Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1926


[Miszelle]

Für die Lauenburgische Jugend

 

Vom Lauenburgischen Heimatfest in Sandesneben ist in diesen Blatt schon an andrer Stelle gesprochen worden. Außerdem ist jedem Jugendverein eine besondere Einladung zugesandt worden. Hier sei deshalb nur noch einmal die Hoffnung ausgesprochen, daß recht viele Jugendliche an der Veranstaltung teilnehmen. Es ist ja doch in der Hauptsache ein Fest der Jugend. Gerade die Jugend sollte die Heimat in solchem Feste ehren! -

Auch auf die Ausstellung von photographischen Aufnahmen Lauenburgischer Motive sei an dieser Stelle noch einmal hingewiesen. Gerade unter den Jugendlichen gibt es viele tüchtige Liebhaberphotographen. Ihnen rufe ich zu: Durchwandert unser schönes Lauenburger Land und bringt als wertvolle Beute Aufnahmen der Landschaften, der Kirchen, schöner Bürger- und Bauernhäuser, bemerkenswerter Erdformationen, Bäume und Sträucher heim! Das aber, was Ihr erbeutet habt, sendet mir ein! Es wird auf der Ausstellung Euch und andern Freude machen. -

Als eine recht erfreuliche Tatsache kann heute gemeldet werden, daß die Bewegung, in den Gemeinden eigene Sportplätze anzulegen, in unserm Kreise immer weiter um sich greift. So hat Büchen-Bahnhof bereits eine ganz ausgezeichnete Anlage erhalten. Der Fußball-Club Lignose, der erst 1923 gegründet ist, hat dort mit bewunderswerter Tatkraft Mustergültiges geschaffen. Er hat auf 11 Jahre ein Ödlandgebiet von 4 Morgen Größe gepachtet, hat es mit eigenen Kräften gereinigt und eingeebnet, hat es teils mit Schlacken, teils mit Muttererde überworfen und ausgesät, hat es hoch mit Draht eingezäunt und auf dem Areal eine 6 m breite Laufbahn für 100 m-Läufe, einen Fußballplatz von 97 : 70 m, einen windgeschützten Faustballplatz von 50 : 20 m, sowie mehrere Sprung- und Wurfgruben angelegt. Die Direktion der Lignose-Werke stellte Schlacken, Wagen, Maschinen und Geldmittel zur Verfügung. Der Regierungspräsident gab eine beträchtliche Beihilfe. Das Beste aber taten die Vereinsmitglieder unter Leitung des tatkräftigen Herrn Irmscher selbst, indem sie

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unzählige Freistunden der Herstellung des Sportplatzes widmeten. So wurde das große Werk in kurzer Zeit vollendet und konnte bereits am 1. August feierlich eingeweiht werden - ein Erfolg, der auch andere Vereine anspornen sollte, Gleiches zu leisten. - Inzwischen sind nun noch zwei andere, ähnliche Pläne entworfen: der Turnverein "Frei Heil" in Grünhof-Tesperhude hat alle Vorarbeitung für die Anlage eines Sportplatzes vollendet. Auch hier hat sich das indirekt beteieligte Werk, die Dynamitfabrik in Krümmel, bereit erklärt, den erforderlichen Koks unentgeltlich zu liefern. Die Gemeinde hat 500,- Mark zur Verfügung gestellt. Die Hofbesitzer aber haben den Platz umgepflügt und geeeggt, und die Vereinsmitglieder haben persönlich Hand angelegt, um ihn einzuebnen. So wird auch hier ein Platz geschaffen werden, der der sporttreibenden Jugend, besonders aber auch den Schulkindern der Gemeinde in vorzüglicher Weise dienen wird. - Eine besonders schönen Anlage plant ferner die Verwaltung der Stadt Ratzeburg. Die beabsichtigt, in der Nähe des Exerzierplatzes einen großartigen Sportplatz zu schaffen, der auch Tribünen, Ankleideräume, Duschen und Räume für die Sanitätsmannschaften umschließt. Der Plan ist von dem Herrn Architekten Arp entworfen. Sämtliche Turn- und Sportvereine der Stadt, sowie die Schulen und das Militär setzen sich dafür ein. Hoffentlich läßt sich die Absicht in so großzügiger Weise verwirklichen, wie der Entwurf es vorsieht. -

Eine sehr hübsche Veranstaltung geistig-kirchlicher Jugendpflege fand am 21. und 22. August in Ratzeburg statt. Dort hatten sich mehrere Hundert Mitglieder des B. D. J., des Bundes Deutscher Jugend, versammelt, um in dem lieblichen gelegenen Städtchen ihr Sommerfest zu begehen. Die Veranstaltung war vorbildlich zu nennen, in der feinen ernst-fröhlichen Art, wie die zusammenkunft gefeiert wurde. Am Sonnabend begrüßten die Herren Rektor Grimm und Konsistorialrat D. Lange die mit ihren Wimpeln erschienenen Jünglings- und Jungmädchenvereine in der Stadtkirche, und der Landesarchivar erzählte ihnen ebendort in zwangloser Weise von der Geschichte des alten Städtchens, das sie beherbergte. Der Sonntagmorgen brachte dann einen eigen geformten weihevollen Jugend-Gottesdienst im Dom und nachher im Schatten des alten Gotteshauses einen fesselnden und eindringlichen Vortrag. Der Nachmittag sah die Scharen in die Farchauer Heide hinausziehen, wo eine Festwiese Märchen- und Kaspertheater, Spiel und Tanz bot, bis gegen Abend die Rückwanderung angetreten wurde. - Es ist herzlich zu wünschen, daß sich auch andere Jugendvereine diese weihevolle und doch zwanglos fröhliche Art, Feste zu feiern, zu eigen machen. Ihr inneres Leben würde außerordentlich bereichert werden. -

Und nun noch ein Wort über die Angelegenheit der Ausweise für Fahrpreisermäßigung, die uns allen so viel Kopfzerbrechen und Schreiberei verursacht! Glücklicherweise konnte bereits ein großer Teil der eingesandten Anträge mit allen geforderten Anlagen an den Herrn Regierungspräsidenten weitergeleitet werden; ein großer Teil davon ist auch bereits als gültig anerkannt worden. Von andern Vereinen aber fehlen - trotz aller Mahnungen - noch immer wichtige Papiere. Ich bitte herzlich, die Anschriften über diese Anlegenheit nicht so sorglos zu behandeln. Die Regierung besteht nun einmal auf der Einlieferung der geforderten Satzungen und Bescheinigungen, und die Reichsbahn wird sicher keinem Verein den Ausweis für Fahrpreisermäßigungen aushändigen, den die Regierung nicht anerkennt. - Die alten Ausweise behalten übrigens bis zum Ende des Kalenderjahres ihre Gültigkeit. Wer seinen Ausweise verloren hat, muß sich an die Direktion der Reichsbahn bezw. an die der Lübeck-Büchener Eisenbahn-Gesellschaft wenden (je nachdem, an welcher Strecke sein Heimatort liegt) und dort um Erneuerung des alten Ausweises bitten. Der Kreisjugendpfleger ist nicht in der Lage, einen solchen zu beschaffen. Den Vereinen, die trotz aller Aufforderungen überhaupt keinen Antrag eingereicht haben, muß die Verantwortung dafür überlassen bleiben, wenn sie später von der Regierung überhaupt nicht mehr bei der Ausstellung von Ausweisen oder gar bei der Gewährung von Beihilfen berücksichtigt werden.

G.