Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]
Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1926
[G.]
Wolfsjagden in Lauenburg.
Wolfsjagden
in Lauenburg! Ja, die gab's nicht nur in Rotkäppchens
Zeiten, sondern noch viel später. Ein dünnes Aktenbündel des
Landesarchivs in Ratzeburg weiß
davon zu erzählen. 1926/4 - 94
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Demnach Ihre Durchlaucht Mein gnädigster Herr resolviret, am
negstkünfftigen Dingstag, alß den 16ten dieses im Renße (?) Ambts
Neuhauß eine Wolffsjagd anzustellen, Alß wird nomine
Vorhöchstgedachter Ihrer Durchlaucht Euch hirmit befohlen, denen gesambten
Unterthanen und nachgesetzten Ambts-Bedienten ernstlich anzudeuten, auf
bestimbten tag zu Darchau, gegen abent, bey willkührlicher Straffe zu erscheinen
und daselbst von dem Forstmeister Büngner ferner anordnung zu erwarten. Weilen
auch bereits an dem Herrn Land Marschall von Bülow geschrieben, daß der Herren
von Wedell ihre Leute ingesambt zu dieser gemeinnützigen Wolfsjagt an bestimbten
Ohrt mit erscheinen mögen, So zweifelt man nicht, es werde oberwehnter Herr Land
Marschall die Herren von Adell schon dazu disponiren, Indeßen habt ihr dennoch
denen in dem Euch anvertrautem Ambte geseßenen von Adell, zu gewinnung der Zeit,
zu schreiben, daß ihre Leute Mann bey Mann, gleich denen Herschafftlichen
Leuten, an bestimbten ohrt erscheinen mögen. Ich verbleibe des Herrn
Ambtschreibers
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an, daß ihre "Weyland Hochgeliebte Herren Vettern, die
regierende Herzöge zu Sachßen dergleichen und andere jachten, so wohl im Ambte
Neuhauß alß auch
Lauenburg und Schwartzenbeck öffters angestellet und die Unterthanen darzu
beruffen lassen, hingegen die Witzeiter und Schulendorffer alle und jede mahl
exempt geblieben." Davon, ob dieser Einspruch Erfolg gehabt hat, wird leider
nichts berichtet.
Es haben sich eine Zeither in dem hiesigen Ambte ein Pahr
herumbstreiffende Wölffe an verschiedenen Ohrten sehen lassen, Insonderheit
haben der hiesige Wildt Schütze
Hinrich Hagen und Bauervogt Stoffer Kiehn zu Horn heute anhero Bericht gebracht,
daß nach der angetroffenen Spuhr selbige beede Wölffe von den Hamwarder Feldt
her hinter Brunstorff und Horn den lauff nach den hiesigen Walde zu genommen
hätten; Alß nun ein gemeinsames Beste- und Guthe Sache ist, daß selbige Raub
Thiere je eher je besser aus dem Wege geräumet werden, So haben wir nicht
anstehn wollen, mit Ew. Wohlgeb. und unseren Hocgeehrten Herren darüber in
Zeiten zu communiciren, insonderheit da für itzo die Nachspuhr bey dem zu weilen
fallenden neuen Schnee dazu sehr bequem ist, gestalten dieselbe wir hiemit
dienstfreundtlich
ersuchen, unß hinwieder nach Gefälligkeit wissen zu lassen, was wegen des
Auffenthalts und der Gänge sothaner Wölffe an ihrem Ohrte gemeldet wird, damit,
wen die desfals fürzunehmende Jagt über beyderseitige Felder demnegst
anzustellen were, man mit gesambter Handt ohne Zeit Verlust dazu thun und dem
daher zu
besorgenden Schaden für kehren möge; Wir verbleiben
Hier wird die Treibjagd, wie aus dem Briefe ganz deutlich
wird, lediglich aus Nützlichkeitsgründen angesagt. Die Wölfe sind bereits selten
geworden, aber sie
bedrohen doch die Sicherheit der Landstraßen, und so muß man sie abschießen. 1926/4 - 97 Wann im Herzogtum Lauenburg der letzte Wolf geschossen ist, läßt sich im Angenblick nicht feststellen. Vielleicht gibt darüber einmal einer der Herren Forstbeamten nähere Auskunft.
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