Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1930


[Miszelle]

Kleine Mitteilungen

 

Das geologische Alter der Schaalsee-Zivilisation. Wie in Heft 2 des 4. Jahrganges unserer Zeitschrift berichtet wurde, hat Herr Alexander Georg von Zastrow in der Umgegend des Gutes Seedorf am Schaalsee eine große Menge von Steinwerkzeugen festgestellt, die von allen Kennern als altpaläolithisch angesprochen werden. Professor Schmantes, der die Stücke durchforscht und in der "Festschrift zum fünfzigjährigen Bestehen des Hamburger Museums für Völkerkunde" eingehend besprochen hat, kommt auf Grund von Soergels Eiszeitgliederung zu dem Schluß, daß es sich dabei nur um eine ALTPALÄOLITHISCH ANMUTENDE ZIVILISATION AUF DURCHAUS JUNGER LAGERSTÄTTE handle. Gegen diese Auffassung wendet sich jetzt in Heft 1 des 82. Bandes der Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft der Berliner Geologe Paul Range. Er stellt zunächst fest, daß die altpaläolithischen Steinwerkzeuge am Schaalsee immer nur auf dem Geschiebemergel vorkommen, während in den benachbarten Sandgebieten echtes Jungpaläolithikum gefunden wird. Er hält es für wahrscheinlich, daß die südliche Staffel der Hauptendmoräne, auf deren Gebiet nach der geologischen Aufnahme Gagels die Schaalsee-Zivilisation begrenzt ist, gar nicht mehr als Endmoränenstaffel der LETZTEN Eiszeit zu deuten ist,

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sondern einer älteren Stillstandslage angehört, die vielleicht seiner südlichen Hauptendmoräne, die besonders typisch am Elbufer westlich Lauenburg und südlich Schwarzenbek auftritt, zuzurechnen ist. "Die Geschiebemergellandschaft südlich Seedorf - das Quellgebiet der Boitze - macht einen entschieden älteren Eindruck als die nur wenige Kilometer nördlich liegende der zweiten Endmoränenstaffel. Die Höhenunterschiede sind ausgeglichener, das Gelände erinnert an Formen, die Gripp als Altmoränenlandschaft bezeichnet. Wenn diese Auffassung zu Recht besteht und das Gebiet, auf dem die interessanten paläolithischen Funde von Seedorf vorkommen, nicht mehr vom letzten Inlandeis überschritten wurde, SO RÜCKEN DAMIT DIE FUNDE IN EIN WESENTLICH HÖHERES ALTER HINAUF und sind dann den Harburger und anderen Moränen westlich Hamburg (der Eiszeit 4 B Soergel), die nach der Chronologie von Milankawitsch ETWA IN DIE ZEIT UM 70000 V. CHR. gehören würde, gleichzusetzen. Dann fallen aber die Schwierigkeiten fort, die für Schmantes darin bestehen, daß die Funde auf der LETZTEN Grundmoräne liegen sollen." - Es wäre zu wünschen, daß sich auch andere Geologen zu dieser Frage äußern, damit das Alter der Schaalsee-Zivilisation mit möglichst großer Wahrscheinlichkeit festgestellt werden kann.
 


 


 

 

 

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