Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]
Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1927
[Miszelle]
Bücher- und Zeitschriftenschau |
Otto Lehmann: Das Bauernhaus in Schleswig-Holstein.
Verlag Hans Ruhe. Altona 1927. Der Altonaer
Museumsdirektor Otto Lehmann hat längst als Volkstumsforscher einen
wohlbegründeten Ruf. Man durfte daher, als ein Buch von ihm über das
Bauernhaus in der deutschen Nordmark angekündigt wurde, eine
Leistung von hoher Qualität erwarten. Nun liegt das Buch vor. Um es
kurz zu kennzeichnen: es ist eine geradezu unerschöpfliche Fundgrube
für jeden Freund nordmärkischen Volkstums. Die 165
Abbildungen sind
nicht bloß in technischer Hinsicht ausgezeichnet wiedergegeben,
sondern vor allem so fachkundig und feinsinnig ausgewählt, daß
wirklich das Wesentliche sogleich dem Beschauer ins Auge fällt. Der
Text gibt außer den notwendigen Erläuterungen zu den dargestellten
Hausformen eine Auswertung des Tatbestandes für unser Wissen von
Kultur und Volkstrum der einzelnen schleswig-holstenischen
Landschaften. Denn daß in den landschaftlichen Sonderformen des
Bauernhauses sich das geschichtliche Sonderleben der einzelnen
Landschaften besonders deutlich ausprägt, bedarf ja heutzutage
keines Beweises mehr. "Der kurze Ausdruck des Volkstums dieser
Landschaften war und ist zum Teil auch noch die ländliche Bauweise",
schreibt Lehmann mit Recht. Nun ist der Kreis Herzogtum Lauenburg
allerdings selbst in diesem Buch nur kurz behandelt. Offenbar hat
Lehmann den Mangel an Vorarbeiten umfassender Art, wie sie für
andere Gebiete schon vorlagen, nicht mehr durch eigene Wanderungen
wettmachen können. Als Sondergebiet im Hausbau spricht Lehmann die
Gegend um Mölln an, insbesondere Alt-Mölln, Tramm und Hornbek.
"Pommers Haus" in Tramm weist NICHT die niedersächsische Teilung des
Sparren in Hauptsparren (oberhalb der Balkenlage) und aufgeschobene
oder angestückelte "Afsidsporen" (von der "Murplat" bis an oder
etwas über die Balkenlage) auf, sondern ganz durchgehende Sparren,
deren Unterende also auf einen Stil (Ständer) der Traufwand ruht.
Aber darf man diese Eigentümlichkeit wirklich "auf ein Erbteil aus
der Zeit der Ansiedlung fremder Kolonisten zurückführen"? Mir
erscheint das nicht so sicher, obgleich mir bei der Kreisbereisung
vor Jahresfrist auch Herr Zimmermann Groth in Roseburg versicherte,
die Sparren würden, so weit er sich zurückerinnere, in einem Stück
gemacht. Aber sonst liegt im Lauenburgischen wie auch in Mecklenburg
der Fall so, daß diese Einheitssparren zwar ebenfalls verbreitet
sind, daß aber gerade die ältesten Gebäude noch zweiteilige Sparren
aufweisen (vgl. das Juliheft dieser Zeitschrift S. 85/86
und
Abbildung 1, Haus Engelbrecht-Gr. Grönau. So entnehmen wir Lehmanns
Buch die Anregung, doch einmal diese Frage nachzuprüfen und die
alten Häuser daraufhin anzusehen, ob und wo die Sparren einteilig
oder zweiteilig sind. (Mitteilungen darüber nimmt das Landesarchiv
gern entgegen. Die Schriftleitung). Auf einer der beigegebenen
Karten hat Lehmann angedeutet, daß er im Norden wie im Süden des
Kreises slavische Baueinflüsse annimmt. Es ist sehr schade, daß er
das im Text nicht näher ausgeführt hat, denn seine höchst fesselnden
Ausführungen über slavisches Erbgut am Fischerhause des lübischen
Gothmund, z. B. die Laube (den vom überhängenden Dach geschützten
Hauswinkel) lassen sich aus das lauenburgische Bauernhaus nicht
unmittelbar anwenden. So ist Lehmanns Buch überreich an Anregungen
für die Heimatforschung. Schon die prächtigen Bilder aber machen es
für jeden Heimatfreund zur hellen Freude, in dem Buche zu blättern.
Dr. FOLKERS.
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