Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]
Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1928
[Miszelle]
Aus alter und neuer Zeit |
Till Eulenspiegels Grabstein. Wer
kennt ihn nicht den lustigen Schalk, den Ulenspegel! Echtes,
kerniges, niederdeutsches Blut, - zu Kneitlingen im
Braunschweigischen soll er geboren sein, - frohsinnig meist,
manchmal auch schwermütig, oft überderb und launig, immer aber
klug und gutmütig, lustig, listig, wanderte er durch alle Lande.
1350, zur Zeit des schwarzen Todes, soll er in
Mölln gestorben sein. Aber unsterblich, wie Ahasver, der ewige
Jude, lebt sein Geist durch die Jahrhunderte fort. Mit seinen
Witzen und Schwänken, seinen drolligen Einfällen und
fröhlich-dumm-dreisten Streichen, die gar oft einen tiefen Sinn
und eine ernste Lehre enthalten, ist er längst weltberühmt
geworden und eingedrungen in das Schrifttum fast aller Länder
und Völker, von Thomas Murner und Hans Sachs an bis auf de
Koster und die allerjüngste Zeit. Auf Mölln ist ein Abglanz seines Ruhmes gefallen. Es birgt seine Grabstätte. Jahraus, jahrein pilgern Scharen herauf zum Kirchenhügel, um sich die Tür zu der alten Kirchentor-Blende aufschließen zu lassen, in deren Nische sein Grabstein steht. Und ein jeder lacht wieder einmal gerne über den losen Gesellen, den drolligen Kauz mit Eule und Spiegel in den Händen, den Narrenrock mit Schellen am Leibe und der Klapper am Gürtel; auf dem Kopfe verwogen [sic!] den Spitzhut mit der Hahnenfeder. Leserlich gemacht lautet die Inschrift:
Auf diesen "Grabstein" soll hier ernsthaft
aufmerksam gemacht werden. Er deutet auf mehr hin als auf Till,
den lustigen Spaßmacher allein. 1928/4 - 146 messung im Ratzeburger Dome wieder. Der
Vergleich, der anscheinend bisher noch nicht angestellt worden
ist, führt vielleicht zu wichtigen Feststellungen. Im Dom stehen
unter dem großen Kruzifix des Lettners am hohen Chor die beiden
Figuren der Jungfrau Maria und des Apostels Johannes. Beider
Rücken ist angelehnt an Tafeln, die den v. Notz, Oberst a. D.
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