Die Zeitschrift "Das Fachgeschäft" erzählt
folgende niedliche Geschichte: Ein Physiker, dem der berühmte
Gelehrte und Erfinder Werner
1927/4-125
1927/4-126
Siemens ungefähr der oberste Heilige in seiner
Welt war, kam zufällig in die Stadt Ratzeburg. Da hörte er, daß das
Gut, auf dem sein Abgott als Sohn eines Landwirts geboren und
aufgewachsen war, ganz in der Nähe läge. Er machte sich alsbald
dorthin auf den Weg - es war Menzendorf im Fürstentum Ratzeburg -
und fand einen Bauern, den er ausfragte. Die Familie Siemens wohnte
längst nicht mehr in der Gegend, aber der Gewährsmann wußte noch
vielerlei von ihr zu erzählen. Er sprach des langen und breiten vom
alten Siemens, was für ein außerordentlicher Landwirt das gewesen,
und wie er im Landtag gewirkt habe, und mehr dergleichen. So daß der
Physiker ungeduldig wurde und mehrfach: "Aber der Sohn! Der Sohn"
dazwischen warf.
"Ja, die Söhne", sagte der Bauer. "Da waren mehrere. Zuerst der
Hugo. das war der älteste, auch ein fixer Junge. Der hat jetzt ein
Gut drüben im Mecklenburgischen. Und dann der Jürgen -". "Und wie
war’s mit Werner?" rief der Physiker, der es nun nicht mehr
aushalten konnte.
"Werner?" fragte der Bauer mit einem verlorenen Blick. "Ja doch",
ereiferte sich jener, "der Werner, Sie wissen doch: Werner Siemens."
"Ja", meinte der Bauer zögernd, "der Werner? Ja, den hab ich auch
gekannt. Aber der ist verschollen."
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