Wo ist ein Mensch, der's kennt und es nicht
priese.
Der nicht geständ', es sei
Von dem verlornen, alten Paradiese,
Das echte Konterfei.
Schön liegt es da im spiegelhellen See,
Prunklos, im Stillen groß!
Llnd rings umher von Waldung, Tal und Höhe
Lacht Baum und Gras und Moos.
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Gleich einem Kranz ziehn hochbejahrte Bäume
Rund um den See sich hin.
W er ihnen naht, den fesseln süße Träume,
Leicht wird ihm Lerz und Sinn.
Ein Zauberland prangt hinterm hohen Dome
Die RÖMNITZ stolz und kühn.
Der SCHWALKENBERG schwimmt auf dem sanften Strome,
Wie seine Wogen, grün.
Verborgen im mäandrischen Gewinde
Von Hecken und Gesträuch,
Liegt dort die BÄK, nur leicht berührt vom Winde,
Elysiums Tälern gleich.
Wohin auch hier die trunknen Blicke wallen,
Hält hoher Zauber sie,
Das Ufer tönt von tausend Nachtigallen,
Der See rauscht Melodie.
Du hast, Natur, hier deine Wundergaben
Mit milder Land verstreut.
Gabst Quellenkühl' und Schatten, den zu laben.
Der deiner sich erfreut.
Dein Schöpferhauch beut hier in jedem Stande
Ein kleines Königreich,
Wir leben hier, wie im gelobten Lande,
Dem Volke Gottes gleich.
Nur bessrer Art, wir sengen nicht und morden,
Wie Gottes Volk einst tat.
Wir stiften sanft, auch ohne Mauerorden,
Der Bruderliebe Staat.
Drum, RATZEBURG, soll auch dein Lob ertönen,
Bis ab Freund Hain uns winkt;
Und Lobgesang und Dichterpreis dich krönen.
Bis die Posaune klingt.
Auf, füllt das Glas, laßt uns die Stimm' erheben
Bei frohem Becherklang!
Laßt RATZEBURG, und dann laßt MICH auch leben,
Der dieses Lied Euch sang!
*
Das Loblied auf Ratzeburg ist vermutlich in den Jahren von
1808-1810 entstanden, als der Dichter sowie der Komponist des Liedes der
Literarischen Gesellschaft in Ratzeburg angehörten. Die Mitglieder dieser
Gesellschaft hatten sich in der schlimmsten Zeit französischer Bedrückung
zusammengefunden, um, wie es in ihren Satzungen heißt, "durch Vorlesungen
eigener poetischen und prosaischen Arbeiten der Mitglieder, wie durch
Mitteilungen interessanter Gegenstände aus dem ganzen Gebiete der Literatur und
Kunst, gelehrte Fragen, Zweifel, Wünsche usw." eine edle Geselligkeit zu
pflegen. Sie kamen einmal wöchentlich im Ratskeller zusammen. Von 5
bis 6 Uhr wurde Tee gereicht. Dann folgten die Verhandlungen. Ein
gemeinsames Abendessen schloß sich an. Die
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Gesellschaft war nach dem Muster ähnlicher
literarischer Vereinigungen eingerichtet. Die Satzungen, die im Archiv des
Vereins für die Geschichte des Herzogtums Lauenburg (Band 5, Heft
1) abgedruckt sind, geben einen Begriff von den strengen und
feierlichen Formen, die bei der Annahme neuer Mitglieder innegehalten wurden. Im
übrigen scheint es - nach den erhaltenen literarischen Beiträgen zu urteilen -
oft recht lustig hergegangen zu sein. Ein paar Mal im Jahre wurden auch Feste
gefeiert, und bei einem derselben wird wohl das obige Lied von den Mitgliedern
und ihren Damen gesungen worden sein. Die Gesellschaft gab übrigens auch eine
wöchentlich erscheinende Zeitschrift, die "Ratzeburgischen Literarischen
Blätter", heraus, zu der auch Schink eine ganze Reihe von Beiträgen lieferte.
Schink war zweifellos eines der regsten Mitglieder. Er war ursprünglich
Theologe, wurde dann aber Theaterdichter und Dramaturg und hat als solcher auch
als Nachfolger Lessings an der Hamburger Bühne Fr. Ludwig Schröders gewirkt. In
Ratzeburg lebte er von 1797 bis 1806 und dann wieder
einige Zeit nach 1808. Bald nach dem Eingehen der Literarischen
Blätter Ende 1810 scheint er, ebenso wie der kaiserlich gekrönte
Poet Reinhard, der Dichter Nauwerck und der berühmte Kanzelredner Dräseke,
Ratzeburg verlassen zu haben. Jedenfalls finden wir ihn 1814 in
Berlin. Später setzte ihm die Herzogin Dorothea von Kurland ein Jahrgehalt aus,
und nach ihrem Tode fand er eine Sinekure als Bibliothekar in Sagan.
1835 ist er gestorben. Er hinterließ nicht weniger als 90
größere Arbeiten, darunter viele Dramen, außerdem aber unzählige Gedichte.
Von dem Musikus Fiedler, der das Gedicht Schinks in Musik gesetzt hat, ist nicht
viel mehr bekannt, als daß er in der Herrenstraße wohnte und daß er wie Schink
Mitglied der literarischen Gesellschaft war.
Die Handschrift des Gedichtes und der Komposition befindet sich im Heimat-Museum
zu Ratzeburg, dem sie Herr Buchhändler Kutscher zum Geschenk gemacht hat.
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