Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1927


[Miszelle]

Bücher- und Zeitschriftenschau

Ein epochemachendes Werk zur lauenburgischen Geschichte.

Überall in unserm Lande erheben sich Wälle, ziehen sich tiefe Abwehrgräben, schlummern Mauerreste von Türmen und festen Häusern unter schützender Pflanzendecke. Und wiederum erzählen alte Urkunden und Chroniken von Fürsten- und Ritterburgen, von befestigten Bischofssitzen und Wirtschaftshöfen.

Bisher aber war es auch für den Eingeweihten recht schwer, zwischen beiden immer die rechte Verbindung herzustellen. Es war mühselig, zu dem, was die Mutter Erde an Überresten aus vergangenen Jahrhunderten aufbewahrt, die Spuren schriftlicher Überlieferung zu finden. Und nicht minder schwierig war es, das, was die Urkunden und Chroniken erzählen, genau zu lokalisieren. Hundert und aber hundert Rätsel taten sich bei jedem Schritte auf.

Da kam als Rätselrater und Helfer Professor Hermann Hofmeister und durchforschte sorgfältig alle Reste der lauenburgischen Wehranlagen. Und er hat zu diesem Zweck jahrelang gegraben und vermessen, Grundrisse und Querschnitte genommen und zahlreiche photographische Aufnahmen gemacht. Und zugleich hat er unermüdlich alle Aufzeichnungen zusammengetragen, die sich auf diese Wehranlagen beziehen. Zuletzt aber hat er mit geradezu bewunderungswürdigem Scharfsinn die innern Beziehungen zwischen Fund und Urkunde hergestellt, hat kritisch die Glaubwürdigkeit der Quellen beleuchtet und hat so die Art und die Geschichte jeder einzelnen Anlage mit einer Genauigkeit festgestellt, wie sie nach den Ergebnissen der Grabung und nach dem Urkundenmaterial überhaupt zu erreichen war.

Das Werk, das jetzt diese großangelegte Arbeit umschließt, ist das zweite Heft der "Wehranlagen Nordalbingiens", die vom Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde herausgegeben werden. *) Dieser zweite Band lag schon vor sieben Jahren druckfertig vor. Aber die großen Mittel für die Veröffentlichung, die vor der Inflationszeit schon einmal beisammen waren, konnten erst jetzt zum zweiten Mal aufgebracht werden. Staatsrat Kretzschmar, der Vorsitzende des Lübecker Vereins, hat unter Sorgen und Mühen das Wunder vollbracht. Unser Kreisausschuß aber hat das Verdienst, daß er zu den Kosten einen sehr bemerkenswerten Teil beigesteuert hat.

Der stattliche Band darf nun aber auch als ein Muster derartiger Veröffentlichungen angesehen werden. Die Anordnung der Abhandlungen ist lexikographisch, nach dem Alphabet. Die einzelnen Abschnitte sind kurz und knapp in der Form. Nur bei wichtigsten Anlagen, wie der Ertheneburg, erweitern sie sich zu ausgedehnten Untersuchungen. Jedem Kapitel ist der zugehörige Abschnitt des Meßtischblattes beigefügt, der sofort die Orientierung ermöglicht. Zahlreiche Pläne, in denen die Wallanlagen in der plastischen Keilstrich-Manier eingezeichnet sind, sind beigefügt. Außerdem aber bringen 36 große Tafeln die Wiedergabe alter Karten, Pläne und Bilder und zahlreicher photographischer Aufnahmen.

So ist ein Werk entstanden, das für jeden Heimatforscher einfach unentbehrlich ist. Es mag im einzelnen ergänzt, vielleicht auch hie und da korrigiert werden. Im großen und ganzen wird es aber auf Jahrzehnte hinaus eine der wichtigsten Grundlagen für die Erforschung der älteren lauenburgischen Geschichte bilden. Zugleich aber hat es über den Kreis der Historiker hinaus allergrößte Bedeutung. Es wird ein Nachschlage- und Bilderwerk für jeden sein, der sich für die Geschichte seiner engeren Heimat interessiert. Deshalb dürfte es eigentlich in keiner Schule, in keinem Pfarrhaus, in keiner Bücherei Lauenburgs fehlen. Hofmeisters "Wehranlagen" ist ein Werk, das immer seinen Wert behalten wird und dessen Anschaffung man deshalb nicht warm genug empfehlen kann.


G.
 

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*) Die Wehranlagen Nordalbingiens, Zusammenstellung und Untersuchung der urgeschichtlichen und geschichtlichen Burgen und Befestigungen von Hermann Hofmeister. Herausgegeben v. Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde. Heft 2: Amt Fürstentum Ratzeburg, Kreis Herzogtum Lauenburg, Lübeck: Schmidt-Römhild, 1927

1927/4-129 

 
 

 

 

 

 

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