Volksaberglauben in Lauenburg. Noch um
die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde (in Dechow z.
B. und auch in den Nachbardörfern) am 1.
Weihnachtsfeiertage und am 1. Januar ein Hund oder
eine Katze durch die Pferdetränke gezogen, bevor die Tiere
selbst getränkt wurden. Diese Tränke bestand aus einem 3-4
Meter langen Holztrog, an dessen einem Ende ein Stopfen war, der
zur Entleerung des Troges herausgezogen wurde. Geschah das
nicht, so fror das Wasser über Nacht, und das Eis mußte dann
mühsam herausgehauen werden.
Ein Mann in Dechow konnte Blutstillen und heilen. Als er - noch
ein junger Knecht - das Blutstillen erlernt hatte, wollte er das
neu erworbene Können ausproben. Sein Bauer schlachtete eine Sau
und gab ihm die Schüssel zum Auffangen des Blutes, das reichlich
strömte; in dem Augenblick wo er sich abwandte, drückte der
Knecht seinen Daumen auf die Wunde und sprach heimlich:
Blutsturz stah fast, von nun in alle Ewigkeit. Im Namen des
Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Sofort stand das
Blut, und als der Bauer - erstaunt über das Aufhören des
Blutstromes - wieder und immer wieder in den Hals des Tieres
stach, kam doch kein Tropfen Blut mehr heraus. Mein Gewährsmann
(der nicht genannt sein will) hatte als Kind (ca. 1875)
einst unstillbares Nasenbluten, das der oben erwähnte Mann
sofort zu stillen vermochte. Einst wurde dieser Mann zu einem
Bauern nach Schlagsdorf gerufen, um das erkrankte Pferd zu
heilen. Als er mit seinem Sohn an den Kreuzweg vorm Dorfe Dechow
gekommen war, blieb er plötzlich stehen und sagte: "Schade, das
Pferd ist tot", ging aber doch nach Schlagsdorf und fand dort
einen andern Bauern beim Pferdebesitzer sitzend. Als der ihm den
Tod seines Pferdes mitteilte, sagte er: Ich weiß es, um die und
die Zeit ist es gestorben, und der, der da sitzt, hat Schuld
daran.
1930/2 - 72
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