Ueber das Vorkommen der Haselmaus, Muscardius avellanarius (L.),
in Lauenburg und bei Lübeck.
Die Haselmaus wurde mir schon in den Jahren 1906 und 1907 aus Tramm von dem
dortigen Lehrer Koch gebracht. Ich habe die Tierchen damals lebend
gehalten und sehr viel Freude an ihnen gehabt. Leider konnte ich sie
nicht durch den Winter bringen. sie gingen mir regelmäßig während
des Winterschlafes ein. Ein Exemplar besitzt das Naturhistorische
Museum. ein anderes das Lehrerseminar in Lübeck. Die Haselmaus muß
bei Tramm ziemlich häufig vorkommen, denn mir ist vor kurzem noch
von einer Familie, die früher dort wohnte, erzählt worden, daß sie
öfter diese Art
1926/1 - 21
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beim Beerenpflücken sahen. - In dem 5 km westlich von Tramm
gelegenen,
ebenfalls lübschen Dorf Schretstaken sah ich die Haselmaus selber,
während ich auf den Rehbock ansaß. - Am Wehrensteich im Forstorte
Steinhorst fand ich verschiedentlich Nester der Haselmaus, eins im
Gebüsch am Waldrande, das als Unterlage ein vorjähriges
Grasmückennest hatte. Auch bei Duvensee entdeckte ich ein Nest im
Knick. Im Sommer 1923 fand ich das Nest der Haselmaus auch mit
Jungen. Es befand sich in einem verwachsenen Waldweg am Wehrensteich
im lichten Haselbusch. etwa 70 cm über dem Erdboden. Wenn ich die
Zweige vorsichtig auseinanderbog, schaute das hübsche Tier mit
seinen großen Augen aus dem Schlupfloche heraus. Dann sprang es aus
dem Nest, um schnell den Waldboden zu gewinnen. Ich hatte keinen
Fotoapparat zur Stelle, und als ich nach 8 Tagen wiederkam, war das
Nest zerstört und Teile davon nach oben gerissen. Ich möchte
annehmen, daß ein Bussard der Uebeltäter gewesen ist. Hoffentlich
ist dem Zerstörer des Nestes das Muttertier entkommen, damit es noch
einmal erfolgreicher werfen kann. - Die Haselmaus ist unter
Naturschutz gestellt, das Tierchen darf also nicht getötet werden.
Weitere Mitteilungen über das Vorkommen sind sehr erwünscht.
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