Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1929



Aus dem Leben eines lauenburgischen Pastoren
des 17. Jahrhunderts.

Bausteine zur Geschichte des Basthorster Kirchspiels.

Von Pastor KURT FEILCKE.
 

Der dreißigjährige Krieg war vorüber. Überall, wo er gewütet hatte, war Trümmerfeld. Auch in Lauenburg. Doch schlimmer noch als die Verwüstung von Haus, Garten und Feld und dadurch die bittere Verarmung der überlebenden Bevölkerung war die Zerschlagung aller inneren Werte, die Untergrabung des gesunden Volksempfindens und der guten Sitte. So galt es, äußerlich und gleichzeitig innerlich ganz neu zu bauen. Eine schier übermenschengroße Aufgabe, die hier auf allen Gebieten des Lebens geleistet werden mußte, in Staat, Kirche, Schule, Haus.

In diese Zeit des Wiederaufbaues fällt die Amtszeit Andreas Lamprechts. Er war ein Mann der zähen Kleinarbeit, der sich in seiner dreißigjährigen Tätigkeit als Pastor in Basthorst still, aber unermüdlich für das Ziel einsetzte, in seiner Gemeinde wieder gesunde und geordnete Verhältnisse zu schaffen. Die Schwierigkeiten waren übergroß, aber seine Tatkraft war größer. So mag sein Lebensbild gezeichnet werden als das Bild eines Mannes, der au seinem Platz einen wichtigen Dienst geleistet hat, zugleich als ein Beitrag zur Kirchen- und Kulturgeschichte Lauenburgs.

Andreas Lamprecht wurde "im großen lutherischen Jubeljahre" 1630, am 27. Oktober, in Aschersleben geboren, das damals zum Fürstentum Halberstadt gehörte. Er besuchte die Schule seiner Vaterstadt und dann die Gymnasien in Mühlhausen und Magdeburg. Drei Jahre studierte er Theologie in Leipzig und Helmstedt. Auf einer Reise durch Holstein kam er 1655 zu dem "Hochgelahrten und Sinnreichen Herrn Christian von Stökken", der in Trittau Pastor war. Hier hat er sich wahrscheinlich länger aufgehalten. Jedenfalls wurde er 1639 aufgefordert, am Weihnachtstage in der damals vakanten Basthorster Gemeinde zu predigen, und wohl auf Grund dieser Predigt am 27. Februar 1660 "gantz unverhoffter weise" vom Kirchenpatron Peter von Uffeln und der ganzen Gemeinde "unter vielen anderen recommandirten" Personen zum Pastor erwählt und berufen. Seine Probepredigt hielt er Quinquagesimae über das Evangelium des Tages Luk. 18, 31-43. Dabei wurde ihm das Berufungsschreiben überreicht. Jetzt nach Lauenburg geschickt, mußte er hier zwei Probepredigten halten, wurde von D. Albert Elers, Fürstl.

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Niedersächsischem Generalsuperintendenten, im Beisein zweier Pastoren am 10. April geprüft, dann am Gründonnerstag, den 19. April, nach einer dritten Predigt, in Lauenburg ordiniert, darauf Cantate, den 20. Mai, in Basthorst eingeführt. Hierbei assistierten die Pastoren Rivius, Schwarzenbek, und Grantzius, Brunstorf.

Wie sah es damals in Basthorst aus? - Zum Gut gehörten die Dörfer Basthorst, Dahmker und Hamfelde. Besitzer war bis in die letzte Zeit vor dem großen Kriege die Familie derer von Schack. Herzog Franz Albrecht von Lauenburg, der bekannte General, ein Bruder des regierenden Herzogs, strebte danach, es in seine Hand zu bekommen. Das gelang ihm 1617, doch nur für kurze Zeit. 1637 bemühte sich der regierende Herzog August vergebens, es als erledigtes Lehen einzuziehen. Im nächsten Jahre (1638) brachte es Franz Albrecht abermals in seinen Besitz, dieses Mal als Gläubiger. Der Obrist Hartich Asche Schack befriedigte zwar zwei Jahre später die Gläubiger mit 30 000 Rthlr.; als er aber 1645 starb, konnte seine Witwe das Gut "wegen des erbärmlichen Kriegswesens" nicht halten. Sie verkaufte es für 29 000 Rthlr. und 100 Dukaten an Peter von Usseln. Da mit dem Gutsbesitz auch das Patronat über die Kirche verbunden war, war er es, der Andreas Lamprecht nach Basthorst berief.

Lamprechts Amtsvorgänger, Pastor Andreas Gregorius - derselbe, von dem das Bibelpult auf unserm Altar stammt, - hatte sich mit dem Patron erzürnt, war deshalb Trinitatis 1659 "mit einem teutschen Regiment Reuter als feldprediger" von Basthorst weg nach Moskau gegangen und dort an der deutschen Kirche als Pastor geblieben. (Übrigens zog seine Frau mit den Kindern ihm erst 1663 nach.) 1657 aber hatten infolge des dänisch-schwedischen Krieges durchziehende Polen Basthorst verwüstet und geplündert. Unter andern waren ihnen 46 Rthlr. in die Hände gefallen, die der Kirchenkasse gehörten und auf dem Gut in Verwahrung gegeben waren, während andere 31 Rthlr. von den Kirchenjuraten hatten rechtzeitig nach Bergedorf gebracht werden können. Von Frieden war wenig zu spüren. Noch 1660 wurde auf Basthorster Gebiet ein Soldat (Wegener aus Bremen) von seinen Kameraden ausgeplündert und durch den Kopf geschossen. Trotzdem ein "Barbierer" aus Bergedorf ihn verband, starb er nach vier Tagen. Doch über die damaligen Verhältnisse kann uns am besten Pastor Lamprecht selbst erzählen, so wie er es im ältesten Basthorster Kirchenbuch getreulich aufgezeichnet hat: "So ist mit dem Kirchen=wesen hirselbst ein wunderlicher Zustand gewesen, daß alles drunter und drüber gangen, und nicht nuhr nichts gebessert und vermehret, sondern vielmehr waß dagewesen, verwüstet und verringert worden. Daß ich also alles so wol bei den Kirchspiel leuten, alß auch bei den Kirchen gebeuden, in großer Unordnung vorgefunden, und hat auch sehr große mühe gekostet alles wieder zu repariren und in gute ordnung zubringen. Also daß auch die Kirche fast wüste, und niemand, wen es geregnet, truken darinn sitzen, auch der Pastor auf der cantzel nicht truken stehen können, dazu auch kein absonderlicher beichtstuhl gewesen; so ist auch der Kirchenthurm sehr verfallen, etliche stuk auß der großen Glocken gesprungen, daß man

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fast nicht mehr damit hat leuten können, item daß pfarrhauß, ob es gleich anno 1654 erst neu gebauet und also nur 5 Jahre gestanden, ist samt der Küsterey also verwüstet gewesen, als wen in vielen Jahren niemand darin gewohnet. - Im pfarrhause ist nichts mehr gewesen, alß ein alter tisch, und etliche bänke in den stuben, die anderen alten banke im Hause, die breiter und schlete oder latten auf dem balken, die beume in den höfen, so noch hätten gebrauchet und denen nachfolgern zunutze kommen können, item alle zeune um beide höfe, sind zerrissen, umgehauen und verbrandt worden, daß es in, und um dem pfarrhause nicht anders, alß eine wüsteney ausgesehen. Drey alte kirchen kühe sind von meinem Antecessore Hintersassen, davon die beste, in der damahligen grassirenden seuche unter dem Viehe, gestorben, da ich kaum 14 tage hier gewesen, die andern beide haben den gantzen Sommer hindurch gekranket, biß endlich die älteste, steilke genant, im herbst, da sie der frau Pastörin ihrer aussage nach, 22 Jahr alt gewesen, auch gestorben, daß ich also von den kirchen kühen bei meinem antritt nichts alß mühe und verdrieß, gantz und gar aber keinen genieß gehabt habe. Die dritte kirchen kuh, ist noch über 4 Jahr standhaft geblieben. Der aker ist auch in diesem wunderlichen Zustande, ohn gepflüget und unbesäct liegen geblieben. Zu meinem großen schaden, und habe also nicht das aller geringste weder an Winter- noch an Sommerkorn ausgesäet, vorgefunden.

Die erste aussaat an gärsten und haber habe ich weil eine große teurung einfihl, nicht nur teuer bezahlen, sondern auch fast alles, waß davon gewachsen, empehren müssen, indem es theils Von den Kriegesleuten, theils von meinen gottlosen nachbahren und ungehorsamen kirchspiel=leuten, muthwilliger weise verderbet, abgehütet und zu Nichte
gemachet wurde, daß ich davon gar wenig nutzen gehabt. Wie auch nachgehends in folgenden Jahren die Kirchspielsleutc selten den aker, wie sichs gebühret, recht und wohl gepflüget und gcegget haben, dazu unterschiedliche gewesen, die mir das pflicht=korn etliche Jahr nach einander vorenthalten, und endlich mit der helffte bezahlet, daß ich
also von meinem akerbau und auch auß dem Kirchspiel nicht so viel Korn haben können, alß in meiner schlechten Haushaltung von nöthen gewesen, sondern ofters wie (?) vorab in den teuren Jahren, mein brodt=korn kaufen und bei meiner schweren und sauren arbeit, davon ich nichts alß stank und undank gehabt, daß meinige verzehren müssen. Gott bessere es!"

Ein ernstes Bild, das Lamprecht hier von der Zeit seines Amtsantritts zeichnet. Wer es versteht, zwischen den Zeilen zu lesen, sieht harte Not, überall Schwierigkeiten und Enttäuschungen und wenig Freude. Alle Gebäude in traurigstem Zustande, der Acker, der ihm das Brotkorn liefern sollte, ungepflegt, vor allem aber das bittere Gefühl innerer Vereinsamung unter Menschen, die hart geworden sind durch die Erfahrungen eines Krieges, der ein Menschenalter lang alles niederstampfte,- die ihm oft abweisend gegenübertraten und ihn auch da nicht verstanden, wo er ihr Bestes wollte. Manch einem hätte das den Schwung und die Arbeitsfreude genommen. Er hat sich nicht niederdrücken und von seinem Ziel abbringen lassen. Köst-

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lich seine frische, urwüchsige Art, anschaulich zu schildern! Gleich köstlich der herbe Schluß: "Gott bessere es!" Wie ernst er seine Aufgabe ansah, zeigt ein wohl selbst verfaßtes Gedicht, das er in Gebetsform an den Anfang seiner Aufzeichnungen stellte, und dessen zweiter Vers heißt:

"Darum scuffztc ich von hertzen,
Herr, zu Dir, und bittc Dich!
Weil hier gilt kein leichtes schertzen,
Deine gnade rüste mich.
Hilff Du mir mein amt volbringen!
So wird alles wol gelingen."

Die eigentliche beste und tiefste Arbeit eines Seelsorgers geschieht in der Stille "unter Ausschluß der Öffentlichkeit". Daß seine eigenen Aufzeichnungen hierüber nichts sagen konnten, ist schade, aber nur zu verständlich. Vielleicht gibt uns das bei der Visitation vom 25. Juni 1688 aufgenommene Protokoll in diesem Punkte eine gewisse Ergänzung, wenn es sagt: "Die gemeine ist mit ihrem Pastore wohl zufrieden, und hat sich nicht über ihn zu beschweren."

Mit seinem Kirchenpatron ist er, im Gegensatz zu seinem Vorgänger, gut ausgekommen. Viermal finden sich Angehörige der Familie von Uffeln unter den Taufpaten seiner Kinder. Diese Familie erfüllte ihre Patronatspflichten äußerst gewissenhaft und tat oft mehr als ihre Pflicht, so wenn der Kirchenpatron dem Pastorat eine Wiese schenkt, wenn Peter von Uffeln zum Umgießen der großen Glocke einmal 25 Rthlr. und später noch einmal 30 Rthlr. gibt oder Dominicus von Uffeln zu den Kosten der Generalvisitation von 1683 10 Rthlr. beisteuert. Peter von Uffeln hat das von den Polen weggenommene Geld nacheinander ersetzt. Immer wieder lesen wir, daß er irgendeine bauliche Instandsetzung an den kirchlichen Gebäuden oder eine Verbesserung des Pastoreneinkommens veranlaßt, und 1668, in seinem Todesjahre, hat er der Kirchengemeinde einen neuen wertvollen Altar geschenkt, der in den Marmorschlcifereien Amsterdams hergestellt wurde und noch heute die Basthorster Kirche ziert. Doch das Verhältnis zwischen Pastor und Patron war über alle diese Schenkungen hinaus ein wirkliches Vertrauensverhältnis. Das beweist am besten die Tatsache, daß Peter von Uffeln, als er in Hamburg ernstlich erkrankte und den Februar 1668 hindurch still zu Bett liegen mußte, Andreas Lamprecht rufen und sich von ihm für den letzten, schwersten Weg rüsten ließ. Er ist dann am Abend des 2. März unter dem Gebet seines Seelsorgers "ohne einiges rüken und jüken gantz sanft und Selig" entschlafen und am 11. März in Basthorst beigesetzt.

Über die Amtstätigkeit Pastor Lamprechts weiß das Visitationsprotokoll vom 25. Juni 1683 zu berichten: "Der Pastor disponiert alle seine predigten und schreibt dieselben auch mehresteils auf." Über seine Bücher sagt es: "Er har außer oder neben denen libris Symbolicis den Bakium, Weinrichium, und sonderlich vor diesem des Hülsemanni predigten fleißig nachgeschrieben." Der "Weinrichius" war eine Postille; das sehen wir aus dem Inventarienverzeichnis

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von 1699, wo Pastor Trapp u. a. aufführt: "Die Postilla Weinrichii in Folio".

Es macht Freude, an Hand des Kirchenbuches von Jahr zu Jahr zu verfolgen, mit welcher Zielstrebigkeit Andreas Lamprecht daran gegangen ist, auch äußerlich wieder aufzubauen. "So habe derowegen mich bemühet, dieses alles in einen andern und besseren stand zubringen, auch bei meinem Herrn Patrono, dem Wohlgebornen Herrn Peter von Uffele und der gantzen Gemeine durch mein vielfältiges predigen, bitten, vermahnen und anhalten, endlich so viel erlanget, daß solches alles, was schadhafft, nicht nur ist repariret, sondern auch ein mehreres darzu gebauet", sagt er einmal selbst mit einem gewissen Stolz. Und er hat Rechr, denn was geschafft wurde, ist in Anbetracht der damaligen Verhältnisse in der doch immerhin kleinen Gemeinde viel. Das Pfarrhaus wurde gründlich überholt, Studierstube, Speisekammer, Kinderkammer ncueingebaut und auch in der Inneneinrichtung manches beschafft, Backhaus, Wagenhaus und Viehstall neugebaut. Auch das Küsterhaus wurde neu gedeckt und gänzlich überholt. Am hölzernen Kirchturm arbeiteten drei Zimmerleute 7 Wochen. Die Aufsicht bei allen kirchlichen Arbeiten hatten die Kirchjuraten. Sie erhielten Entschädigung "vor ihre verseumniß und zehrung". Damit die Handwerker umso fleißiger arbeiteten, wurde ihnen zuweilen eine Mahlzeit oder auch eine Kanne Bier auf Kirchenkosten gegeben. Drei auswärtigen Maurern wird einmal in der Küsterei ein Bett gehalten, für das dann der Küster entschädigt wird. Die Baumaterialien wurden aus den benachbarten Städten geholt, Bretter aus Hamburg und Lübeck, Steine aus Bergedorf, die Handwerker oft von weit her, der Glaser aus Mölln, die Maurer aus Bergedorf. In den Dörfern scheint es au Bauhandwerkern nur Schmiede gegeben zu haben. Die gesprungene große Glocke wurde von Lübecker Glockengießern in Baslhorst zerschlagen und dafür gleich wieder an Ort und Stelle eine neue Glocke gegossen. Die Kirchenrechnung enthält für diese Arbeiten Ausgaben für Holz und Talg und 1150 Mauersteine zur Glockenform, die dafür aus Mölln geholt wurden. Das Kirchendach wurde neu mit Pfannen gedeckt, in der Kirche neues Gestühl und ein neuer Beichtstuhl beschafft, ebenfalls zwei Leichenbahren und je ein schwarzes und ein weißes "Leichlaken" mit aufgehefteten Kreuzen. Übrigens sprang die eben erst gegossene Kirchenglocke schon wieder am 31. Juli 1666, als zu Ehren Herzog Franz Erdmanns geläutet wurde, durch das wilde und unsachgemäße Läuten der dazu bestellten Gemeindeglieder. Sie wurde dieses Mal in Hamburg vom Ratsglockengießer neu gegossen. Im Juli 1684, "da ein sehr trukener Sommer und großer Wasser Mangel war", wurde der Brunnen am Pfarrhause gegraben, "also daß man nunmehr alle Zeit Winter und Sommer, Gott lob, gut, rein, schön und frisch Wasser haben kan, und ist dieses billig für ein herrliches und sonderliches Kleinodt bei diesem Hause zu halten".

Zn all diesen Arbeiten setzt Lamprecht den Stoßseufzer: "Waß nun dieses alles, bei so schlechtem Einkommen, und bei solchen verderbten, verwilderten, unbendigen Kirchspielleuten, in guten Stand

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zu bringen, vor mühe und arbeit, streit, wiederwertigkeit und verfolgung veruhrsachet, ist Gott am besten bekant; doch habe ich solches alles nicht geachtet, sondern sowohl hiemit, alß mit meiner lehre nichts anders, als des Höchsten Gottes Ehre und der Kirchen wie auch deren Diener bestes gesuchet; und werden wohl deswegen auch alle treufleißig und gewissenhafte Nachfolger verhoffendlich, dergleichen thun, und ferner dahin trachten, daß das wenige, was nunmehr herbeigeschaffet, erhalten, waß noch schadhafft ist und wird, verbessern, und was noch bei diesem schlechten Dienst mangelt, darzugethan werden möge. Hetten die Antecessores auch etwaß vorher gethan, oder thun können, würde es besser gestanden haben, als ich's leider! bei meinem antritt vorgefunden; jedoch mag es vielleicht am guten Willen nicht gemangelt haben, wo es nicht die trübe Krieges Zeit, oder doch der streit und wiederwille, darin Sie fast allezeit mit ihren Patronen gelebet, verhindert hat. Maßen solches auch fast daher abzunehmen, weil Sie endweder alhier nicht lange gelebet, oder doch ball» dieses Kirchspiel, wegen des geringen Einkommens, verlassen und sich anderswohin begeben haben."

Die letzte Generalvisitation in Lauenburg fand im Sommer 1683 statt. Wie schon mehrfach erwähnt, war sic am 25. Juni in Basthorst. Die Kirchenrechnung bringt dazu einige interessante Angaben: "Bei gehaltener Visitation, dabei alle Wirthe und Knechte auß Möhnsen, welche die Herren visitatores von hier nach Ratzeburg geführet, tractiret worden, außgegeben vor bier, wein, brodt, fleisch, fische, butter, käse 17 Rthlr. 1 Mk. 15 Sch.

Dem koch, welcher 2 tage auffgewartet, 1 Rthlr.

Vor die Pferde der Herren visitatores haber und futter 1 Rthlr. 2 Mk. 10 Sch. So ist auch in den bösen wegen alhier an des Herrn Präsidenten und der anderen Herren visitatores wagen etwaß zerbrochen, welches von dem grobschmit wieder ausgcbessert, und davor gegeben worden 1 Rthlr. 1 Mk. 6 Sch."

Alle diese Unkosten wurden auf die Abendmahlsgänger umgelegt, auf jede Person 6 Schilling.

Der Vollständigkeit halber mag noch erwähnt werden, was die Gemeinde damals ihrem Pastor zu liefern hatte. Sein Einkommen bestand natürlich zum größten Teil aus Naturalien. An den "Vierzeiten festen", Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Michaelis, sandte das Gut jedes Mal 1 Rthlr., einen Schinken und eine Mettwurst, und
als Entschädigung für die ausbleibenden Einnahmen "von den vielen wüsten stellen zu Basthorst" zu Michaelis 4 Rthlr. 12 Scheffel Saatroggen und 6 Scheffel Hafer. Diese Abgaben des Gutes wurden 1668 "zu gelde gesetzet", jährlich zu Michaelis 24 Rthlr. Daneben wurden jährlich außer dem Feuerholz 2 gute Buchen als Nutzholz gegeben, ferner als Opfer zu jeder Festzeit 2 Rthlr. als freiwillig übernommene, ständige Verpflichtung. Jede Stelle in der Gemeinde hatte eine Kornabgabe von 1-2 Scheffel Roggen und 1-2 Scheffel Hafer. An den Vierzeiten-Festen mußten alle Eingepfarrten um den Altar gehen und dem Pastor ein für jeden Stand verschiedenes Opfer geben. Weihnachten gab jeder Hufner und Kätner des ganzen Kirch-

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spiels ein Brot und eine Wurst,- "waß freigebige Leute und gute prediger-Freunde sind, geben zuweilen einen Schinken oder stück fleisch". Im ganzen erhielt der Pastor Weihnachten 32 Brote und Würste, Ostern 396 Eier und nach der Ernte 18 Brote, daneben noch einiges bares Geld, so z. B. von jedem Hufner und Kätner am Johannistag
den sogenannten "doppelten Johannis-Schilling". (Ab 1725 wurden die Opfer ins Haus gebracht, um dadurch nicht den Gottesdienst am ersten Festtag zu stören.)

Andreas Lamprecht war zweimal verheiratet, zum ersten Male am 10. Juli 1661 mit Anna Bielfeld, Organistentochter aus Hohenstein. Sie starb nach sechsjähriger Ehe am 29. April l667 und hinterließ ihm drei kleine Kinder, einen Sohn und zwei Töchter. "Nach verflossenen Wittwen Jahrn" heiratete er wieder, dieses Mal die Tochter eines "Schulrectoris", Engel Bromen aus Bergedorf (13. April 1668). Dieser Ehe entstammen 1 Tochter und 8 Söhne, von denen der älteste, der am 7. November 1669 geborene Christian Andreas, sein Nachfolger wurde.

Andreas Lamprecht schließt seine Aufzeichnungen mit dem Satz: "Ob nun zwar in diesem meinem Ehestände, wie auch bei meiner schweren und sauren ambts und Hausarbeit ein schlechtes Einkommen, und dabeneben nicht viel gute tage und stunden gehabt, sondern creutz und trübsal, krankheit und wiederwertigkeit genungsam empfinden und ausstehen müssen, so habe ich dennoch den Höchsten Gott, vor seinen, mir so gnädig verliehenen reichen Segen die größeste ursach, hertzlich zudanken." Er ist nach dreißigjähriger Amtstätigkeit, am 22. Januar 1690, morgens um 4 Uhr, gestorben und eine Woche später beerdigt. Sieben Monate später folgte ihm seine Frau nach.

Andreas Lamprecht hat in seiner Gemeinde mit der Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit gewirkt, die wohl der Grundzug seines eigenen Wesens war. Für seine Gewissenhaftigkeit spricht die Art, wie er alle Kirchbuchregister geführt hat, vielleicht auch, daß er, der bei seinem Antritt kein Kirchenbuch vorfand, noch VOR seiner Einführung ein solches beschaffte und einrichtete. Und eben dieser Gewissenhaftigkeit verdanken wir die gute Kenntnis seiner Zeit.

 


 

 

 

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