Wir erhalten folgende Zuschrift der wir gern Raum
geben.
Heft 1 der Zeitschrift "Lauenburgische Heimat"
vom 24. Oktober 1925 brachte
unter der Ueberschrift "Aus Lauenburgs Vogelwelt" für den
Laien und Kenner einige interessante Beobachtungen und
Herstellungen, die einerseits Freude machten, weil es mal
ein Stückchen besonders schöner Naturgeschichte aus unserem
Lauenburger Lande war, in dem außerordentlich viel Leben und
Kraft steckt, andererseits aber auch zu erkennen gaben, wie
wenig doch eigentlich dieser bei uns und täglich mit uns
lebenden Vogelwelt Beachtung geschenkt wird, denn die
Angaben waren gar zu allgemein, wenigstens für den Kenner.
Einige Druckfehler. Der schöne schwarzweiße, bei uns auf Seen
und Teichen leider gar so seltene Wasservogel mit seinem ins
gelbrosa schimmernden Brautkleid auf Brust und Bauch heißt
nicht "Gänsehäger" sondern "Gänsesäger", also "s" statt "h".
Das gleiche gilt für seinen Kameraden und Artgenossen, den
mittleren "Gänsesäger", von dem ich hier in Lauenburg
allerdings noch nie etwas gesehen oder gehört habe. Ich
werde mich aber in dieser Richtung noch besonders
interessieren. - Dann "Grauspecht", gemeint ist sicher
"Grünspecht". Den Grauspecht gibt es hier in unseren Breiten
überhaupt nicht.
Ferner wundert es mich. daß kein Ratzeburger im Winter
1925/26 das Seeadleraar über dem großen
Ratzeburger See hat kreisen sehen. Ueber 2
Monate führten diese beiden mächtigen Vögel ihr
wunderschönes Spiel über dem Wasser aus. Wenn ich
nicht sehr irre, ist sogar am Schaalsee ein alter Seeadler
im Jahre 1925 leider heruntergeknallt worden.
- Sogar von einer Beringung durch die Vogelwarte Rossitten
wurde gesprochen. - Ein Fischadler reviert in jedem Jahre
die Ufer des großen Ratzeburger Sees ab, auch darüber ist
nichts gemeldet. - Mir ist damals von der amtlichen Umfrage
des Landratsamtes leider nichts bekannt geworden, ich hätte
sonst sehr energisch laut gegeben. - Sollte auch das
Kolkrabenpaar, das ich noch im Jahre 1924 in
Bartelsbusch angetroffen habe, dem findigen Auge des
dortigen Forstbeamten entgangen sein?
Doch freuen wir uns sehr, daß überhaupt durch die Umfrage
Ergebnisse erzielt sind, sie sind ja die ersten, und auf
ihnen wird der Heimatschutz wohl weiter bauen.
Das Landratsamt wird wieder einmal fragen, und da möchte ich
aus meinem privaten Wissensdrang zu der dann folgenden
Veröffentlichung des Frageergebnisses noch folgende
Vogelarten dem allgemeinen Interesse schon heute als
besondere Beobachtungsobjekte nennen:
a) |
RAUBVÖGEL |
Hühnerhabicht (als
Horstvogel), Baum oder Lerchebfalke, Kornweihe,
Rohrweihe, Wiesenweihe, Waldohreule,
Sumpfohreule, großer grauer Würger. |
b) |
RABENVÖGEL |
Blauracke, Nebelkrähe . |
c) |
SINGVÖGEL |
Ringdrossel, Misteldrossel,
Kreuzschnabel, Tannen- oder Zirbelhäher. |
d) |
HÖHLENBRÜTER |
Wendehals,
Trauerfliegenfänger. |
e) |
WAT- UND
SUMPFVÖGEL |
Wachtelkönig.,
Gr. Brachvogel oder Kronenschnepfe, Kampfhahn,
Goldregenpfeiffer. |
f) |
SCHWALBEN |
Uferschwalbe, Nachtschwalbe
oder Ziegenmelker. |
In jedem einfachen Vogelbuch sind diese sämtlichen
genannten Vogelarten klar und zweifelsfrei beschrieben,
so daß jeder, der sie noch nicht kennen sollte, dort leicht mit
ihrem Aussehen und ihren Lebensgewohnheiten bekannt
werden kann.
Ich glaube kaum. daß es z. B. einen Forstbeamten gibt. der
diese Vögel nicht kennte und gerade diese Herrn, die täglich
viele Stunden draußen
1926/4 - 97
1926/4 - 98
im Revier verbringen. können hier auch das sicherste,
einwandfreiste Material beibringen. - Ich möchte hier
richtig verstanden sein, ich weiß wohl, daß es sehr viele
und auch sehr interessierte und gute Vogelkenner
außerhalb der grünen Farbe gibt, sie werden es sich sicher
nicht nehmen lassen, hier getreulich mitzuhelfen.
Wenn also der Herr Landrat wieder ruft, dann hat jeder sein
Material schon zur Hand, und wir werden bald besser und
genauer zum Besten unserer Vogelwelt im schönen
Lauenburger Land und um unserer selbst willen Bescheid
wissen.
Die Schriftleitung dieser uns alle stets so sehr
erfreuenden Blätter "Lauenburgische Heimat" möchte
geflissentlich dafür eintreten, daß wir bald auf diesem
Wege der Umfrage von Amts- und auf dem Privatwege eine
vollkommenere Statistik über Lauenburgs Vogelwelt
bekommen.
Dazu Weidmannsheil, und wir wollen alle genau und
gewissenhaft daran mitarbeiten!
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