Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1928


[Miszelle]

Bücher- und Zeitschriftenschau

 

Neue Dokumente zur Menschheitsgeschichte. Hersg. von O. Hauser. Bd. 1. Weimar: Verlag für Urgeschichte und Menschenforschung 1928. - Der bekannte und vielumkämpfte Entdecker und Erforscher der vorgeschichtlichen Höhlen in Südfrankreich, Otto Hauser, gibt in fortlaufender Reihe - in Sammelbänden zusammengefaßt - Aufsätze über archäologische Funde und über Probleme der Vorgeschichte heraus, die aus der Feder von "Fachleuten der praktischen und theoretischen Paläo-Anthropologie und ihren Grenzgebieten" stammen. Der erste uns vorliegende Band umfaßt fünfzehn Arbeiten. Der Herausgeber selbst eröffnet ihn mit einer programmatischen Einleitung, und er gibt iu einer zweiten Arbeit Kunde von neuen Funden in Miremont und Combe Capelle. Geheimrat Sommer steuert eine interessante Untersuchung über "Rennwege und alte Steinzeit" bei. Einen besonders lehrreichen Aufsatz bringt Oberingenieur Herig-Karlsruhe, der die Urformen menschlicher Geräte zu den Formen heutiger Werkzeuge in Parallele stellt und dabei trotz aller Verschiedenheit des Materials überraschende Ähnlichkeiten findet. Diejenige Arbeit nun aber, die un-

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sere Leser am meisten interessieren muß, hat Dr. med. KARL CLASZEN beigesteuert, der das Rätsel vom "ALTER UND URSPRUNG DES DEUTSCHEN VOLKES" zu lösen versucht. Claßen geht an diese Untersuchungen mit dem schwersten Rüstzeug archäologischer, anthropologischer und lingustischer Wissenschaft heran. Seine Methode und seine Ergebnisse weichen vielfach von denen ab, die heute das Feld behaupten. Das Resultat seiner Forschungen läßt sich etwa folgendermaßen zusammenfassen: Im Norden Deutschlands lebte zur Zeit, da die megalithischen Gräber errichtet wurden, ein Volk der Cromagnon-Rasse, das aus dem Westen Europas eingedrungen war und zu diesem noch lange in kulturellen Beziehungen stand. Die Sprache dieses Volkes hatte möglicher Weise Verwandtschaft mit der iberischen. Später drangen von Südrußland her gegen diese Gebiete Stämme der Lausitzer oder Aunjetitzer Rasse vor, die der arischen Sprachenfamilie angehörten. Von diesen Stämmen, mit denen sich die Urbevölkerung vermischte, nahm diese nach und nach die arische Sprache an, ohne jedoch den Wortschatz der eigenen Sprache ganz preiszugeben. Die Megalithiker des Nordens, denen die arische, vorgermanische Sprache aufgepflanzt wurde, sind also im wesentlichen die Urväter des deutschen Volkes.- Die Untersuchung Claßens, die zu diesem Resultate führt, ist mit viel Scharfsinn, Sorgfalt und Gelehrsamkeit durchgeführt worden. Die Fachleute werden sich unbedingt mit ihr auseinanderzusetzen haben.

G.


 


 

 

 

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