An die Mitglieder der
lauenburgischen Jugendvereine!
Dir, lauenburgische Jugend, lege ich diese
Zeitschrift ganz besonders ans Herz. Du hast an ihr ein äußeres und
ein inneres Anrecht.
Ein äußeres, da die Regierung und der
Kreisausschuß für Jugendpflege 100 Exemplare der
"Lauenburgischen Heimat" für die Jugendvereine Lauenburgs frei zur
Verfügung stellen. Ein inneres, weil gerade Ihr berufen seid, die
Zukunft unserer Heimat, unseres Vaterlandes zu gestalten. Auch Euch
rufe ich zu: Nur wer seine Heimat kennt, kann in ihr Wurzeln
schlagen! Nur wer in der engeren Heimat wurzelt, kann recht dem
großen deutschen Vaterlande dienen!
Und glaubt nicht, daß Ihr bei Seite zu stehen braucht, wenn es gilt,
die großen und schönen Aufgaben des Heimatbundes zu lösen. Auch Ihr
habt Hände und Sinne und Gedanken. Und vielleicht könnt Ihr mit
Eurem frischen freudigen Draufgängertum manches erreichen, was dem
bedächtigeren Alter nicht so leicht gelingt.
Heute nur zwei von den unzähligen Aufgaben!
Ihr wißt, wir wollen Volkskunde treiben. Da gibt es nun in jeder
Stadt, in jedem Dorf alte Leute, die besprechen, die "stillen"
können. Fragt die nach ihren alten Sprüchen aus und teilt sie uns
mit! Wir werden sie dann sammeln und in diesen Blättern abdrucken.
Und dann ein anderes! Ihr habt alle gehört, daß wir in Mölln ein
Heimatmuseum gründen wollen. Auch da könnt Ihr mithelfen,
mitsammeln! Jeder von Euch weiß gewiß von irgend einem schönen
lauenburgischen Stück, das besser ins Museum als in die staubige
Ecke irgendeines Privathauses gehört. Da liegt irgendwo ein altes
Steinbeil oder ein alter Bronzering herum. Woanders steht eine alte
Aschenurne der Vorzeit im Winkel. Oder eine alte lauenburgische
Münze träumt vergessen in einem Schubfach. Oder Großmutters
Brautkrone verliert, in dunkler Schrankecke verstaut, ihren letzten
Flitter. Vielleicht sind auch alte Stammbücher, alte lauenburgische
Bilder oder alte Familienbriefe da, die von der Franzosenzeit
erzählen. Von größeren Dingen, wie alten Bauernstühlen, altem
Bauerngeschirr usw. garnicht einmal zu reden. Seht, wer so ein
hübsches, wirklich wertvolles Stück für unser Heimatmuseum retten
kann, auch der tut Dienst an unserer Heimat.
Wollt Ihr mithelfen? Ja, ich weiß, die Besten unter Euch werden es
tun!
Dr.
H. Ferd. Gerhard,
Kreisjugendpfleger. |
1925/1 - 32
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