Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]
Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1927
[Miszelle]
Aus alter und neuer Zeit |
Krau, krau, - ra, ra, ra!
Er wird häufiger in Lauenburg, der Kolkrabe, ohne
Frage. Wer darauf achtet, kann den Ruf hören. Das Kraukau ertönt
ungefähr in der Höhe des mittleren C, das Ra ist bedeutend tiefer.
Das R ist allemale ein Rachen-R, also "mit’m Rutscher" zu sprechen.
Die Stimme ist leicht nachzuahmen, und ich habe mich schon oft mit
Kolkraben "unterhalten". Am Wehrenteich bei Steinhorst höre und sehe ich fast täglich ein Paar, ebenso an dem Duvenseer Moor; bei Nusse beobachtete ich Anfang April vier Raben im Balzfluge. Den Förstern sind verschiedene Horste bekannt, und sie werden sorgsam geschont; sie sind meistens auf hohen Buchen angelegt. Der Koktrabe ist bedeutend größer als die Rabenkrähe, auch sind die Flügel etwas spitzer. Beim hochfliegenden Vogel kann man sich allerdings in der Größe leicht täuschen. Ein sicheres Unterscheidungsmerkmal ist aber der Schwanz. Bei der Rabenkrähe sind alle Schwanzfedern gleich lang, beim Kolkraben sind die mittleren länger; der Schwanz ist also schwach keilförmig. Mehrfach konnte ich das Verhalten der Rabenkrähe zum Kolkraben beobachten. Die Krähe greift den grossen Vetter an, genau wie sie es beim Bussard macht: und er, der viel stärkere Kolkrabe - weicht aus. Das ist ihm leicht möglich, da er der gewandtere Flieger ist. Am 20. April saßen zwei Kolkraben in einer Eiche. Eine in der Nähe brütende Krähe flog vom Nest, erhob sich hoch über die Eiche, in der die Raben saßen, und stieß dann wie ein Raubvogel auf sie herab. Die Raben strichen ab und wurden noch eine Zeitlang von der Krähe verfolgt; dann kehrte sie nach ihrem Horste zurück.
1927/3 - 107 |
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