Weihrauch
- Historische Belege in chronologischer Abfolge -


1563

 
In einem ausführlichen illustrierten Kräuterbuch, das auch im Folgejahrhundert mehrere Auflagen erlebte, wird 1563 von einer besonderen, jetzt nicht mehr praktizierten Harz-Nutzung berichtet (das nach dem Einschneiden der Baumrinde zuerst austretende helle Exsudat wurde damals geerntet, es wird heutzutage in jedem Fall verworfen).
 
Kraeuterbuch 1563 - Marrioli - Detail
 
 
New Kreüterbuch
 
Mit den allerschönsten
vnd artlichsten Figuren aller Gewechß /
dergleichen vormals in keiner sprach
nie an tag kommen.
Von dem Hochgelerten vnd weitberümbten
Herrn Doctor Petro Andrea Matthiolo [...];
Erstlich in Latein gestellt;
Folgendts durch Georgium Handsch / der
Artzney Doctorem verdeutscht /
vnnd endtlich zu gemeinem nutz vnd wolfart
Deutscher Nation in druck verfertigt [...].

Gedruckt zu Prag / Durch Georgen
Melantrich von Auentin / auff sein vnd
Vincenti Valgriß Buchdruckers
zu Venedig uncosten
1563.
Umfang: [38], 575, [1] Blätter

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Sätze aus dem Artikel in sinngemäßer Form: 
 
(Vorkommen/Lage). Weihrauch ist der Myrrhen Nachbar / denn Beide wachsen in ARABIA, in einem Wald / doch nicht an allen Orten des Landes / sondern nur an einer Stelle / die sich längenmäßig auf etwa einhundert, nach der Breite auf 50 welsche Meilen erstreckt. Dieses Areal liegt an einem felsigen Hang, der teilweise vom Meer umgeben ist.

Die Völker, die den Weihrauch sammeln / [...] werden MINAEI genannt. Die Besonderheit: sie lassen keine Fremden in dieses Gebiet / es gibt also keine Möglichkeit für Außenstehende, sich die Weihrauchbäume anzusehen. Daher wissen wir nichts Genaues über das Aussehen / obwohl Einige mitgeteilt haben / dass dieser
Baum lorbeerbaumähnliche Blätter trage. 

Zeit (der Ernte). Den Weihrauch sammeln die bereits erwähnten Völker zwei Mal im Jahr / nämlich im Frühling / und in den Hundstagen, wenn die größte Hitze herrscht / denn zu diesen Zeiten sind die Bäume am 'schwängristen' [ergiebigsten] / da hacken sie mit Eisen überall in die Rinde des Baumes / damit der Saft abfliesst / belegen den Baum unten herum mit Polstern oder Decken / welche aus Palmblättern geflochten sind. Dort fangen sie den herausdringenden Saft auf. Wo aber solche Decken nicht untergelegt werden können / sorgen sie unten für eine kreisförmige glatte Fläche. Aber der Weihrauch / der auf die Erde fällt / wird schwerer / dunkler / und insgesamt nicht so kräftig wie der / welchen man auf Polstern auffängt / denn der wird klarer und köstlicher.

[Fazit - Ungeachtet dieser beiden Möglichkeiten:] Der beste Weihrauch ist und bleibt derjenige / der an seinem Baum kleben bleibt wie Grumpen oder Körner / diesen nennet man das Männle / und das gilt besonders für den Fall / dass er einem jungen Baum entspringt. So ist auch der Sommerweihrauch dem Frühlingsweihrauch an Farbe und Kraft weit überlegen. Um es auf den Punkt zu bringen: der edelste Weihrauch ist weiß / klar / unzerteilt / rund / feist / läßt sich leicht entzünden / und riecht sehr gut.
 
 
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1581
 
In einem frühneuzeitlichen hessischen Kochbuch wird eine Empfehlung ausgesprochen, die auf die desinfizierende Wirkung des Weihrauchs abhebt und zu einer Schadensvermeidung führt.
 
Kochbuch 1581 - Rumpolt - Detail S. 186 
 
Ein new Kochbuch

Das ist / Ein gründtliche beschreibung
wie man recht und wol / nicht allein von vierfüssigen /
heymischen und wilden Thieren / sondern auch von
mancherley Vögel und Federwildpret / darzu von
allem grünen und dürren Fischwerck / allerley Speiß /
als gesotten/ gebraten / gebacken [...]
kochen und zubereiten solle [...]
Allen Menschen / hohes und nidriges Standts /
Weibs und Manns Personen / zu nutz
jetzundt zum ersten in Druck gegeben /
dergleichen vor nie ist außgegangen /
Durch M. Marxen Rumpolt /
Churf. Meintzischen Mundtkoch.
Mit Röm. Keyserlicher Maiestat special Privilegio.
1581.
Sampt einem gründtlichen Bericht /
wie man alle Wein vor allen zufällen bewaren /
die bresthafften widerbringen / Kräuter und andere Wein /
Bier / Essig / und alle andere Getränck /
machen vnd bereiten soll / daß sie natürlich /
und allen Menschen unschädtlich / zu trincken seindt.
Gedruckt zu Franckfort am Mayn [...].

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Sätze aus dem Artikel in sinngemäßer Form: 
 
Von der Tugend des Weins. 
Wein / mäßig genossen / macht lebendig / und erquicket [durch] natürliche Wärme / verdauet die Speisen [...] adelt das Blut / stärkt das Hirn / [...] schärft die Sinne und die Vernunft des Menschen /
erzeugt lauter schöne Farben. Über all diese Kräfte verfügt der Wein / wenn man einen vernünftigen Gebrauch davon macht. Wenn man ihn aber über die Maßen nutzt / so schadet er ebensoviel / wie er sonst gut tut. [...]

[Vor der Befüllung]: Die zur Befüllung anstehenden Fässer sollen zunächst mit gesalzenem Wasser ausgiebig ausgewaschen und gereinigt werden / und / sobald sie dann durchgetrocknet sind / mit Weihrauch / Myrrhen / fleissig ausgeräuchert werden / denn auf diese Weise wird der später einzufüllende Wein sehr gut vor Schaden bewahrt.
 
 
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1658
 
In seinem Vademecum empfiehlt der Autor, sich zum Zwecke der Gedächtnisstärkung ab und zu zu "zwagen". Dieses untergegangene Wort bezeichnet laut 'Deutschem Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm' einen Vorgang, bei dem man sich in ein mit scharfer Lauge angesetztes Warmbad setzt, um sich deren (wohltuenden) Däpfen auszusetzen.
 
Zeiller - Vademecum 1658 - Detail
 

CENTURIA VARIARUM QUAESTIONUM,
Oder /
Ein Hundert Fragen / von allerley Materien und Sachen.
Samt Unvorgreifflicher Antwort darauff
/ aus Vornehmer und Gelehrter Leute Schrifften
genommen / und gesamlet.
ULM / In Verlegung Georg Wild Eysen /
Buchhändlers.
Gedruckt: Im Jahr 1658.

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Sätze aus dem Artikel in sinngemäßer Form:
 
Gib alle Zutaten in ein Säckchen / lege das in die heiße Lauge / und zwag dich damit / so wird das blöde Haupt / Hirn / Gedächtniß / dadurch gestärkt / und auch dem Schwindel widerstanden.
Der Rauch von Weyrauch und Myrrhe / in den Mund und in die Nase gelassen; oder ein Stücklein des weissen Weihrauchs bisweilen verschluckt / soll das Gedächtnis ebenfalls stärken: folgende Arznei gilt als ein bewährtes Mittel dazu: Nimm weissen Weihrauch und lange Pfefferkörner / von Jedem ein Scrupel [ca. 1,25g] / und trinke dies jeden Morgen nüchtern mit Lavendel-Wasser.
 
 
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1666
 
Daß Weihrauch schon früh zu kirchlichen Zwecken benutzt wurde, ist eine Binsenweisheit. Hier aber folgt die Wiedergabe einer kleinen Anleitung für eine Art "Wunderkerze", bei der Weihrauch eine ganz profane Funktion übernimmt, nämlich schlicht die, den Akteuren durch seinen enormen Wohlgeruch eine Freude zu bereiten. Der Gartenbauer Johann Sigismund Elßholz erwähnt in diesem Zusammenhang eine spezielle Pflanze: das Gürtelkraut.
 
Gartenbau, 1666, Seite 284, Detail
 
Johann Sigismund Elßholz
VOM GARTEN-BAW: Oder Unterricht von der Gärtnerey
auff das Clima der Chur-Marck Brandenburg / wie auch der benachbarten Länder gerichtet/ in 6 Bücher abgefaßt /
und mit nötigen Figuren gezieret. Mit Römisch-Kaiserlicher
Majestät Privileg. Cölln an der Spree. Gedruckt bei:
Georg Schultze / Churfürstl. Brandenburgischer
Buchdrucker auff dem Schlosse daselbst. 1666.


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Sätze aus dem Artikel in sinngemäßer Form:
 
MUSCUS terrestris clavatus, C. B. Gürtelkraut. [...] Im Juli und August findet man einen gelben Staub in diesem Gewächs / welches zu vielen Dingen nützlich ist: die Moscowiter aber nutzen
diesen Staub zu ihren Freuden-Feuern / weil er sehr leicht entzündlich ist / wie ein Büchsenpulver: sie nennen es PLAUEN / wie Adam Olearius im zweiten Teil seiner 'Persianischen Reise' bezeugt hat. Man kann das selbst ausprobieren / wenn man ein wenig in eine kleine Röhre gibt / und den Staub dann durch ein brennendes Wachslicht bläst. Wenn man jetzt noch klein gemörserten Weihrauch / Mastix / Brennstein oder Benzoe darunter mischt und DANN durch die Flamme bläst / so blitzt es nicht nur / sondern gibt zugleich einen angenehmen Duft / genau wie bei anderen gut duftenden Rauchpulvern. Und diesen Gebrauch habe ich an dieser Stelle einfach deshalb anführen wollten, weil er noch nicht sehr bekannt ist.
 
 
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1682
 
Daß Weihrauch als probates Hilfmittel im Bereich der Imkerei diente, zeigt folgende Quelle:
 
Hohberg - Imkereihilfe - Detail
 
GEORGICA CURIOSA.
Oder:
Des auf alle in Teutschland übliche Land-
und Haus-Wirthschafften gerichteten /
hin und wieder mit vielen untermengten raren
Erfindungen und Experimenten versehenen /
auch einer mercklichen Anzahl Kupffer gezierten
Adelichen Land- und Feld-Lebens
Anderer Theil / [...]
Ferner:
Wie der Wiesewachs zu bestellen/ die Bienen und
Seidenwürme mit gutem Genuß zu halten; [,,,]
Nürnberg /
In Verlegung Johann Friederich Endters /
und Michael Endters Seel. nachgelassenen
Wittib und Erben. Im Jahr Christi 1682.

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Sätze aus dem Artikel in sinngemäßer Form:
 
Die Beobachtung / daß Bienen den Rauch fliehen / hat Imkern
den entscheidenden Hinweis gegeben / wie sie mit ihnen gut umgehen können / ohne daß sie sich ihres manchmal zornigen Gemüts und ihrem Drang zum Angriff aussetzen müssen [...], daher:
so oft man die schwärmenden Bienen eintreibt / [...] so oft man den Stock öffnet und ausputzt / so oft muß man mit Rauch versehen sein / um sie beiseite zu treiben. [...]

Als Gefäß eignet sich dazu sehr gut dazu ein Rauchfäßchen mit einem engen Hals / das oben voller Löcher ist / aus Steingut oder Kupfer. Wenn man es benutzt / gibt es keine direkte Flamme / wie bei Verwendung offener Geschirre / worin die Bienen leicht verbrannt werden können. Auch können Bienen nicht in das Fäßchen hineinfallen. [...]

Handelt es sich um kranke Bienen, räuchert man sinnvollerweise
mit Weihrauch oder mit weissem Agtstein [Harz der Araucaria, einer Schuppentannenart] [...]. Doch soll auf das Rauchfaß immer gut
aufgepaßt werden / damit nicht Schaden daraus entstehe / und
weder den Bienen die Flügel verbrennen / noch die Waben zu heiß werden und sich verflüssigen.
 
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