Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]
Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1925
[Miszelle]
Aus alter und neuer Zeit |
Hecktore oder Schlagbäume.
Hin und wieder sieht man auch jetzt noch im
Lauenburgischen vor Koppeln ein Hecktor eigener Art, das wegen
seiner Urwüchsigkeit ganz vorzüglich in das Landschaftsbild
hineinpaßt
und vermutlich schon in frühgermanischer Zeit gebraucht wurde. Es
besteht aus 2 eingegrabenen Pfählen, von denen der eine oben
zugespitzt ist und der andere am aufrecht stehenden Ende eine Zwille
hat. Auf diesen zwei Pfählen, die entsprechend weit auseinander
gesetzt sind, um der Durchfahrt für einen Wagen zu genügen, liegt
ein Baum (etwa eine Eiche oder eine Weide), der noch den
Wurzelballen an sicht hat. Die Wurzeln sind abgestutzt und der Baum
ist entborkt oder auch behauen. Oberhalb des Wurzelballens ist an
der Unterseite eine runde Vertiefung angebracht, in die der
zugespitzte Pfahl hineinragt, so daß der Baum auf dem Pfahl drehbar
ist. Das obere Ende des Baumes kommt in die Zwille zu liegen. Unter
dem Baum zwischen beiden Pfählen ist eine Lattenvergitterung
angebracht, um die Oeffnung nach unten auszufüllen. Will man das
Hecktor öffnen, so hebt man das obere Baumende aus der Zwille und
dreht den Baum nach innen oder außen. Das Hecktor bildet eine
standhafte Wehr gegen Vieh von außen zum Schutz der Feldfrüchte auf
der Koppel und von innen für etwaiges auf der Koppel befindliche
Weidevieh. - Es ist bedauerlich, daß Hecktore der beschriebenen Art
immer mehr verschwinden und nur noch wenig anzutreffen sind. Ebenso
wie die Pferdeköpfe auf den Dächern der niedersächsischen
Bauernhäuser seit mehreren Jahren wieder mehr angebracht werden,
könnten auch die äußerst praktischen und bodenständigen Hecktore,
die von alten Zeiten erzählen, wiederum öfter angefertigt werden zum
Schutz der Koppeln und zur Erhaltung der Besonderheiten im
lauenburgischen Landschaftsbilde.
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