Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1927


[Miszelle]

Aus alter und neuer Zeit

Einzug der preußischen Truppen in Lauenburg 1806.

Im Pariser Vertrag vom 15. Februar 1806 hatte Napoleon I. Hannover, zu dem Lauenburg damals gehörte, im Austausch gegen andere Gebietsteile an Preußen gegeben. Letzteres zog sich dadurch die Feindschaft Englands zu, dessen König zugleich Kurfürst von Hannover war. Als Bundesgenosse Englands trat König Gustav IV. von Schweden auf. Von seiner deutschen Provinz Vorpommern und von Wismar aus entsandte der Truppen gegen Preußisch-Pommern und ins Lauenburgische. Dagegen stellte Preußen im April 1806 ein Beobachtungskorps unter General Graf Kalckreuth auf, das sich bei Stettin versammelte. Zugleich erhielt der Oberst v. Beeren den Auftrag, mit seinem Kürassier-Regiment und dem Infanterie-Regiment v. Tschammer nebst 4 Geschützen die Schweden aus dem Herzogtum Lauenburg zu vertreiben. Er solle die Schweden "drängen, möglichst ohne scharf zu schießen". Oberst v. Beeren stammte aus Kl. Beeren südlich Berlin, wo 1813 die Schlacht stattfand, die nach Groß-Beeren benannt ist. Sein Regiment war das frühere Kürassier-Regiment Kurprinz, eins der ältesten der preußischen Armee. Im Gegensatz zu den anderen Kürassier-Regimentern trug es noch die früher üblichen gelben Koller, statt der weißen, und hatte davon den Namen "Die gelben Reuter". Regiments-Nummern gab es damals nicht. Das Infanterie-Regiment Tschammer stand in Stettin. Am 19. April war die Abteilung zwischen Wittenburg und Hagenow versammelt. Die Schweden hatten zwischen Mölln und dem Schaalsee bei Seedorf eine Stellung bezogen. Am 23. April ging Beeren zum Angriff vor. Drei Kolonnen rückten ins Lauenburgische ein: Die rechte unter Major v. Quitzow über Zarrentin auf Seedorf; die mittlere nuter [sic!] Beeren selbst über Valluhn-Gudow auf Mölln; die linke unter dem Rittmeister v. Schulz auf Lauenburg. Nur bei Gr. Zecher kam es zu einem kurzen Feuergefecht, wobei ein Leutnant der Beeren-Kürassiere verwundet wurde. Im übrigen räumten die Schweden kampflos das Land und zogen über Gadebusch ab. Das Regiment v. Beeren marschierte darauf nach Celle und von da zur Schlacht bei Auerstädt.

(Seine letzte Kampfhandlung sollte sich in der Nähe des Lauenburger Landes abspielen. Zum Korps Blücher gehörig, ritt das Regiment in den Straßenkämpfen in Lübeck im Herbst 1806 noch mehrere glückliche Attacken gegen die eingedrungenen Franzosen, bis Blücher an seiner Spitze die Stadt verließ und am nächsten Tag die Kapitulation von Ratekau schloß. - Im Brandenburgischen Kürassier-Regiment Nr. 6 haben die Reste der "gelben Reuter" Aufnahme und ihre Tradition Pflege [sic!] gefunden, bis nach dem Weltkriege die Reichswehr ihrerseits die Wahrung der Überlieferung der aufgelösten Regimenter übernahm.)

V. RUNDSTEDT.
 

 

1927/4-124
 

 

 

 

 

 

 

 

 



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