf Frische zu achten. Die Myrrhe sollte in schönen hellen, durchsichtigen und leichten Tropfen erworben werden, von der Farbe her goldgelb oder rötlich, als ob sie mit Nägeln zerkratzt wäre, fettig, von starken und nicht gar zu angenehmen Geruch, mit einem bittern und scharfen Geschmack.

Weil aber diese auserlesene Myrrhe gar sehr rar ist, wird sie auch nur zu solchen Arzeneien angewendet, die eingenommen sollen werden, z.E. zur Hyacinthen-CONFECTION, wie auch zum Theriac. Die gemeine schlechte wird zu den Pflastern gebraucht, zu Salben und zu anderen äusserlichen Mitteln. Man muß dieselbige nur dann erwerben, wenn sie fein und rein ist, nichts hineingemengt wurde,
[...]. [Sp. 764-765] [...] Die Myrrhen, welche die Weisen aus Morgenlande dem Heiland der Welt präsentierten, als dieser noch in der Krippe lag, ist allem Vermuten nach ganz etwas Anderes als unsere Myrrhe gewesen; denn sie wird uns als ein sehr köstliches, würziges Räucherwerk beschrieben; dahingegen wirkt unsere Myrrhe ganz ordinär, hat weder einen lieblichen Geschmack noch Geruch.
 
 
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1753
 
Der gleich folgende Eintrag in einem Kräuterlexikon ist deshalb bemerkenswert, weil es sich um ein sehr kleinformatiges Werk handelt, das für Hunderte von Kräutern lediglich jeweils EINE Druckzeile zur Verfügung stellt. Für das Stichwort "Myrrhe" aber räumte der Autor viel Platz auf der Seite ein.

Das Lexikon enthält außer dem zeittypischen Titelkupfer keinerlei Abbildungen, was hauptsächlich der geringen Buchgröße (lediglich 10 cm breit x 17,5 cm hoch) geschuldet ist.



300 Myrrhe - Frankenau - Buch seitlich - klein
 
 
FLORA FRANCICA AUCTA
 Oder vollständiges Kräuter-Lexicon,
worinnen aller bekannten aus- und innländischen
Kräuter, Bäume, Stauden, Blumen, Wurzeln etc.
unterschiedliche lateinisch- und deutsche Namen,
Temperamente, Kräfte, Nutzen, Wirkungen,
und Präparata gründlich beschrieben werden,
vormals von
Herrn G. Frank von Frankenau
lateinisch herausgegeben,
nachgehends ins Deutsche übersetzet,
und nunmehro bey dieser fünften Auflage
um die Helfte mit mehr
als zehn tausend Worten
vermehrt, auch sonsten verbessert.
Mit allergnädigsten Privilegiis.
Leipzig: In der Großischen Handlung,
1753.

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Sätze aus dem Artikel in sinngemäßer Form:
 
Myrrha, Myrrhe, ein Gummi. Ist ein harziges Gummi eines arabischen Baumes. Die TROGLODYTICA ist die beste, welche sonst als AMMINEA oder MINACA bezeichnet wird.

Der Myrrhensaft oder STACTE, (also die fliessende Myrrhe,) sowie das Myrrhenharz selbst treten aus freien Stücken aus dem Baum heraus.

[Wirkung:] Myrrhe ist in der Lage, die Verstopfungen der Mutter/der Monatzeit aufzulösen, erweist sich während des Geburtsvorgangs als hilfreich, kuriert den Husten, die Engbrüstigkeit, bösartige Fieberattacken, Schmerzen, [...] schließt Wunden. Äußerlich angewendet hilft sie bei der Rose und bei faulig riechendem Atem.
 
 
 
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1884
 
Reinhold Sigismund: Die Aromata in ihrer Bedeutung
für Religion, Sitten, Gebräuche, Handel und
Geographie des Altertums bis zu den ersten
Jahrhunderten unserer Zeitrechnung.
Leipzig: Winter'sche Verlagshandlung, 1884.
 
 
Sätze aus dem Artikel in sinngemäßer Form:
Die Myrrhe, das zweite Hauptaroma des alten Handels, welches gewöhnlich mit Weihrauch zusammen genannt wird, ist ein Gummiharz , welches aus der Rinde eines strauchartigen Baumes [...] ausgeschieden wird. Das ästige Bäumchen hat büschelig gestellte feinbehaarte ganzrandige Blätter und gehört zur natürlichen Familie der Burseraceen.
Die Myrrhe ist anfangs weich, ölig, von blassgelber Farbe, trocknet aber zu einer dunkelrötlichen Masse ein, welche angenehm balsamisch riecht und schmeckt, mit etwas Bitterkeit. Beim Erhitzen verbrennt sie mit heller Flamme, einen starken, balsamischen Geruch verbreitend. [...] Dioscorides meldet Folgendes: Myrrhe ist die Träne eines in Arabien wachsenden Baumes, aus welchem nach Einschnitten die Thräne auf untergebreitete Decken träufelt, ein Teil aber am Stamme eintrocknet. Aus der frischen fetten Myrrhe wird durch Auspressen die Stakte gewonnen. Die Myrrhe wurde zu diesem Zwecke mit wenig Wasser gestossen und gepresst. Stakte war sehr wohlriechend und kostbar, am geschätztesten, wenn ihr kein Öl zugesetzt war. Die erste Stelle nimmt nach Dioscorides die troglodytische Myrrhe ein, am schlechtesten war die sogenannte bearbeitete, welche man durch Auspressen und Auskochen erschöpft hatte. Man soll nach Dioscorides frische, zerreibliche, gleichfarbige Myrrhe wählen, welche beim Zerbrechen im Innern weisse, dem Fingernagel ähnliche glatte Durchwachsungen zeigte.
 
 

 



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