Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1929


[Miszelle]

Bücher- und Zeitschriftenschau

 

Richardt Haupt: Kurze Geschichte des Ziegelbaus und Geschichte der deutschen Ziegelbaukunst bis durch das zwölfte Jahrhundert. Heide: Verlag "Heider Anzeiger". - Der Nestor unserer Heimatschutzbewegung, der auch im Ruhestand immer noch tätige Provinzialkonservator für Schleswig-Holstein Geheimrat D. Dr. Haupt, hat im Verlage des Heider Anzeigers in Heide (Holst.) eine kurze Geschichte des Ziegelbaues und eine Geschichte der Ziegelbaukunst bis durch das 12. Jahrhundert erscheinen lassen, die allen, die sich mit der Geschichte der Baukunst und der damit eng verbundenen Ziegelbaukunst unserer engeren Heimat beschäftigen, warm empfohlen werden muß. Geheimrat Haupt gibt in seinem Werk nicht nur eine Übersicht über die Verwendung des Ziegels als Baustoff, die ja weit in das Altertum zurückreicht, sondern ihm kommt es vor allem darauf an nachzuweisen, daß die Kunst des nordischen Ziegelbaues nicht aus der Lombardei übertragen ist, was so oft behauptet wird, sondern daß sich diese Kunst schon früh, und zwar bereits in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts ganz selbständig in Wagrien und Polabien entwickelt hat und von hier aus weiter ausstrahlt nach Dänemark und vor allem nach der Mark, wo sie ihre rechte Blüte erreicht. Der Verfasser zieht seine Beweise zunächst aus der großen Verschiedenheit der Ziegelbautechnik und der Verwendung des Steines, der erst in Wagrien seine feststehenden Abmessungen erhält und dadurch nicht nur konstruktive, sondern auch ornamentale Bedeutung gewinnt; dann aber auch aus der Baugeschichte einer Reihe bedeutender Zeugen der Zeit, die er in engere Verbindung mit der Geschichte des Landes bringt. Dabei gibt Geheimrat Haupt selbstverständlich zu, daß später eine gegenseitige Befruchtung zwischen der nordischen und der italienischen Baukunst stattgefunden hat, wobei letztere aus der Technik der nordischen Baukunst lernt und erstere wiederum Formen von der italienischen übernimmt. Mit Freude und Anteilnahme wird jeder Leser den Ausführungen folgen, die das Ergebnis einer jahrzehntelangen unermüdlichen Arbeit sind, einer Forschung, die bis in die Tiefe der Vergangenheit den Zusammenhängen nachgespürt und die dafür gekämpft hat, daß dem Lande, das in der Geschichte der Kolonisation unseres Nordens eine ausschlag-

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gebende Rolle gespielt hat, auch das gebührende Verdienst um die Entstehung der nordischen Baukunst zuerkannt wird. Durch die ausgedehnten Hinweise auf die Literatur über die ganze Materie gibt das Werk allen, die sich mit der Kunst des Ziegelbaues beschäftigen wollen, Wegweiser für das weitere Studium und Gelegenheit, sich ein eigenes Urteil über die sehr schwierige Frage zu bilden.

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