Tolu-Balsam
- Historische Belege in chronologischer Abfolge -


1717

 
Der aufrichtige Materialist
und Specery-Händler

Oder
Haupt- und allgemeine Beschreibung
derer Specereyen und Materialien: Worinnen
in dreyen Classen, der Kräuter, Thiere und Materialien
alles und iedes [...] begriffen und enthalten ist [...]
ausgefertiget von Peter Pomet / Specerey-Händlern in Paris
Wegen sonderbarer Würdigkeit ins Teutsche übersetzt.
Leipzig, im Verlag Johann Ludwig Gleditschs und
Moritz Georg Weimanns, 1717.
[Illustrationen im Band befinden sich nicht
beim jeweiligen Artikel, sondern auf
separaten Abbildungstafeln]


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Sätze aus dem Artikel in sinngemäßer Form:  
 
Vom Tolutanischen Balsam.
Dieser ist ein Harz, das aus dem Stamm vieler Bäume hervordringt
durch die Ritzen, die man ihn ihn geschnitten hat.

Diese Bäume haben Blätter, von der Form her beinahe wie der Baum, auf dem das Johannisbrot wächst, und sie finden sich in großer Zahl in einer bestimmten Landschaft in NEUSPANIEN, zwischen Cartagena und NOMBRE DE DIOS.

Die Einwohner dieser Orte hängen kleine Gefäße, hergestellt mit Hilfe von vor Ort vorgefundenem schwarzem Wachs, unten an die Bäume. Wenn der Saft heruntergelaufen ist, härtet er aus. [...]

Dieser Balsam ist in Frankreich überaus rar; doch wer ihn braucht, kann ihn sich aus England mitbringen lassen, denn dort findet man ihn problemlos.

[Wenn es die Wahl gibt:] Nimm' möglichst frischen Balsam, dieser ist von lieblichem durchdringendem Duft, der dem Geruch des Jüdischen Balsams sehr nahe kommt: denn, wenn er älter wird, bekommt er die übliche Konsistenz eines trocknenen Balsams.
Er verfügt über alle balsamtypischen Eigenschaften bis auf eine: er erregt keinen Brechreiz, wenn man ihn einnimmt. (Spalte 417f.)
 
 
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1753
 
Das gleich folgende 'Kräuterlexikon' erschien mehrfach. Im Vorwort zur hier vorliegenden fünften Auflage heißt es, daß dieses Werk zwar seit 70 Jahren auf dem Markt ist, aber sich erst jetzt zu einem echten Lexikon gemausert hat, weil mittlerweile "... viele neue vorher noch unbekannte [aus Nord- und Südamerikastammende ] Gewächse bekannt geworden. [...] Also scheint es die Notwendigkeit zu erfordern, dieser neuen Auflage alles beyzufügen, was bishero an neuentdeckten sowohl innländischen als ausländischen Erd- und Seegewächsen den Fleiß einiger Gelehrten beschäftigt hat." Dazu gehört auch der Tolu-Balsam.
Das Lexikon enthält außer dem zeittypischen Titelkupfer keine Abbildungen, was hauptsächlich dem geringen Buchformat (lediglich 10 cm breit x 17,5 cm hoch) geschuldet ist.
 
 
Tolu-Balsam - Buch - Frankenau - klein
 
 
FLORA FRANCICA AUCTA
 Oder vollständiges Kräuter-Lexicon,
worinnen aller bekannten aus- und innländischen
Kräuter, Bäume, Stauden, Blumen, Wurzeln etc.
unterschiedliche lateinisch- und deutsche Namen,
Temperamente, Kräfte, Nutzen, Wirkungen,
und Präparata gründlich beschrieben werden,
vormals von
Herrn G. Frank von Frankenau
lateinisch herausgegeben,
nachgehends ins Deutsche übersetzet,
und nunmehro bey dieser fünften Auflage
um die Helfte mit mehr
als zehn tausend Worten
vermehrt, auch sonsten verbessert.
Mit allergnädigsten Privilegiis.
Leipzig: In der Großischen Handlung,
1753.

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Sätze aus dem Artikel in sinngemäßer Form:
 
Balsamum de TOLU, f. de Honduras, Wundbalsam aus America.
Wird aus Neucarthago überbracht. Das Vorgebirge, wo der Balsam
wächst, heißt NOMEN DEI, (der Name Gottes). Das Harz sieht
entweder weiß oder rötlich aus, hat einen angenehmen Geruch und Geschmack und ist ein herrliches Wund- und Nervenmittel, [...] Der Balsam löst den Schleim von der Brust und hilft beim Gefühl der Engbrüstigkeit, bei Magenschmerzen und bei schlechter Verdauung von Speisen. Äußerlich angewendet hilft er bei Kopfschmerzen, bei reißender Gicht, bei Steinleiden, Lähmung, Wassersucht, Milzbeschwerden [...] und zerrissenen Nerven. [...] Als hilfreich gegen die Schwindsucht hat sich ein ELAEOSACCHARUM erwiesen, welches man zur Abhilfe auf die Zunge legt, und dann jeweils beim Einatmen mit einzieht.
 
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1828
 
Ein ausführlicher Eintrag 'Tolubalsam' findet sich im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts in einem preußischen Arzneibuch, damals als "Pharmakopöe" bezeichnet (noch früher als 'Dispensatorium'), eine Zusammenstellung pharmazeutischer Regeln und Vorschriften mit präzisen Aussagen über die Qualität von Arzneimitteln und pharmazeutische Hilfsstoffen.
 

PHARMACOPOEA BORUSSICA.
Die Preussische Pharmakopöe,
vierte Auflage, übersetzt und erläutert
von Friedrich Philip Dulk,
Doktor der Philosophie, Privat-Dozenten an
der Albertus-Universität und Apotheker
in Königsberg [...]
Leipzig: Verlag von Leopold Voß, 1828.


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Sätze aus dem Artikel in sinngemäßer Form:
 
BALSAMUM TOLUTANUM. Tolubalsam.
Ein an der Luft erhärteter Saft des MYROXYLON TOLUIFERUM RICHARD fil. Ein trockenes Harz, das weich wird, wenn man es
zwischen den Fingern knetet; von gelbbräunlicher Farbe, sehr aromatisch und von benzoeartigem Geruch.

[Carl von] Linné hatte die Mutterpflanze dieses Balsams TOLUIFERA BALSAMUM genannt; nach RICHARD'S Untersuchungen aber existiert die Gattung TOLUIFERA gar nicht, und der Baum, welcher den Tolubalsam liefert, ist gleichfalls ein MYROXYLON, von ihm TOLUIFERUM genannt, dem M. PERUIFERUM sehr nah verwandt, jedoch hinsichtlich der Blätter etwas verschieden. (Blüthe und Frucht waren bei dem einzigen vorhandenen Exemplar in HUMBOLDT'S Herbarien nicht befindlich.)

MYROXYLON TOLUIFERUM. Der Balsambaum von Tolu wächst auf den hohen Ebenen (Savannen) von Tolu bei Corozol und Villa Tacasuan im südlichen Amerika in großer Menge.

Es ist ein sehr hoher und schöner Baum; das ältere Holz hat eine
dunkelrote Farbe, ist fest und dauerhaft, und verbreitet einen sehr
angenehmen rosenähnlichen Geruch. Die Blätter stehen  abwechselnd, und sind ungleichgefiedert, aus 7-8 ebenfalls abwechselnd stehenden kurzgestielten Fiederblättchen gebildet; diese sind eiförmig-länglich, mit einer langvorgezogenen oder stumpfen Zuspitzung, und das am Ende des Blattstiels stehende Blättchen ist größer, als die übrigen.

Aus diesem Baume erhält man durch Einschnitte, die man in der heißesten Tageszeit macht, den Tolubalsam, den man in Gefäßen auffängt. Frisch hat er die Dicke des Terpenthins, eine schöne hellbraunrötliche Farbe. [S. 137 / S. 138]

Wir erhalten ihn gewöhnlich eingetrocknet in kleinen Kürbisschalen als eine bräunlichgelbe oder auch rötlichbraune spröde harzige Substanz von sehr angenehmen, der Vanille und Benzoe ähnlichem Geruche und einem schwach aromatischen, etwas beißenden Geschmack. Er führt dann den Namen OPOBALSAMUM
SICCUM, schmilzt in der Wärme sehr leicht, läuft dann in eine Masse zusammen; schon mit den Fingern läßt er sich eindrücken und im Mund erweichen. Auf glühenden Kohlen verbreitet er einen reinen, angenehmen Geruch, und es läßt sich eine etwaige Verfälschung mit Terpentin oder Geigenharz dadurch erkennen.

In 6 Th. Alkohol ist er vollkommen auflöslich; er vermischt sich leicht mit ätherischen, schwerer mit ausgepreßten Ölen. Mit Wasser destillirt giebt er wenig flüchtiges Öl, und ein Wasser, welches Öl und Benzoesäure enthält; letztere sublimirt sich auch bei fortgesetzter Destillation. (PLANCHE in TROMMSDORFF (H. XVIII, 1., S. 891). Dieser Gehalt an Benzoesäure ist nach TROMMSDORFF (R. J. M. 1. S. 80.) eben so bedeutend, wie bei der Benzoe selbst, und 100 T[eile]. bestehen aus: Harz 88; Benzoes. 12, und flüchtigem Oele 0,2.
 
 
 
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1848
 
Jonathan Pereira's
Handbuch der Heilmittellehre.
nach dem Standpunkte der deutschen Medicin
bearbeitet von Rudolf Buchheim.
Zweiter Band.
Leipzig: Verlag von Leopold Voß, 1848

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Sätze aus dem Artikel in sinngemäßer Form:
 
Vorkommen. - In den Gebirgen von Tolu, Turbako und auf den Hügeln am Magdalenenfluß zwischen Garapatas und Monpox.

Gewinnung. - Man erhält den Tolubalsam dadurch, daß man Einschnitte in die Rinde des Baumes macht und den flüssigen Balsam in Gefäßen aus schwarzem Wachs aufbewahrt. Man bringt ihn dann in besondere Gefäße. Er schwitzt einfach aus der Rinde durch die Hitze des Tages. Man bringt denselben bisweilen direkt von Carthagena, Santa Marta und Sapanilla, häufiger jedoch von New York oder Jamaica, gewöhnlich in zylindrischen Zinngefäßen, auch wohl in irdenen Töpfen oder Flaschen, viel seltener in kleinen Kalebassen.

Beschreibung. - Der Tolubalsam [...] ist im frischen Zustande gewöhnlich noch weich und zäh, im Alter dagegen wird er hart und brüchig, harzähnlich und hat ein körniges, etwas kristallinisches Aussehen. Früher wurde er immer in diesem verhärteten Zustande importiert, jetzt trifft man ihn dagegen gewöhnlich noch weich.
Er ist durchscheinend, von röthlich- oder gelblichbrauner Farbe, einem gewürzhaften Geruch, der jedoch schwächer ist als beim Storax und Perubalsam, und einem angenehmen, süßlichen Geschmack. Er wird zwischen den Zähnen weich, erhitzt schmilzt er leicht, fängt Feuer und brennt unter Verbreitung eines angenehmen Geruchs. Er löst sich sehr leicht in Alkohol und Aether und gibt an Wasser seinen Säuregehalt ab. Der weiche Balsam enthält mehr Öl und weniger Säure als der trockne, indem sich die Säure sowie das Harz auf Kosten des Öls bilden. Der Tolubalsam erhärtet oder verharzt leichter als der Perubalsam. [S. 600 / 601]

Der Tolubalsam in Kalebassen (BALSAMUM TOLUTANUM IN CUCURBITIS PARXIS, D a l e) findet sich in Kalebassen [...] von der Größe einer Orange. Die große Öffnung derselben, durch welche der Balsam eingegossen worden ist, findet man gewöhnlich mit der Spindel der Maisfrucht zugespundet.

Bestandteile. - Nach FREMY ist die Zusammensetzung des Tolubalsams der des Perubalsams ähnlich, indem die Bestandteile desselben Cinnaéin, Zimtsäure und Harz sind. Der Tolubalsam unterscheidet sich nach FREMY dadurch, daß er leichter verharzt. DEVILLE fand in dem Tolubalsam Benzoesäure, Zimtsäure, Cinnaéin, Tolen, mehrere Harze, Benzoen und Benzoeäther.

Tolubalsamharz. - Dieses stimmt im Wesentlichen mit dem Harze des Perubalsams überein und wird, wie dieses, durch Schwefelsäure rot gefärbt, doch ist es weniger leicht schmelzbar als jenes. [...]

Physiologische Wirkung und Anwendung. - Die Wirkungen des Tolubalsams sind denen des Perubalsams und der Balsame überhaupt analog. Man wendet ihn, obgleich äußerst selten, als stimulirendes Expectorans bei chronischen Bronchialaffectionen, welche nicht von entzündlichen Erscheinungen begleitet sind, an, häufiger benußt man ihn jedoch als angenehm schmeckendes Adjuvans nebst sicherer wirkenden Arzneien. Den Dampf der ätherischen Lösung des Balsams hat man bei chronischen Brustaffectionen mit Nutzen einatmen lassen. Bisweilen benusßt man auch den Tolubalsam als Zusatz zu Speisen oder zu Parfums.
 
 
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1850
 
Die Formulierungen im Artikel "Tolubalsam" im "Archiv der Pharmazie" lassen erkennen, daß es sich im Wesentlichen um eine Übernahme älterer Informationen handelt, allerdings hat sich der Autor direkt mit dem Balsam beschäftigt.
 
Wackenroder, Heinrich
und Ludwig Bley (Hrsg.):
Archiv der Pharmazie,
eine Zeitschrift des Apotheker-Vereins in
Norddeutschland. Zweite Reihe. LSIV. Band.
Der ganzen Folge CXIV. Band.
Hannover, im Verlag der Han'schen
Hofbuchhandlung, 1850.

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Sätze aus dem Artikel in sinngemäßer Form:
 
Er ist fest und in der Kälte brüchig. fliesst aber in der Wärme leicht zu einer Masse, wie das Pech. Er hat [...] einen süssen, sehr angenehmen Geruch [...] Unter den Zähnen lässt er sich dehnen, wobei er einen süssen und balsamischen Geschmack und eine gelinde Schärfe im Halse, von beigemengter Säure herrührend, verrät. [...] Der weiche Tolubalsam kommt nur in blechernen Büchsen vor; er hat die Konsistenz eines weichen Pechs oder eines dickeren Terpentins; doch ist er durchsichtiger als ersterer und dunklerer als letzterer, oft mit kleinen Unreinigkeiten durchsetzt. Der Geruch desselben ist angenehm aromatisch, und wohl eindringender als der des trocknen, hat übrigens einen schwachen Geschmack und enthält weniger Benzoe- und Zimtsäure als der vorhergehende. Ich habe mich überzeugt, dass dieser Unterschied von der grösseren Frischheit des Balsams herrührt, und in der Tat hatte man denselben auf einem Teller der Luft ausgesetzt, so ward er trocken und gleichsam kristallinisch, ohne an seinem Gewicht etwas verloren zu haben.
 
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1855
 
Der Tolubalsam erscheint in einer Ausgabe der "Altonaer Nachrichten" innerhalb einer ausgedehnten Auflistung von pharmazeutischen Stoffen, die lediglich von ausgewiesenem Fachpersonal gehandelt werden dürfen. Neben eindeutigen Giftpflanzen und -stoffen (Fingerhut, Mutterkorn, Phosphor, Strychnin) finden sich "starkwirkende Medikamente" wie eben Tolubalsam, aber auch Myrrhe und Storax.
 
Tolubalsam - Altonaer Nachrichten vom 13. 01. 1855
Altonaer Nachrichten, Ausgabe vom 13. 01. 1855
(Doppelklick führt zur Gesamtdarstellung)
 
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Sätze aus dem Zeitungsartikel in sinngemäßer Form:
 
Bekanntmachung.
Es gibt Beschwerden darüber, daß ungeachtet der in der im vorigen Jahr erlassenen neuen Apotheker-Ordnung für das Herzogtum Holstein mit den genauen Bezeichnungen derjenigen Arznei-Substanzen, mit denen Handel zu treiben den Krämern und sogenannten 'Droguisten' nicht gestattet ist, solche verbotenen Waren immer noch gehandelt werden und sie selbst solche Substanzen verkaufen, die zu den Giften und starkwirkenden Medikamenten gehören (wobei es selbst Apothekern verboten ist, diese im Handverkauf zu verabreichen). Um dies abzustellen, hat die Obrigkeit verfügt, die für dies Problem infrage kommenden Anlagen D., E. und F. der Apotheker-Ordnung hier öffentlich zur Kunde zu bringen, um fernere Probleme zu vermeiden. Auf mögliche Strafen bei einer Zuwiderhandlung wird hiermit hingewiesen.
C. Scheel-Plessen, im Königlichen Ober-Präsidiv, 10. Januar 1855.
 
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