Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1925


[Miszelle]

Bücherschau

 

Traugott Tamm: Der alte deutsche Gott. Geschichtlicher Roman in fünf Büchern. Köslin, Volksdeutsche Verlagsanstalt 1925.- 406 S. - Traugott Tamms neuer Roman ist ein Heimatbuch grossen Stils. Ein Heimatbuch einmal für uns Nordelbinger, da es in der geschichtlichen Frühzeit Schleswig-Holsteins spielt. Dann aber auch ein Heimatbuch für jedermann, da es ein Hohes Lied auf Heimatsehnsucht und Heimattreue ist. Daß wir Lauenburger einen besonderen Anteil an dem Buche nehmen, ist begreiflich. Denn der Verfasser lebt seit zwanzig Jahren unter uns und ist ganz einer der Unsrigen geworden. - Auf Lauenburger Grund und Boden spielt der Roman freilich nicht, sondern weiter im Norden zwischen Treene und Stör, zwischen Schlei und Plöner See. Und zwar spielt er in den ersten Dezennien des neunten Jahrhunderts, als ein halbes Menschenalter vergangen war, seit der große Frankenkaiser die Sachsen auf dem Heiligenfeld schlug und eine große Anzahl von ihnen gefangen mit sich fort an den Rhein führte. Burwido, Markrads Sohn, wurde damals von einem getreuen Knecht gerettet. Sein Vater aber wurde getötet, seine Schwester kam in eines Slavenfürsten Gewalt und der Bruder wuchs in der fränkischen Klosterschule auf, ward Christ und kam, von den Franken gesandt, in die alte Heimat zurück, bemüht, Burwido für den neuen Glauben zu gewinnen. Aber die Zeit war hier im Norden noch nicht reif für die Einführung des Christentums; die Besten des Volkes hielten noch fest an Wodan und Donar. In Burwido aber mischt sich die Treue zum alten Glauben mit der Treue zur verlorenen Heimat. Fest im Glauben der Väter, sieht er seines Lebens Ziel darin, sich des Markrads Erbe zurückzugewinnen. Ohne zu schwanken, verfolgt er seinen Weg, und keine Gefahr und keine Lockung kann ihn davon abbringen. Endlich, nach Jahren odysseischer Irrfahrt erreicht er sein großes Ziel. - Traugott Tamm hat in diesem Roman mit Meisterschaft das Land, die Stammestypen Schleswig-Holsteins, die Kultur jener frühen Zeit geschildert. Der Geograph, Volkskundler und Geschichtsforscher standen dem Künstler zur Seite, als er die Umwelt für seine kernigen und feinen und immer eigenartigen Figuren schuf und diese durch das Hin und Wider einer sinnvoll verschlungenen Handlung führte. Tamms Roman ist nicht nur eines der besten Bücher, die er selbst geschrieben, sondern auch eines der besten, die in den letzten Jahren auf dem Boden Schleswig-Holsteins erwachsen sind. Das Werk stellt an den Leser freilich allerlei Anforderungen, auch in seinem Stil, der eine so eigene Prägung hat. Das aber sollte niemanden abhalten, sich in das Buch zu vertiefen. Denn es bringt dem, der sich ihm wirklich hingibt, tiefen Genuß und reichen Gewinn.

1925/1 - 31

G.


 


 


 

 

 

 

 

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