Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1933


Der weiße Storch in Lauenburg.

Von WERNER HAGEN.

Auf Antrag des Herrn Landesarchivars Schellbach, des Vorsitzenden des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg, hat der Landrat, Herr Fründt, durch die Gemeindevorsteher eine Zählung der Störche in diesem Jahre (1933) vornehmen lassen. Die Ergebnisse sind mir zur Bearbeitung übertragen.

Danach standen 69 Storchnester im Kreise Herzogtum Lauenburg. Hiervon waren 17 unbesetzt und 52 besetzt. Von den besetzten Nestern waren 2 von Einsiedlern, 50 von Paaren bewohnt. 6 Paare brüteten nicht und 44 Paare zogen Junge groß. Insgesamt wurden 117 Junge erbrütet. 100 Brutpaare hatten im gleichen Verhältnis nur 266 Junge erbracht. Das ist nicht viel! Der Vermehrungskoeffizient (Zahl der Jungen durch Zahl der Paare) ist 2,3. Er ist also nicht groß. Das kalte Frühjahr hat hier, wie auch im Gebiet des Freistaates Lübeck, wo auf meine Anregung hin seit 1919 gezählt wird, ungünstig gewirkt. Auf der andern Seite des Landes ist das Ergebnis ein teilweise  günstigeres. Der Vermehrungskoeffizient hatte dort, soweit aus einer kurzen Zeitungsnotiz zu errechnen, im Kreise Pinneberg 1932 die Zahl 2,7, im Jahre 1933 2,6 betragen trotz großer zahlenmäßiger Zunahme (von 129 auf 155); im Kreise Steinburg war er aber von 2,9 im Jahre 1932 auf 2,4 gesunken, trotzdem auch hier eine Zunahme (von 608 auf 620) zu verzeichnen war. Vergleiche ähnlicher Art aber lassen sich für Lauenburg erst vom nächsten Jahre an machen. Vor allem läßt sich dann die Frage der Abnahme oder Zunahme erörtern. Seit 1929 beginnt sich der Storchbestand im nördlichen Teil des europäischen Festlandes wieder zu heben. Leider aber trat im lübeckischen Gebiet 1933 wieder eine Verminderung ein. Ein Vergleich der lauenburgischen Zahlen von 1933 ist nur mit denen des Jahres 1925 möglich, wo auf meinen Antrag durch die Regierung in Schleswig in der ganzen Provinz eine Bestandsaufnahme erfolgte. Danach ist der Zustand von damals noch nicht wieder erreicht. Die Zahl der NESTER war 1925 (ohne lübeckische Enklaven) 84 = 15 Abnahme = 18 %. Die Zahl der unbenutzten Nester war damals 23, heute nur 17. Statt 27 % der Gesamtsumme sind es nur noch 25 %. EINSIEDLER gab es s. Zt. einen, heute 2 Stück. Die Zahl der PAARE ist von 57 auf 44 gesunken = 13 Paare Abnahme =23 %. Doch muß bemerkt werden, daß die genaue Zahl von 1925 noch größer sein muß. Die Zählung ist damals z. T. zu früh, z. T. schlecht durchgeführt. So liegen von einigen Nestern keine näheren Angaben vor. Immerhin ließ sich von 36 Brutpaaren die Jungenzahl sicher angeben, Sie betrug in der Mitte der Brutzeit 139, am Ende 115. Der
Vermehrungskoeffizient, auf 54 Paare bezogen, betrug 2,1. Es hatten 1925 am Ende der Brutzeit: 20 Paare 0 Junge, 2 Paare 1 Junges, 6 Paare 2 Junge, 12 Paare 3 Junge, 13 Paare 4 Junge, 3 Paare 5 Junge. Der Schwerpunkt liegt also bei 3 und 4 Jungen. Auf 100 Brutpaare wären bei gleichem Verhältnis 338 Junge gekommen. Das ist eine sehr hohe Zahl. Der geringe Vermehrungskoeffizient kommt von der außerordentlich großen Zahl der pausierenden Störche.

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1933 hatten: 6 Paare 0 Junge, 5 Paare 1 Junges, 13 Paare 2 Junge, 18 Paare 3 Junge, 8 Paare 4 Junge. Der Schwerpunkt liegt in diesem Jahre


1933/3-4 - 79


1933/3-4 - 80

bei 2 und 3 Jungen. 5 Junge sind nirgends erzielt. 100 Brutpaare hätten nur 266 Junge erbracht.

In 42 gleichen Gemeinden wohnten 1925 und 1933 Störche, allerdings im letzten Jahre 9 Paare weniger. In 16 Gemeinden ist der Storch seit 1925 ganz verschwunden, in 12 Gemeinden stehen wieder neue Nester, die allerdings z. T. nicht bewohnt sind. Eine genaue Auskunft über die Bestandsveränderung wird nur eine alljährliche Zählung ergeben, wie sie nach dem von mir angeregten lübeckischen Beispiel an einigen Stellen Deutschlands geschieht.

Während im Gebiete der letzten eiszeitlichen Grund- und Endmoränen 1925 38 lauenburgische Nester besetzt waren, waren es (ohne ein durch einen Einsiedler besetztes Nest) noch 34 Nester. In der Geest (Sander der letzten Eiszeit und ausgelaugte Böden der vorletzten Vereisung) hausten 1925 19 Paare, heute nur 11 Paare. Die Geest hat also um 8 Paare, die Moräne nur um 4 Paare abgenommen. Von den 17 leerstehenden Horsten liegen übrigens nur 4 in der Geest, deren Bewohner anscheinend nicht so storchfreundlich sind. Die andern 13 befinden sich in der Moräne. Hoffen wir, daß alle bald besetzt sind. Die Verhältnisse der letzten Jahre in andern Gegenden berechtigen dazu.



 


 


 

 

 

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