Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1928


[Miszelle]

Aus alter und neuer Zeit


 

Schafstall - Hasenthal. Das jetzige Gräflich v. Kielmannseggsche Vorwerk Hasenthal hieß früher Schafstall. Es wurde dort eine Schäferei betrieben. Einer der alten Schafställe, ein Gebäude, dessen Retdach [sic!] auf dem Fundamente ruht und fast die Erde berührt, hat sich bis heute erhalten. Der Pächter der Schäferei wohnte noch gegen 1800 im jetzigen Försterhaus zum Grünen Jäger. Das zur Zeit als Forstarbeiterwohnnng benutzte alte, mit Ret [sic!] gedeckte Fachwerkgebäude zum Grünen Jäger war früher das Försterhaus. Über den Vorwerkshof Hasenthal (Schafstall) führte die alte Heerstraße Hamburg-Artlenburg. Sie ging zwischen der alten Scheune und dem gegenüberliegenden Hause, dem jetzigen Inspektorhause, hindurch. In der Scheune wohnte ein Arbeiter, der das Schankrecht für den vorübergehenden Verkehr ansübte. Die Schenke wurde

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der "Heidekrug" genannt. - Im Jahre 1803 sollen in dem genannten Hause, welches jetzt dem Inspektor als Wohnung dient, die Vorverhandlungen über die schmachvolle Artlenburger Konvention geführt worden sein, nach der die hannoversche Armee entwaffnet und aufgelöst und das Herzogtum Lauenburg den Franzosen überantwortet wurde. - Bekannt geworden ist Hasenthal auch dadurch, daß der Prinz Wilhelm von Preußen, der spätere Kaiser Wilhelm I., im Jahre 1848 auf seiner Flucht von Berlin nach England seinen Weg über Hasenthal nahm. Er war als Arbeiter verkleidet, angetan mit einer blauweißgestreiften Bluse, wie die Arbeiter sie tragen. Prinz Wilhelm ruhte sich in Hasenthal aus und ließ sich dort Kaffee geben, den er vor dem jetzigen Inspektorhause genoß. Er setzte seine Reise dann weiter fort über Geesthacht und die Elbe nach England. - Die Bezeichnung Schafstall für Hasenthal hat sich bis heute noch erhalten. Namentlich alte Leute wenden vielfach den Ortsnamen Schafstall statt Hasenthal an.

K. V.
 





 


 

 

 

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