Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]
Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1929
[Miszelle]
Bücher- und Zeitschriftenschau |
Die Zeitschrift des Vereins
für Schleswig-Holsteinische Geschichte hat ihren
58. Band herausgegeben, der an
Reichhaltigkeit und Gediegenheit der Beiträge den
früheren Bänden nicht nachsteht. Für die
lauenburgische Forschung ist besonders ein Aufsatz
von Prof. Johann Ulrich Folkers bedeutsam, der den
Titel trägt: "Zur Frage nach Ausdehnung und Verbleib
der slavischen Bevölkerung von Holstein und
Lauenburg". In dieser Arbeit geht der Verfasser der
genannten vielumstrittenen Frage mit einer
Gründlichkeit nach, wie es bisher wohl noch nie
geschehen ist. Er beleuchtet im Verlauf seiner
Untersuchung die außerordentlich weitschichtige
Literatur zu diesem Thema. Er bespricht die
Urgermanen-, die Ausrottungs- und
Verflüchtigungstheorie und sucht dann aus den
indirekten Quellen Anhaltspunkte zu gewinnen. So
durchforscht er die Familien- und Ortsnamen, die
Volkstracht, anthropologische Kennzeichen,
Genealogie und Heraldik, vermag aber eigentlich nur
aus der Siedlungsform, den Agrarverhältnissen
und der Hausform einige sichere Schlüsse zu ziehen.
Die Arbeit hat für uns Lauenburger besonders deshalb
Bedeutung, weil sie eine Fülle von Einzelheiten über
die Besiedlung unseres Landes bringt. So untersucht
sie die Anlage einer großen Anzahl von
lauenburgischen Dörfern und kommt zu dem Ergebnis,
daß wir Rundlinge und Rundangerdörfer mit deutschem
und slavischem Namen haben, daß also keinesfalls die
Rundlingsanlage als ein besonderes Kennzeichen
slavischer Besiedlung anzusehen ist. Haben doch
sogar die Sachsenwalddörfer, wie Hohenhorn,
Kröppelshagen, Wohltorf, die ganz sicher erst nach
der deutschen Besiedlung angelegt sind,
Rundlingscharakter. Interessant ist weiter die
Feststellung, daß die Dörfer, die die Bezeichnung
"Klein-" vor ihrem Namen tragen und die man schon
immer als slavisch angesehen hat, fast durchweg die
Form des schmalen Straßendorfes besitzen. Sie sind
aber vermutlich erst nach der deutschen Einwanderung
als Flüchtlingsdörfer angelegt, möglicher Weise
unter Nachahmung deutscher Kolonistenbauart. Doch
wir können hier nur verschwindend wenig aus dem
reichen Inhalt der Arbeit wiedergeben. Soviel aber
ist sicher, daß wir den wertvollen Aufsatz noch oft
für die Beantwortung von grundsätzlichen und von
Einzelfragen heranziehen werden. G. 1930/1 - 39 |
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