Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1929


[Miszelle]

Aus alter und neuer Zeit

 

Drei alte Gebäude auf Gut Gülzow. Das älteste Gebäude auf dem Gräflich von Kielmansegg'schen Gute Gülzow im Kreise Herzogtum Lauenburg ist ein Haus, das noch aus der Zeit der Befestigung des Gutshofes stammt (Abbildung 1). Das zwei Stockwerk hohe Gebäude steht auf einem Grundstück, das einst zum Schutz gegen Feinde ganz von einem breiten Wassergraben umgeben war. Man gelangte über eine Zugbrücke auf die Insel. Vor langen Jahren hat man indessen die Zugbrücke entfernt und dafür einen
Teil des Grabens zugeschüttet, um ungehindert auf das Grundstück zu kommen. Das Gebäude ist auf Pfählen erbaut, der Keller zeigt flache Bogengewölbe, die jedoch im Laufe der Zeit sehr gelitten haben und große Risse aufweisen, da die Rammpfähle zum Teil schadhaft geworden sein dürften. Die Mauern des Gebäudes sind so stark, daß man in den Fensternischen auf einem Stuhl bequem sitzen kann. Eigenartig ist die große Küche in ihrer 1 1/2 Stockwerk hohen Bauart, die ein besonderes Gepräge durch 3 Fenster erhält, welche doppelt so hoch sind wie die übrigen Fenster des Hauses. Neben Räumen in ganzer Stockhöhe finden sich solche in halber Stockhöhe vor. Das Dach besteht aus Ziegeln und ist auf beiden Giebeln abgewalmt. Es ist anzunehmen, daß die Insel früher an der Wasserseite herum rings mit Gebäuden bestanden gewesen ist.
Das Gebäude hat mehrfache Wandlungen durchgemacht, seit seine Bestimmung

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als geschützter Herrensitz wegfiel. Es diente den Pächtern des Gutes Gülzow als Wohnung, zeitweise befand sich auch eine Brennerei darin, und heute wird es als Gutswirtschaftsgebäude benutzt unter gleichzeitiger Verwendung als Wohnung für den Gutsinspektor.
 



Abb. 1. Wirtschaftsgebäude zu Gut Gülzow.
 

Das Herrenhaus zu Gülzow, wie es im Jahre 1786 aussah, wird durch die Abbildung 2 veranschaulicht. Der Fideikommißbesiher Ludwig Graf von Kielmansegg, Statthalter im Herzogtum Lauenburg, ließ dieses Gebäude gegen 1853 durch einen An- und Aufbau vergrößern. Bei aufmerksamer Betrachtung kann man jetzt noch den vom ursprünglichen Gebäude herrührenden Teil unterscheiden. Gewonnen hat das alte, schlichte und formenschöne Herrenhaus durch den Umbau aber in keiner Weise.

Dort, wo heute der Jagdpavillon am Rande des Gülzower Waldes steht, befand sich noch Ende des 18. Jahrhunderts ein Gebäude, wie es die Abbildung 3

 

Abb. 2. Herrenhaus zu Gülzow 1786.
 

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darstellt. Dieser Pavillon muß im Grün der Bäume von schöner Wirkung gewesen sein. Wie angenehm berührt die äußerst harmonische, vornehme Bauart. Man beabsichtigte vor etwa 150 Jahren, im Gülzower Walde einen Tiergarten anzulegen, zu dem die Vorarbeiten auch gemacht worden sind, jedoch
 



Abb. 3. Pavillon im Tiergarten zu Gülzow 1786.

ist es dabei geblieben. Der betreffende Forstort heißt heute noch "der Tiergarten". Der Pavillon war unten in der Mitte offen, und diese Öffnung wurde als Einfahrt zum Tiergarten benutzt; an der Seite der Durchfahrt befanden sich Stallungen; das obere Stockwerk diente den Herrschaften zum Aufenthalt. Im Laufe der Zeit verfiel der schöne Pavillon fast ganz, bis einer der letzten Besitzer sich seiner annahm und den Rest des Gebäudes rettete. Der mittlere untere Teil wurde zurecht gebaut, so daß der Pavillon jetzt ein Achteck darstellt, darauf legte man ein in der Mitte spitz zulaufendes Dach aus Ziegeln. Dieser Pavillon enthält einen großen Raum sowie zwei Nebenräume und wird seit längeren Jahren vom Pächter der Gülzower Jagd bei seinem Aufenthalt im Walde benutzt.  K. V.

 


 


 

 

 

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