Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1930


[Miszelle]

Kleine Mitteilungen

 

Ein Zauberring? Unter dieser Überschrift war in der letzten Nummer dieser Zeitschrift ein bei Mölln gefundener Ring veröffentlicht und abgebildet. Die Inschrift war MTRIT gelesen und als Zauberformel angesprochen worden. Der Ring selbst war infolgedessen als Zauberring angesehen worden, der entweder noch aus dem Mittelalter oder aus dem 17. Jahrhundert stamme. Wie ich dem Herausgeber dieser Zeitschrift bald nach dem Erscheinen des Artikels schrieb, ist die Lösung unendlich viel einfacher. Man muß nur die Inschrift richtig lesen. Sie ist noch in gotischen Majuskeln abgefaßt, die dem ungeübten Auge oft nicht gleich klar sind, und lautet MARIA. Auch Herr Archivrat
 



Phot. A. Hannig-Ratzeburg.
 

Prof. Dr. H. Reincke in Hamburg hat bald nach mir in einer Zuschrift an Herrn Dr. Gerhard die gleiche Lösung mitgeteilt. Was nun das Alter des Ringes anbetrifft, so bin ich der Meinung, daß er noch in das 14. Jahrhundert gehört; vielleicht mag er um 1350 oder noch etwas früher gefertigt sein. Reincke möchte ihn um 1500 ansetzen. Dagegen scheint mir zu sprechen, daß der Gebrauch, Inschriften in Majuskeln abzufassen, um 1350 nach und nach aufhört, was ich auch durch langjährige Beobachtung bei Grabsteinen, Glocken usw. bestätigt finde. Nun zur Benutzung des Ringes. Man könnte ihn als Verlobungsring oder dergleichen ansprechen. Dem steht aber entgegen, daß der Vorname Maria, als solcher müßte dann die Inschrift ja aufgefaßt werden, erst nach der Reformation Eingang findet. Es bleibt dann nur noch eine sakrale, also kirchliche Verwendung. Sicher wird der Ring von einem Pilger an einem Wallfahrtsort, wo die Mutter Gottes verehrt wurde, als Andenken erworben sein. So wurden z. B. neben dem eigentlichen Pilgerzeichen solche Ringe in dem zahlreich besuchten Einsiedeln in der Schweiz ausgegeben (siehe Odilio Ringholz "Die Einsiedler-Wallfahrtszeichen einst und jetzt" im "Schweizerischen Archiv für Volkskunde" Bd. 22 (1919) S. 182). Von welchem Ort der Ring stammt, läßt sich natürlich nicht sagen. Nicht ausgeschlossen wäre, daß er mit Büchen in Zusammenhang steht. Büchen war ja im Mittelalter Wallfahrtsort und es stand dort auch ein wundertätiges Marienbild. (Siehe u. a. Haupt und Weysser: Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Herzogtum Lauenburg, S. 40.) Somit wäre das Rätsel, das der Ring scheinbar aufgab, gelöst.

J. WARNCKE.
 

1930/3 - 113

 


 


 

 

 

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