Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1927


[Miszelle]

Aus alter und neuer Zeit

Steuerexekution vor 250 Jahren.

Das Landesarchiv hat neben den Kontributionsregistern von 1670-79 eine Anzahl von Schreiben erworben, die die Regierung in Ratzeburg an den Amtmann von Schwarzenbek gerichtet hat. Es sind neun Briefe aus den Jahren 1676 und 77 und haben alle denselben Inhalt: Das Amt Schwarzenbek hat seine Steuern nicht bezahlt. Wenn es nicht bald geschieht, so wird Gewalt angewendet werden. Das sind nach unsern

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heutigen Anschauungen drollige Verhältnisse. Aber man muß zugeben, es war damals eine schwere Zeit. In den Jahren 1670 und 71  ab es eine kleine Fehde zwischen Lauenburg und den Hansestädten um den Besitz des Sachsenwaldes, und dafür wurden Steuern ausgeschrieben. Dann kam der Reichskrieg gegen Ludwig XIV., und da hieß es, schwere Subsidien zahlen, bis Lauenburg gar die feindlichen schwedischen Truppen 1774 im eigenen Lande sah. Bald darauf sammelte sich die dänische Armee in Lauenburg. Und schließlich kamen die Kaiserlichen. Erst im Juni 1676 zogen die letzten Truppen ab. Das Herzogtum hatte außer den persönlichen Einquartierungslasten der Untertanen für diesen Krieg offizielle Ausgaben in Höhe von 60 000 Thr. gehabt. Da wird es selbst uns Heutigen begreiflich, daß es dem Schwarzenbeker Amtmann nicht gelingen wollte, aus dem völlig ausgesogenen Lande rechtzeitig die verlangten Steuern auszupressen. Aber es half ihm nichts, gezahlt mußte werden. Der Herr Amtmann empfing schließlich ein Schreiben von der Ratzeburger Regierung, das die Exekution unmittelbar ankündigt. Da wird er nicht länger gefackelt haben.

Wir Heutigen aber lesen mit gelinder Verwunderung diesen Drohbrief, der in der damaligen Schreibart folgendermaßen lautet:

"Ihr erinnert Euch daß zu einbringung der ordinaire Contribution am 9. dieses an Euch Befehl ergangen die vom 12. Decembris 1675 biß den 12.Martius 1676 restierende 360 Rthr. binnen 10 tagen sub poena Executionis anhero zuliefern; Wann aber solchem Befehl biß dato keine parition geleistet worden und Wir Euch damit länger nachzusehen nicht gemeinet; Alß werden Nomine Serenissimi Unsers gnädigsten Fürsten und Herren gegenwertige beede Musquetirer auff Execution hiemit abgeschicket, mit der ordre nicht ehe von dannen zuweichen biß die 360 Rthr. an den Cammerschreiber Premsel eingelieffert und Sie deswegen contramandiret, Und soll Ihnen unterdessen alle tag 6 Sch. Executionsgebühr zusambt, nebst Essen und trincken gereichet werden; wornach Ihr Euch zuachten."

Ratzeburg, den 27. Februarius 1677.
Fürstl. Niedersächßische Vice-Cantzler und Räthe.
BUNKENBURG.    PELLICERUS.

 

 

 

 

 

 

 

 



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