Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1929



Der Münzenfund von Sarnekow.

Von H. Ferd. Gerhard.
 

Seit der Auffindung des Münzenschatzes sind einige Monate vergangen. Sie sind nicht ungenützt geblieben. Die Münzen liegen gereinigt und säuberlich geordnet in Kästchen und Tüten da. Heute ist es möglich, eine Übersicht über den Fund zu geben.

Doch zunächst noch Einiges über die Auffindung und die Fundstelle selbst! Es war an einem Junitage dieses Jahres, da pflügte der Dreiviertelhufner Herr Lübcke ein Ackerstück, das unmittelbar an seinen Hof anstößt. Plötzlich klirrt es wie Scherben. Er wendet sich um. Er sieht es grünlich unter der Scholle hervorschimmern. Er bringt die Pferde zum Stehen und eilt zurück. Und siehe da, er findet einen grauen Topf, dessen Rand in Scherben da liegt und aus dem grünspanüberzogene Münzen herausrieseln. Herr Lübcke ist klug genug, den irdenen Topf vorsichtig zu umwickeln und ihn mit aller Sorgfalt zu heben. Auch birgt er ihn sicher vor allerlei Begehrlichkeit, da er darüber belehrt ist, daß der Fund als ein Stück von Altertumswert zwar abgeliefert werden müsse, daß ihm aber volle Entschädigung dafür zusteht. Als Herr Studiendirektor Dr. Lammert und ich wenige Tage später nach Sarnekow kommen, ist Herr Lübcke sofort bereit, die Münzen dem Heimatmuseum zur weiteren Bearbeitung anzuvertrauen.
Vorsichtig wird der Topf an Orr und Stelle entleert. Der Inhalt wird durchgesiebt, die von der Erde befreiten Geldstücke werden gezählt. Der Geldschatz wandert nach Ratzeburg.

Die Münzen sahen damals betrübend aus. Die meisten waren arg verkrustet und stark mit Grünspan überzogen. Es bedurfte langer, vorsichtiger Reinigungsarbeit, um die Silberstücke von Schmutz und "Patina" zu befreien.

Schon die erste Untersuchung, an der sich der Direktor des Lübecker Staatsarchivs, Herr Staatsrat Dr. Kretzschmar, in gütiger Weise beteiligte, ergab, daß die Münzen aus dem Ende des 14. Jahrhunderts stammen und daß sie bis auf wenige Stücke in den fünf Städten des sogenannten Wendischen Münzvereins, in Lübeck, Hamburg, Lüneburg, Wismar und Rostock, geprägt worden sind.

Die allgemeine Münze des frühen Mittelalters war der sogenannte "Pfennig", ein kleines Silberstück, das Anfangs als dünne flache Scheibe, später aber in der Form eines winzigen Tellerchens mit aufgebauchter Mitte geprägt wurde. Man nennt diese zerbrechlichen, aus dünnstem Silberblech hergestellten Stücke: Brakteaten oder Hohlpfennige. Diese Münzen, die in den niederelbischen Städten vom 13. bis zum 16. Jahrhundert ausgegeben wurden, wogen durchdurchschnittlich 3/10 Gramm. Man kann sich also vorstellen, daß sie für den Großhandelsverkehr denkbar ungünstig waren und daß man gerade in den Handelsstädten den Wunsch hatte, größere und haltbarere Münzen in den Verkehr zu bringen.

Die Hansestädte hatten aber noch weitergehende Ziele. Im Mittelalter war es, wie es auch noch in manchen Abschnitten der Neuzeit geschah, gang und gäbe geworden, daß die Münzherren die Geldprägung dazu benutzten, ihren Säckel zu füllen. Sie münzten das Pfund Feinsilber derart aus, daß sie immer mehr Pfennige daraus prägen ließen, die dann entweder geringeres Gewicht oder aber eine größere Beimischung unedlen Metalls erhielten. Diese Münzverschlechterung führte dazu, daß die entwerteten Pfennige von den Handelsleuten, besonders fremder Staaten, nicht als vollwertig, sondern nur zu weit niedrigerem Kurswert angenommen wurden. Die Umrechnung aber machte, zumal immerfort neue Münzen von immer wieder verschiedenem Silbergehalt geprägt wurden, unendliche Schwierigkeiten. Und so schlossen sich schon im Jahre 1255 Lübeck und Hamburg in einer Art Münzbündnis zusammen, das 1304/5 erneuert wurde. Und Lübeck war es wiederum, das im Jahre 1340 von allen deutschen Städten zuerst eine Münze von höherem Wert, und zwar in Gold prägen ließ. Wenige Jahre danach (1347) hat unsere Nachbarstadt dann auch eine größere Silbermünze, den sogenannten Wittenpfennig im Werte von 4 Pfennigen schlagen lassen. Diese Münze, die im Werte dem englischen Sterling sehr nahe kam, hat sich im norddeutschen, besonders im Ostseeverkehr eine bedeutende Stellung erobert.


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Phot. A. Hannig, Ratzeburg.
Typische Stücke des Münzenfundes von Sarnekow.

In der OBENSTEHENDEN ABBILDUNG sind der Reihenfolge nach von links nach rechts folgende Münzen dargestellt:

1. Reihe: Hohlpfennige Lübeck und Hamburg; Witten Lübeck; Hohlpfennige Lüneburg und Wismar.
2. Reihe: Witten Hamburg, Lüneburg und Wismar.
3. Reihe: Sechsling Lübeck; Dreiling Lübeck; Sechsling Hamburg.
4. Reihe: Dreilinge Hamburg, Lüneburg, Wismar, Rostock.
Von den Witten, Sechslingen und Dreilingen sind - außer bei Rostock - Vorder und Rückseite wiedergegeben.


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In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts traten die Hansestädte in immer engere Verbindung miteinander. Ihre gemeinsamen Tagungen wurden immer häufiger. Und so war es kein Wunder, daß die immer wiederkehrenden Verhandlungen über die Regelung der Münzverhältnisse bald zur Bildung eines Münzvereins führten. Nachdem sich schon 1365 und 1373 eine Reihe niederdeutscher Städte zu losen Münzverbänden zusammengeschlossen hatten, gründeten im Jahre 1379 am 9. Februar die Hansestädte Lübeck, Hamburg und Wismar den Wendischen Münzverein. "Zur eigentlichen Vereinsmünze wurde", wie ich Wilhelm Jesse's ausgezeichnetem Buch *) entnehme, "der Wittenpfennig, der penningh von veer pennighen, erhoben, der zu 176 Stück aus der 13 l/2lötigen Mark, also mit einem Sollgewicht von 1,328 gr ausgeprägt werden sollte".
(Der Hohlpfennig wurde damals mit 576 Stück aus der 9lötigen Mark ausgeprägt.)

Über das Gepräge wurde bestimmt, daß jede Stadt "ihr besonderes Hoheitszeichen und den eigenen Stadtnamen, aber daneben als gemeinsames Kennzeichen des Münzvereins auf der Rückseite in der Mitte des Kreuzes ein Rund mit einem sechsstrahligen Stern" führen sollte. Dieser Stern sollte auch auf der andern Seite über dem Hoheitszeichen (dem lübischen Doppeladler, der hamburgischen Burg und dem mecklenburgischen Stierkopf) wiederkehren. Die Umschriften waren verschieden. Hamburg schrieb: BENEDICTUS DEUS, Lübeck: CIVITAS IMPERIALIS, Wismar: CIVITAS MAGNAPOILENSIS.

Das Vorbild der drei Städte regte auch die übrigen wendischen Städte zu gleichem Vorgang an. Als der Münzverein 1381 erneuert wurde, schlossen sich Rostock und Stralsund an. Ebenso auch Lüneburg, das als Umschrift den Spruch "SIT LAUS DEO PATRI" wählte.

Ein neuer Rezeß wurde im Jahre 1387 zu Mölln geschlossen. In ihm wurde bestimmt, daß fortan 180 Stück aus der Mark geschlagen werden sollten. Das Gepräge änderte man insofern, als jetzt das Rund auf dem Kreuz der Rückseite leer bleiben sollte ("Slichte runde middeme in dem cruce). In der Tat findet sich auf den Witten dieses Typs meist ein Punkt. - Rostock und Stralsund waren bereits 1384 wieder aus dem Münzverein ausgetreten. 1389 wurde der Vertrag der übrigen noch einmal auf derselben Grundlage, erneuert.

Das Jahr 1392 brachte einen neuen Abschnitt der wendischen Münzgeschichte. Die vier genannten Städte und Rostock, das sich ihnen wieder anschloß, einigten sich dahin, den Witten zurücktreten zu lassen und dafür zwei neue Münzsorten, die DREILINGE und SECHSLINGE zu prägen. Beide waren allerdings von Lübeck und Hamburg schon früher ausgegeben worden. Jetzt aber wurden sie ausdrücklich zu Münzsorten des Münzvereins erhoben. Sie sollten aus 12lötigem Silber zu 230 bezw. 114 Stück aus der Mark ausgebracht werden, also 1,017 und 2,04 gr wiegen. Als Gepräge war für beide Seiten das Stadtwappen vorgeschrieben, wobei Wismar statt des Stierkopfes "een half ossenhovet und enen halwen schilt" verwendete. Neben diesen Münzen wurde die Prägung von Hohlpfennigen (jetzt nur 558 aus der 9lötigen Mark) wieder aufgenommen. Die Ausgabe dieser kleinen Münze wurde aber auf 300 Mark für Lübeck und auf 200 für die übrigen Städte beschränkt.

Nach dem Ablauf der sechs Vertragsjahre (1398) wurde zwischen Lübeck, Hamburg, Lüneburg und Wismar ein neuer Rezeß vereinbart. Dieser bestimmte die Wiederaufnahme der Wittenprägung, und zwar zu 193 Stück aus der 13lötigen Mark. Das Gepräge wurde nicht schriftlich festgelegt. Aber Jesse, wie andere Münzforscher, glauben sicher zu sein, daß dieser Zeit die Witten mit beiderseits Stadtwappen im sogenannten Dreipaß angehören.

Doch diese Frage hat für uns hier keine Bedeutung, weil sich in dem Sarnekower Funde keine Dreipaß-Witten befinden. Die sämtlichen Münzen des Fundes stammen zweifellos aus früheren Prägungen. Es erübrigt sich deshalb auch, an dieser Stelle die Geschichte des Wendischen Münzvereins weiter zu verfolgen. Die eine Feststellung mag genügen, daß von 1411 an die Witten so gut wie ganz aus dem Verkehr verdrängt wurden, daß man später nach­

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*) Der Wendische Münzverein. (Quellen u. Darstellungen zur Hansischen Geschichte. Neue Folge Bd. 6) Lübeck: Hansischer Geschichtsverein 1928.

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einander zur Prägung von Schillingen, Mark und Talern überging und daß der Münzbund sich fortan immer mehr lockerte, bis er 1567 vom niedersächsischen Münzkreis verdrängt wurde. Am 7. Februar 1569 traten die vier Städte zum letzten Mal zusammen. Sie faßten zwar nicht ausdrücklich den Beschluß, den Verein aufzulösen, aber nahmen ihm durch Annahme der Münzkreis-Beschlüsse die weitere Existenzberechtigung. -

Der Sarnekower Münzenfund gibt nun zu dem, was wir über die ersten Jahrzehnte des Wendischen Münzvereins sagten, die wertvollste Illustration. Er bietet uns reichlich, überreichlich Belege und wird zweifellos dazu helfen, manches Dunkel in der Münzgeschichte des ausgehenden 14. Jahrhunderts zu lichten.

Der Fund besteht nach Abzug der vollkommen abgeschliffenen und zerbrochenen, kurzum der unverwertbaren Stücke aus 2004 Münzen. Die Zusammensetzung ergibt sich ohne weiteres aus folgender Tabelle:
 

  Hohl­
pfennige
Witten Sechslinge Dreilinge Zusammen
Lübeck ... 87 13 89 899 1088
Hamburg ... 62 27 5 214 308
Lüneburg ... 35 31 - 244 310
Wismar ... 93 61 - 132 286
Rostock ... - - - 8 8
Anderer
Herkunft
- 2
1) Ostfries­
land *)
2) Heinsberg
- 2
(Flensburg)
4
Zusammen: 277 134 94 1499 2004


Wir ersehen aus dieser Zusammenstellung, daß genau 2000 Stücke aus dem wendischen Münzverein und nur vier aus andern Münzstätten hervorgegangen sind. Die Zusammensetzung des Fundes darf also wohl als typisch für den Münzverkehr unter den Städten des Münzvereins gegen Ende des 14. Jahrhunderts angesehen werden. Das Zahlenverhältnis der Lübecker, Hamburger, Lüneburger und Wismarer Münzen zueinander dürfte der handelspolitischen Bedeutung der genannten Städte entsprechen. Rostock war zeitweise dem Münzverein entfremdet. Seine Münzen werden daher im Handelsverkehr mit den vier größeren Städten mit einiger Zurückhaltung behandelt worden sein.

Was nun das ALTER der "wendischen" Münzen betrifft, so ist das der Hohlmünzen nicht genau anzugeben. Von den übrigen Stücken sind nur 27 vor Begründung des Münzvereins geprägt. Alle andern, also 1696 Stück, sind nach den Rezessen von 1379/81, 1387 und 1392 geprägt, verteilen sich mithin, da kein Dreipaß-Witten von 1398 darunter ist, auf eine Entstehungszeit von allerhöchstens 19 Jahren.

Klar ersichtlich ist aus dem Funde, wie das damals überragend mächtige und reiche Lübeck im Münzwesen des Vereins die Führung inne hatte. Es ließ die veraltete Wittenprägung am ehesten fallen und prägte in großen Mengen den gefälligen Dreiling und daneben den großen Sechsling aus. Dabei ist es

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*) Die Bestimmung des ostfriesischen Witten verdanke ich dem als Numismatiker bekannten Herrn Steuerinspektor Dorfmann in Altona. Er erkannte das Stück als einen Wittenpfennig des Häuptlings Edo Wyncken von Wangerland ( 1410). Herr Dorfmann wird das bisher nicht edierte Stück, wie auch das von Heinsberg, im Januarheft der "Lauenburgischen Heimat" eingehend behandeln.
 

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geradezu verblüffend, daß sich in dem Funde neben 89 lübischen nur noch 5 harnburgische Sechslinge finden und daß andererseits Wismar mit 61 Witten noch ziemlich fest in der vergangenen Münzperiode wurzelt.

Überraschend ist die große Anzahl verschiedener Stempel, die bei den Prägungen verwendet wurden und die besonders bei den Dreilingen hervortreten. Allein nach der Umschrift der Vorderseite sind z. B. bei den Hamburger Dreilingen 20 scharf unterschiedene Varianten festzustellen. Da wird das Moneta Hamburgensis abgekürzt: Hamburg, Hamburgc, Hamburge, Hamburgen, Hamburges, Hamburgens. Innerhalb dieser Prägungen aber werden wieder die einzelnen Buchstaben in verschiedenster Weise miteinander verschlungen. Neben diesen großen Unterschieden in den Stempeln werden sich aber sicher noch sehr viele von geringerer Auffälligkeit ergeben. Die Fülle
von Stempeln beweist schlagend, daß der Bedarf an Münzen gerade in diesen Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts außerordentlich groß gewesen ist.

Für die Sammler sei bemerkt, daß sich unter den Stücken auch mehrere absonderliche FEHLPRÄGUNGEN befinden. Sicher dürfen wir als solche z. B. einen Lüneburger Dreiling bezeichnen, auf dem der bekannte Wahlspruch: "SIT LAS DEO PATRII" geschrieben ist oder ein anderer, auf dem CIBITA statt CIVITAS zu lesen ist. - Vielleicht gehören hierher auch die Wismarer Dreilinge, die - ganz abweichend von allen übrigen - auf beiden Seiten die gleiche Prägung zeigen, einmal: MONETA WYSMARI, und das andere Mal: CIVITAS MAGNOPOL.

Rätsel dagegen geben, besonders bei den Dreilingen, die BEIZEICHEN auf, die als Kennzeichen der neu vereinbarten Prägungen dienten. Es finden sich da nämlich nicht nur die reinen Typen, wie sie in den Rezessen erwähnt sind, sondern auch MISCHTYPEN, die in größerer Zahl auftreten und daher keinesfalls als Fehlprägungen angesprochen werden dürfen. Da finden wir z. B. bei den Lübschen Dreilingen eine Kombination von Jesse 413 und 414; d. h. auf der einen Seite trägt der Stadtschild oben drei, auf der andern nur einen Punkt, während an den Seiten gleichfalls Punkte stehen. Auf einem andern Dreiling finden wir auf der einen Seite überhaupt kein Beizeichen, auf der andern
nur oben über dem Schild einen einzigen Punkt. Schließlich finden wir bei nicht weniger als 72 Münzen eine Kombination von Jesse 413 und 415; d. h. auf der einen Seite das Stadtschild ohne Beizeichen, auf der andern an jeder Seite des Schildes einen Punkt. - Diese Varianten sind doch wohl kaum der Willkür der Münzmeister zuzuschreiben, sondern als uns bisher unbekannte Zeichen für ganz bestimmte Prägungen aufzufassen.

Es ist hier nicht die Stelle, all die Fragen aufzuwerfen oder gar zu beantworten, die der Sarnekower Münzenfund an uns stellt. Das muß der eingehenden Untersuchung eines Fachmannes vorbehalten bleiben, dem wir den Fund, im großen geordnet, übergeben werden. Hier möchte ich nur noch ein paar Worte darüber anfügen, welche Vermutungen man über die Herkunft des "Schatzes" haben kann. Das Dorf Sarnekow ist ehemals besonders groß gewesen. Das Zehntenregister von 1230 gibt an, daß es 28 Hufenstellen gehabt habe. Heute sind von diesen nur zwei Hufen übrig geblieben. Wahrscheinlich sind die übrigen 26 Bauernstellen im Laufe der Zeit von den Besitzern des adligen Gutes Gudow "gelegt" worden. Das heißt, die Äcker wurden dem Besitze der Gutsherren zugelegt, und die Bauern wurden mit oder ohne Entschädigung von ihren Höfen vertrieben. Diese "Konsolidierung des adligen Grundbesitzes" fand vorwiegend im 15. Jahrhundert statt, also vor Vergrabung der Münzen. So ist es durchaus möglich, daß der Schatz gerade an der Fundstelle in unmittelbarer Nähe eines Bauernhauses verborgen wurde.

Darf man nun annehmen, daß hier ein Bauer sein eigenes Vermögen etwa in Kriegszeiten vergraben hat? Ich glaube es nicht. Denn der Münzenfund ist so gleichartig zusammengesetzt, daß er kaum aus den "Spargroschen" eines Landmannes bestehen kann. Ferner sind die meisten Münzen so wenig abgegriffen, daß man nicht annehmen kann, daß sie durch viele Hände in den Besitz eines Sarnekower Bauern gekommen sind. Schließlich ist der Wert des Schatzes für damalige Zeit so groß, daß er kaum von einem Landmann zusammengebracht sein kann, noch dazu in einer Zeit, wo die Naturalwirtschaft auf dem Lande noch gang und gäbe war.

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Wenn ich recht sehe, bleiben nur zwei Möglichkeiten übrig. Entweder bildete der Schatz die Kriegskasse eines Fürsten oder einer Stadt, und die verhältnismäßig kleinen Münzen sind für Sold- und Fouragezahlungen bestimmt gewesen. Oder aber, was wahrscheinlicher ist, das Geld wurde einem durchreisenden Kaufmann abgenommen und bald darauf aus irgend einem Grunde vergraben. Wenn wir bedenken, daß die Herren des adligen Gutes Gudow noch 1589 einen Hamburger Kaufmann überfielen und beraubten, und zwar mit Hilfe ihrer wehrhaften Jungknechte, so brauchen wir die Vermutung eines räuberischen Überfalles durch irgendwelche Raubritter oder die von ihnen geführten Bauern an der Landstraße Lübeck Lüneburg in den rauhen Zeiten des 14. Jahrhunderts durchaus nicht von der Hand zu weisen. Unterstützt wird sie jedenfalls durch die Tatsache, daß die Münzen fast sämtlich dem wendischen Münzverein angehören und somit sehr wahrscheinlich in ihrer Geschlossenheit dem Handelsverkehr der oben genannten Hansestädte dienten. Auch sind die Münzen zum großen Teile so gut erhalten, daß die meisten vermutlich nur im Großhandel Verwendung gefunden haben. Aber es ist wohl müßig, derartige Betrachtungen anzustellen. Die Münzen sind stumm, und wir werden nie erfahren, welche Menschenschicksale mit dem Verbergen des Schatzes im Zusammenhang standen.



 


 

 

 

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