Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1927


[Miszelle]

Kleine Mitteilungen

 

Der Limes saxoniae, jener Grenzgürtel, der sich im Mittelalter von Westen her etwa bis an die Delvenau, den heutigen Elb-Trave-Kanal, vorschob, ist seit einem Jahrhundert ein von den Geschichts- und Altertumsforschern heiß umstrittenes Gebiet gewesen. Jetzt hat Professor Hermann Hofmeister, der beste Kenner der nordalbingischen Wehranlagen, im 56. Bande der "Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte" eine ausgezeichnete und umfangreiche Arbeit darüber erscheinen lassen, die für uns Lauenburger von ganz besonderem Interesse ist. Hofmeister weist darin nach, was allerdings schon andere Forscher vor ihm angenommen hatten, daß es Ludwig der Fromme gewesen ist, der, nach dem Abfall der Obotriten im Jahre 817, die Ostgrenze seines Reiches bis zur Limes-Linie vorschob und damit eine neue Grenzmark, die Mark Sadelbande, gründete. Im Jahre 818 ist bereits von zwei Limespräfekten die Rede, die wohl niemand anders als die Gaugrafen von Stormarn und Holstein gewesen sind und in den Burgen zu Schiffbek und Itzehoe refidierten. Die Ertheneburg an der Elbe war der Hauptstützpunkt der neuen Grenze. Wir erfahren aus den Annalen Einhards, daß dorthin im Jahre 822 eine sächsische Besatzungstruppe gelegt wurde. Zwei andere Stützpunkte wurden - vermutlich bis zum Jahre 830 - in Sirksfelde und Nütschau angelegtˇ - Aber die fränkische Herrschaft in Nordalbingien war nur von kurzer Dauer. 845 ging die Provinz restlos für das Reich verloren. Erst ein Jahrhundert später faßten die Kaiser aus sächsischem Geschlecht dort wieder Fuß. Als Kaiser Heinrich IV. dem sächsischen Herzog Otto im Jahre 1062 die Ratzeburg im Polabengau zu eigen gibt unter der Bedingung, daß der LIMES SAXONIAE in allem unberührt und unversehrt bleibe, da hat das Wort Limes die Bedeutung Reichsgrenze vollkommen verloren. Limes ist damals nur eine Raumbezeichmng und bezieht sich auf das Land Sadelbande, das im Gegensatz zu dem überwiesenen Gebiete reichsunmittelbar bleiben sollte. Die Untersuchung Hofmeisters, die sich auch auf die genaue Feststellung der Limeslinie und ihrer vermeintlichen Befestigungen bezieht, ist eine wesentliche Bereicherung für die Lauenburgische Heimatgeschichte. Schade, daß der Verfasser gelegentlich herabziehende Bemerkungen über andre ernste Limes- und Ertheneburg-Forscher einstreut. Man würde sonst noch einen ungetrübteren Genuß von dem Studium seiner Arbeit haben.

G.
 

1927/2 - 77
 

 

 

 

 

 

 

 



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