Am 27. September 1845
wurde auf Veranlassung der Regierung von Mecklenburg-Strelitz
die Domschule zu Ratzeburg 1), die seit
Jahrzehnten von etwa 70 % Nichtmecklenburgern
besucht wurde, geschlossen. Noch einmal fand der übliche
Redeaktus und die Entlassung der Abiturienten statt, nachdem am
Tage vorher öffentliche Prüfung der einzelnen Klassen gewesen
war. In seiner Ansprache erinnerte der stellvertretende
Direktor, Professor Zander, an die Bedeutung des Tages. Und
schließlich verkündete der Ephorus der Domschule, Dompropst
Konsistorialrat M. Karl Genzken, in feierlicher Rede 2)
das Aufhören der jahrhundertealten Bildungsanstalt. Beide Redner
konnten jedoch bereits darauf hinweisen, daß das Land Lauenburg
im Einvernehmen mit der Regierung in Kopenhagen bereits als
Ersatz die sofortige Errichtung eines Gymnasiums vorbereitet
habe. Die Verhandlungen darüber hatten auf die Gerüchte von der
geplanten Auflösung hin 1843 mit einer Eingabe von
134 Ratzeburger Bürgern an den König nach
Kopenhagen begonnen 3) und sich bis in das Jahr
1845 hingezogen. Unter dem 14. März
1845 hatte die Errichtung einer Lauenburgischen
Gelehrtenschule die Genehmigung des Königs von Dänemark, Herzogs
von Lauenburg, gefunden. Die Neugründung übernahm von der
eingegangenen Domschule 38 Schüler, 2
Lehrer, darunter ihren ersten Direktor Ch. L. E. Zander, einen
Mecklenburger,
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1) Ihre Geschichte verdanken wir Kirchenrat Fr.
Schmidt in Ziethen, Die Domschule zu Ratzeburg. Schönberg
1928.
2) Gedruckt bei Schmidt a. a. O. S. 44-46.
3) Die Verhandlungen sind ausführlich
wiedergegeben in der Festschrift des damaligen
Gymnasialdirektors Dr. J. Waßner, Geschichte der ersten 50
Jahre der Lauenburgischen Gelehrtenschule. Ratzeburg 1896,
S. 3-15. - Vgl. Schmidt a. a. O. S. 39-44.
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und die Räumlichkeiten 4) 1845
und 1846 gehegte Pläne Lauenburgs, den Domhof von Mecklenburg,
etwa durch Tausch, zu erwerben, waren nicht verwirklicht worden. 5)
So wurde die Lauenburgische Gelehrtenschule Montag, den 20.
Oktober 1845, 11 Uhr, in dem Saale der eiugegangenen
Domschule eröffnet. Zu der Feier hatte der um die Neugründung besonders
verdiente Lauenburgische Superintendent C. F. W. Catenhusen mit einer Schrift
"Dr. Martin Luthers, des deutschen Propheten und Apostels lehrreiche Aussprüche
über die hohen Schulen" alle Gönner und Freunde des Schulwesens eingeladsn. Im
Auftrage des dänischen Königs eröffnete der Gouverneur Graf zu Rantzau die
Gelehrtenschule. Darauf sprach der zu ihrem Ephorus bestellte Superintendent
Catenhusen. Die Handschrift seiner Rede ist 1891 von seinem Sohne
der Bibliothek der Gelehrtenschule geschenkt worden. Schließlich setzte der
Direktor Zander in lateinischer Sprache seine Ansichten über die zweckmäßige
Verbindung der realistischen mit den humanistischen Studien auf Gelehrtenschulen
auseinander. Die Anstalt begann mit 90 Schülern. 6)
Als die erwähnten Versuche, den Domhof für Lauenburg zu erwerben, fehlschlugen,
ging man an die Errichtung eines Schulgebäudes. 7) Nach längeren
Erwägungen wählte man dafür den nördlichen Teil der Demolierung, des freien
Platzes im Westen der Inselstadt, der durch Demolierung der hier befindlichen
Festungswerke 1817 entstanden war. 8) Der Bau, von
den Fachleuten der Ratzeburger Verwaltung geleitet, begann im April 1848.
Beim Abbruch einer Mauer zur Erweiterung des Treppenhauses wurden 1929
drei Bretterstücke gefunden, auf denen sich die Zimmergesellen am 8.
Dezember 1848 unter Angabe ihrer Meister verewigt haben; ich habe
die Inschriften in dieser
Zeitschrift 1929, S. 114/15, genau wiedergegeben.
Erst am 8. Oktober 1849, 10 Uhr,
konnte das neue Schulgebäude eingeweiht werden. Es war mit einem Kostenaufwand
von etwa 14 850 Talern unter Überschreitung des
Voranschlages von 14 000 Talern, wobei einiges Inventar
inbegriffen war, erbaut worden. Eine Stiftung der Lauenburgischen Ritter- und
Landschaft von 1000 Talern ermöglichte die Anschaffung einer
physikalischen Sammlung wie 1847 eine gleich hohe Stiftung König
Christians VIII. die Anlage einer Bibliothek für Lehrer und
Schüler. 9) Im Jahresbericht von 1847/48 spricht der Direktor die
Hoffnung aus, daß diese bald in dem neuen Schulgebäude ihre zweckmäßige
Aufstellung finden könnte. Gleichzeitig ruft er dort zur Be-
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4) Vgl. darüber den Grundriß und die Abbildungen bei Schmidt a. a.
O. nach S. 16, 32, 48.
5) S. Waßner a. a. O. S. 17-19.
6) Die Schülerzahlen von 1843-1895 gibt Waßner a. a.
O. S. 52/53.
7) Vgl. Waßner a. a. O. S. 19-23.
8) So stieß man im November 1828 bei
Kanalisationsarbeiten vor dem Schulhofe auf massige Reste der Festungsmauer, so
daß man für das Durchführen der Röhren sprengen mußte. Und bei den
Ausschachtungen für den Erweiterungsbau wurde zur selben Zeit eine alte
Ofenkachel gefunden. Vgl. auch von Rundstedt, Lauenburgische Heimatblätter
1929 Nr. 11.
9) Vgl. die Schilderung der Audienz Dr. Riecks beim König in
Bobertags Festschrift zum 25jährigen Bestehen der Lauenburgischen
Gelehrtenschule (1871) S. 9.
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gründung eines "eigenen Museums für Lauenburgische Altertümer
bei unserer Landesschule" auf. 10) Tatsächlich finden sich aus
jener Zeit einige wenige vorgeschichtliche Altertümer in der Schule.
Bis zur öffentlichen Prüfung am 27. und 28.
September sowie zum Redeaktus am 29. September hatte die
Lauenburgische Gelehrtenschule ihre Stätte in der alten Domschule. Zur
Einweihung des Neubaues lud Direktor Zander mit einer Abhandlung zur Geschichte
des römischen Kriegswesens, und zwar über die Verpflegung des
Heeres, ein, der Ephorus, Superintendent Catenhusen, aber mit einer Schrift "Vom
göttlichen Segen".
Dieser 1849 eingeweihte und bezogene erste Bau der Lauenburgischen
Gelehrtenschule war der mit der Front nach Süden gerichtete Hauptbau, der dann
erst 1896/97 den Anbau im rechten Winkel nach Norden
erhielt und 1928/29 an beiden Seiten verlängert
wurde. Er hatte eine Länge von 28,8 m (100 Fuß) und
eine Breite von 14,42 m
(50 Fuß). Er bot den damals bestehenden fünf Klassen Raum, eine
sechste Klasse war vorgesehen, drei Räume waren für die Bibliothek bestimmt, ein
Unterrichtsraum für Physik mit Nebenräumen für die Sammlungen, Konferenzzimmer.
Aula, Hausmeisterwohnung, Karzer, alles fand darin seinen Platz. Die Schülerzahl
betrug zu Ostern 1849
120, sank aber bis 1856 auf 68, um in
den nächsten Jahrzehnten wieder zu steigen bis zur Höchstzahl von 195
im Jahre 1875.
Die Mecklenburgische Domschule hatte schon zeitweilig fünf Klassen, bei ihrem
Ende aber nur noch vier gehabt. Dis Lauenburgische Gelehrtenschule ist sofort
mit fünf Klassen ins Leben getreten, indem der Rektor Vieth mit der sogenannten
Rektorklasse der Stadtschule und ihren 33 Schülern zur
Gelehrtenschule übertrat. Zu den 5 Lehrern kam 1848
ein sechster. "Im ganzen war", schreibt Bobertag in seiner trefflichen
Festschrift zum fünfundzwanzigjährigen Bestehen der Gelehrtenschule (1871)
S. 7, "der Plan gegeben durch die in Deutschland allgemein für
Gymnasien geltenden Normen". Er stellt dabei eine Überlastung der Lehrkräfte
fest, die er aber mit den schönen Worten abtut: "Dennoch kamen wir durch Liebe
zur Sache und ein frisches collegiales Zusammenstehen über manche Mühen mit
Gottes Hülfe hinweg". Gebäude, Einrichtung und Lehrverfassung sind sich bis zum
Abgang des Direktors Zander zu Ostern 1868 gleich geblieben,
während die Zahl der Lehrer auf 7 stieg. Inzwischen war das
Herzogtum Lauenburg aus seiner Verbindung mit dem Könige von Dänemark gelöst und
mit Preußen verbunden worden. Da die
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10) A. a. O. S. VI: "Außerdem möchte ich an die
Bewohner Lauenburgs die Aufforderung ergehen lassen, alle Denkmäler unserer
Vorzeit, welche bisher aufgefunden worden sind oder noch aufgefunden werden
dürften, unserer Anstalt zu überweisen, damit bei derselben alles, was von
altertümlichen Schätzen unser Land aufzuweisen hat, vereinigt und zur
allgemeinen Benutzung aufgestellt werde. Ich weiß es wohl, daß schon manches der
Art nach anderen Orten gesandt ist, allein ich glaube darin keine irrige Ansicht
auszusprechen, daß solche Überreste unserer Vorzeit ganz besonders ein
Local-Interesse haben. Würde daher meine Bitte eine freundliche Aufnahme und
geneigte Berücksichtigung finden, so würden wir bei unserer Landesschule ein
eigenes Museum für Lauenburgische Altertümer zu begründen unternehmen."
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staatsrechtlichen Beziehungen noch nicht endgültig geklärt
waren, wurde der Geheime Ober-Regierungsrat Dr. Wiese vom Berliner
Kultusministerium beauftragt, "bis auf Weiteres den Zusammenhang der
Gelehrtenschule mit der Bewegung bes höheren Schulwesens in Preußen persönlich
zu vermitteln". Der bedeutende Schulmann nahm sich dieser Aufgabe mit Eifer an.
Am 17. September 1867 hatte er zum erstenmale die
Anstalt besichtigt. Infolgedessen wurde Ostern 1868 ein achter,
1869 ein neunter Lehrer angestellt. Dadurch wurde von Ostern
1869 ab die Einrichtung einer 6. Klasse möglich, deren
Notwendigkeit Geheimrat Wiese in der Konferenz am 9. März
1869 dargelegt hatte. Das Anwachsen der Schülerzahl begründet Bobertag
a. a. O. S. 13 mit der größeren Stetigkeit des Unterrichts. Nach
Einführung der Militärgesetzgebung des Norddeutschen Bundes aber steigerte auch
das Berechtigungswesen, das Streben nach dem Zeugnis für den einjährig
Freiwilligendienst, die Besucherzahl der Klassen bis zur
Sekunda, wie er S. 14 bemerkt. Im Herbst 1871 wurde
das Vorzimmer der Bibliothek, rechts vom Haupteingang, zum Direktorzimmer
eingerichtet; in seiner Ostwand ist die Vermauerung der Tür zur damaligen
Bibiothek noch sichtbar. Aber der Direktor mußte bald in ein kleines von der auf
der Nordostecke gelegenen großen Klasse abgetrenntes Zimmer übersiedeln, da der
große Raum seit Ostern 1874 für die Vorschule gebraucht wurde. Es
bestand seit 1850 eine Privatvorschule des Rektors Bobertag, die
jetzt auf Wieses Rat übernommen wurde.
Schließlich mußte durch Verlegung der Bibliothek Raum im Schulhause gewonnen
werden. Sie war durch die Schenkung der Bibliothek des 1872
verstorbenen Direktors Zander durch das Patronat 1873 mit einem
Schlage um 5000 Bände gewachsen. Die Schülerzahl erreichte
Michaelis 1875 mit 195 einen Höhepunkt. Wieses
Tätigkeit in Ratzeburg fand mit dem Schuljahr 1876 ihren Abschluß.
Bereits mit Neujahr 1873 war die Anstalt auf Grund des Gesetzes
vom 7. Dezember 1872 in das alleinige Patronat der
Ritter- und Landschaft des Herzogtums Lauenburg übergegangen. Unterm 29.
Dezember 1873 wurde ihr bisheriges Regulativ vom 28.
Februar 1846 durch ein neues Statut ersetzt. Laut §
11 dieses Statuts hatte die Anstalt mit dem Direktor 9
Lehrer und 1 Vorschullehrer. Zum 1. Juli 1876
wurde das Herzogtum Lauenburg Preußen einverleibt und damit die Gelehrtenschule
dem Provinzialschulkollegium der Provinz Schleswig-Holstein unterstellt. Am
1. Oktober 1882 trat an die Stelle der Ritter- und
Landschaft der Kreistag; infolgedessen erschien unterm 27.
Dezember 1884/15. Mai 1885 ein neues
Statut für die Gelehrtenschule und eine Geschäftsordnung für das Kuratorium am
8. Juni/4. Juli 1885.
Bei dem Steigen der Schülerzahl genügten die Räume den hygienischen Ansprüchen
nicht mehr. So wurde 1878 festgcstellt, daß sich die Fensterfläche
der Klassen zu ihrer Grundfläche nicht wie 1:5, sondern nur etwa
wie 1:7 verhielt. Eine Revision ergab weitere Mängel, und die
Aufsichtsbehörde forderte deren Abstellung. Der Direktor Steinmetz dachte damals
an einen nordwärts gerichteten An
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bau an den Ostflügel, unten Turnhalle und oben Aula. Da
dieser Plan wegen seiner Kosten wenig Aussicht hatte, wünschte man die
Überweisung des Kreisgerichts, das 1879 einging. Das Gebäude wurde
aber dann für das Landeshaus in Anspruch genommen, dafür sollte das bisherige
Landeshaus teilweise zur Verfügung stehen. Schließlich ist nur die Bibliothek
zeitweise ausquartiert worden. 1882 wurde eine Turnhalle
errichtet. Aber die beantragte Vergrößerung des Spielplatzes und die Einrichtung
eines Zeichensaals wurde im nächsten Jahre abgelehnt. Das Zeichnen fand in den
Klassen statt. 1886 wurden wenigstens Zeichentische bestellt, aber
sie konnten nur in der Aula ihren Platz finden, die damit für 10
Jahre zum Zeichensaale wurde. Die nunmehr einsetzende Teilung der drei oberen
Klassen, zunächst 1888/89 der Tertia, machte die
Raumfrage immer dringender. 1893 erhielt die Turnhalle die lange
angeregte Gasbeleuchtung.
Am 4. Oktober 1893 trat Direktor Dr. Steinmetz in
den Ruhestand, der die Anstalt seit Michaelis 1872 geleitet hatte.
Unter seinem Nachfolger Gymnasialdirektor Dr. Waßner macht sich alsbald frisches
Leben bemerkbar. So wurden 1895 teilweise neue Schulbänke
beschafft und das Alumnat begründet. Nach der 50jährigen
Jubelfeier am 20. Oktober 1895, deren eingehende
Beschreibung der Jahresbericht enthält, wurde 1896 ein elfter
Lehrer angestellt, sowie 1897/98 der Anbau nach
Norden im rechten Winkel an das westliche Ende des bisherigen Schulhauses
angefügt, jedoch damals nur mit 2 Stockwerken. Das Erdgeschoß
enthielt ein Klassenzimmer, den Zeichensaal und die Wohnung des Schuldieners,
dessen bisherige Wohnung ein Klassenzimmer ergab. Das erste Stockwerk des neuen
Flügels nahm die so im Herbst 1896 ins Schulgebäude zurückkehrende
große Bibliothek auf. Ein vorerst hier neben dem Bibliotheksraum befindliches
Lesezimmer wurde später auch als Klasse benutzt. In dieser Zeit wurde auch ein
Bootshaus errichtet. Durch den Bau eines Zeichensaals war die Aula wesentlich
entlastet worden. Sie wurde 1899 durch den Kunstmaler Schmarje in
Altona im antiken Stil so ausgeschmückt, wie sie bis 1929
geblieben ist: auch der Durchbruch zu dem Nebenzimmer im Südwesten zu ihrer
Vergrößerung erfolgte damals. Ihr Fries zeigte,
pädagogisch wirksam, die Bildnisse von Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing,
Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Tacitus, Homeros, Sophokles, Sokrates,
Demosthenes, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt. Leider waren
1929 an der Außenwand die Bildnisse durch Feuchtigkeit völlig
verdorben, so daß man von der Erhaltung dieses einer ganzen Schülergeneration
vertrauten Schmuckes neuerdings abgesehen hat. Die Bauarbeiten dieser Zeit
leitete der Baurat des Kreises, von Binzer.
Die zunehmende Schülerzahl und die wachsenden Anforderungen, die an manche
Unterrichtszweige gestellt wurden, machten dauernde Verbesserungen und
Erweiterungen nötig. So wurde 1908 durch Teilung des langen Raumes
der damaligen Sexta ein zweites Klassenzimmer für die Vorschule gewonnen. Im
November 1907 berichtete der Direktor Dr. Bottermann über die
Unzulänglichkeit des damaligen Zeichensaales. Es wurde daraufhin 1908
auf dem Anbau von 1896
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ein weiteres Stockwerk errichtet, das einen vortrefflichen
Zeichensaal und ein weiteres, den Naturwissenschaften eingeräumtes
Unterrichtszimmer brachte. Der bisherige Zeichensaal war bis 1928
die einzige größere Klasse, in der ohne hygienische Bedenken 30-40
Schüler Platz finden konnten. Im Schuljahre 1912/13
wurden wiederum etwa
12500 Mark Derbaut, hauptsächlich mit dem dringend notwendigen
Umbau der Turnhalle. Schon in diesen Jahren erhoben sich Stimmen, die einen
durchgreifenden Ausbau, der zugleich den Vorschriften für Sicherheit und
Gesundheit völlig genügte, den dauernden Einzelverbesserungen vorzogen. Der
Krieg und seine Folgen drängte derartige
Pläne zunächst in den Hintergrund. Während des Krieges erfolgte durch Direktor
Dr. Bottermann die Gründung des Museions, eines mit Bibliothek und
Bildersammlungen ausgestatteten Arbeitsraumss, welcher der eigenen Arbeit der
Primaner im Deutschen und in der Kunstgeschichte diente, eine Einrichtung von
großem unterrichtlichen
Werte. Direktor Bottermann ging Michaelis 1917 an das
BismarckGymnasium zu Berlin über. Sein Nachfolger wurde Direktor Schmidt bis
Ostern 1924.
Die an pädagogischen Anregungen so außerordentlich reiche Zeit führte Ende
1920 zu Plänen, der Lauenburgischen Gelehrtenschule eine Deutsche
Oberschule anzugliedern und damit auch die Mädchenbildung zu übernehmen.
Letztere war bisher Sache der privaten Höheren Mädchenschule in Ratzeburg
gewesen, deren Abbau infolge der Gesetzgebung, welche die Privatschulen aufhob,
zu erwarten war, und die außerdem durch die zunehmende Inflation in wachsende
Bedrängnis geriet. Sie umfaßte nach einem Bericht der Leiterin, Frau Spiethoff,
vom 5. Dezember 1922 72 Mädchen aus
Ratzeburg, 19 aus St. Georgsberg und 23 aus der
Umgebung, also 114 Schülerinnen. In
dieser stattlichen Zahl ist aber die Vorschule mit enthalten, die infolge der
Gesetzgebung in den nächsten Jahren zugunsten der Grundschule aufzulösen war. Am
11. Dezember 1920 beauftragte der Kreisausschuß den
Direktor, eine Denkschrift über die innere Umgestaltung oder Ausgestaltung der
Lauenburgischen Gelehrtenschule im Einvernehmen mit dem Lehrerkollegium
auszuarbeiten. Bei der Ungewißheit der pädagogischen Lage war das eine
außerordentlich schwierige Aufgabe, die Direktor Schmidt jedoch mit Takt und
Geschick meisterte mit seiner Denkschrift, die er am 1. November
1921 vorlegte. In ihr wurde u. a. die Gründung einer Deutschen
Oberschule vorgeschlagen. Aber erst unterm 18. Februar 1922
erschien die maßgebende Denkschrift des Ministers über die grundständige
Deutsche Oberschule, erst 1924 die
Denkschrift über die Neuordnung des preußischen Schulwesens und ebenfalls erst
1924 die Richtlinien für den Lehrplan der Deutschen Oberschule.
Die ersterwähnte Denkschrift lag wenigstens noch am 31. März bis
2. Mai 1922 dem Kreisausschuß vor. Die Gründung
einer Deutschen Oberschule neben dem bestehenden Gymnasium wurde für Ostern
1922 beschlossen.
Zwar wurden auf Grund des Reichsgesetzes über die Grundschulen und die Aufhebung
der Vorschulen vom 28. April 1920, Ostern 1921
beginnend, die drei Vorschulklassen abgebaut. Aber der
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Aufbau der Deutschen Oberschule mußte voraussichtlich weitere
Räume beanspruchen. Man hat in diesem Zusammenhangs zeitweilig an den Erwerb des
Gebäudes des aufgehobenen Lehrerseminars oder der Domkaserne gedacht. Inzwischen
schied zu Ostern 1924 Direktor Schmidt aus; die Amtsgeschäfte des
Direktors führte bis Ostern 1927 Studienrat Dr. Kretzer. Nach dem
Erscheinen der näheren Bestimmungen über die Deutsche Oberschule hatte sich mehr
und mehr herausgestellt, daß sich damit eine neue selbständige höhere
Lehranstalt mit besonderen Anforderungen statt weitgehender Kombination mit dem
Gymnasium entwickeln würde. Das erschien, vor allem auch in finanzieller
Beziehung, nicht tragbar. Daher beschloß am 16. Dezember
1926 der Kreistag den Abbau der Deutschen Oberschule, doch so, daß die
fünf vorhandenen Klassen bis zum Abiturium durchgeführt werden sollten. So kam
Ostern 1927 die Sexta in Wegfall, während das letzte Abiturium
1935 stattfinden würde. Die nunmehr bestehenden 14
Klassen hatten im alten Schulgebäude nicht Raum gefunden; schließlich erhielten
erst drei, dann fünf Klassen ihr Heim in der früheren Mädchenschule in der
Junkernstraße, eine Spaltung der Anstalt, die natürlich manche Erschwerung im
Gefolge hatte. Immerhin zeigte sich gerade bei dem im alten Anstaltsgebäude
verbliebenen Betriebe, daß eine Erweiterung durch den Abbau der Deutschen
Oberschule nicht unnötig geworden war. 11) Vor allem wäre auch an
die Durchführung der Gedanken der Schulreform, die 1924/25 auch
das Gymnasium auf eine neue zeitgemäße Grundlage gestellt hatte, in den
beschränkten Räumlichkeiten, die nicht einmal die rechte Ausnutzung vorhandener
ausgezeichneter Lehrmittel gestatteten, nicht zu denken gewesen. So war es für
die Zukunft der Lauenburgischen Gelehrtsnschule und damit der aufstrebenden
Jugend des Lauenburger Landes von größter Bedeutung, daß der Kreistag am
22. März 1928 in großartiger Einmütigkeit den Bau
beschloß. Nach Vollendung der Vorbereitungen wurden die Arbeiten ani 14.
November 1928 begonnen. Wenn der stattliche Bau nunmehr am
28. September 1929 vollendet vor uns steht und seine Weihe
empfängt, so wird sich die Jugend, die in ihm ihre Ausbildung erhält, allezeit
vor Augen halten müssen, welche Opfer ihre Heimat, weitblickend und großzügig,
hier gerade in schweren Zeiten gebracht hat, um ihr, der Hoffnung des Landes,
zum Besten der Allgemeinheit die beste mögliche Ausbildung zu sichern.
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11) Vgl. die Begründung in den Verhandlungen des 151.
Kreistages des Kreises Herzogtum Lauenburg am 21./22.
März 1928, S. 807 f.
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