Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]
Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1928
[Miszelle]
Für die Lauenburgische Jugend |
Am 23. und
24. Juni fand in Mölln die diesjährige
Jugendführertagung für den Norden unseres
Kreises statt, zu der etwa hundert Teilnehmer
erschienen waren. Im Auftrage des Herrn
Regierungspräsidenten nahm auch Herr
Oberregierungsrat Nissen an der Versammlung teil.
Die Tagung, die in ihrem äußern Rahmen von dem
Möllner Ortsausschuß für Jugendpflege sorgfältig
vorbereitet war, verlief sehr glücklich. Im
Mittelpunkt der Verhandlungen stand das bedeutsame
Thema "Rundfunk und Jugendpflege", das hier zum
ersten Mal in unserer Provinz vor einer größeren
Versammlung erörtert wurde. Die Norag in Hamburg
hatte in entgegenkommender Weise als Redner vier
besonders sachkuudige Herren entsandt, die seit
Jahren im Dienste des Rundfunks stehen. Sie gaben
über den großen Fragenbereich erschöpfende Auskunft 1928/3 - 115 1928/3 - 116 und veranlaßten durch ihre
interessanten Ausführungen die Hörer zu einer
eingehenden Aussprache. Zunächst bot Herr Dr.
Brehmer, der Leiter des Hamburger Rundfunks,
wertvolle Betrachtungen über das Thema "Rundfunk
und Lehrerschaft". Er legte zunächst dar, wie
vielfache Anregungen gerade der Landlehrer durch den
Rundfunk gewinnen könne, und zeigte dann, wie dieser
für die Schule selbst dienstbar gemacht werden kann
nnd wie schon jetzt der Sprach- und Musikunterricht
durch den Rundfunk befruchtet wird. - Nach ihm
ergriff das Wort Herr Ernst Stapelfeldt, der die
"Jugendstunde" der Norag ausgestaltet hat, um
eingehend über "Rundfunt
[sic!] und Jugendpflege" zu sprechen. Er
betonte, daß dem Rundfunk in der Jugendpflege
vornehmlich die Aufgabe zufalle, in das deutsche
Schrifttum einzuführen, gute Werke durch tüchtige
Sprechkünstler vortragen zu lassen und ihren Wert
kritisch zu beleuchten. - Den dritten und
umfassendsten Vortrag hielt der wissenschaftliche
Leiter der Sendeabteilung der Norag, Herr Dr. Kurt
Stapelfeldt, über "Rundfunk und Volksbildung". Er
bezeichnete als die wichtigste Aufgabe des Rundfunks
die Erziehung zur kulturellen Volksgemeinschaft nnd
daneben die Pflege der kulturellen Eigenart der
deutschen Stämme. Der Rundfunk müsse sich in der
Zukunft noch mehr als bisher dem Verlangen der Masse
nach trivialer Unterhaltung entgegenstemmen und sich
bemühen, nur Wertvolles zu bieten. Die Sprecher aber
müßten lernen, die Hörer durch die Art ihre
[sic!] Darstellung in
eine gewisse persönliche Fühlung zu sich
hineinzuzwingen. - Allen drei Vorträgen folgte eine
sehr anregende und weitgreifende Aussprache, die die
zu überwindenden Schwierigkeiten in helles Licht
stellte, aber auch manchen wertvollen Fingerzeig
gab. - Der Sonntag brachte im Frühgottesdienst eine
ergreifende Predigt des Herrn Pastor Pohl über Jesu
Worte aus dem Evangelium Johannis 4,
Vers 13 ff. - In den späteren
Morgenstunden aber sprach Herr Postrat Kuhlmann über
die Organisation nnd die technischen Einrichtungen
des deutschen Rundfunks. Die Vorführung zahlreicher
Empfangsgeräte nnd Lautsprecher bildete den Schluß
der interessanten Tagung, die für die Zukunft
gebieterisch ein enges Zusammenarbeiten von
Jugendpflege und Rundfunk forderte. Hoffentlich
machen fortan recht viele Jugendpfleger den Versuch,
den Rundfunk in den Dienst ihrer Arbeit zu stellen.
Nur aus solchem Versuch und den dabei gemachten
Erfahrungen können Richtlinien für die Weiterarbeit
auf diesem Gebiet gewonnen werden. |
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