Ergänzende Mitteilungen über den Apostelaltar im Ratzeburger
Dom. In Nummer 3 und 4 des
Jahrgangs 1929 dieser Zeitschrift hat Herr Oberst
von Notz den sogen. Apostelaltar im Ratzeburger Dom eingehend
behandelt. Zu diesen Ausführungen seien mir einige kleine
Ergänzungen gestattet. Heute bildet dieser Altar ein buntes
Durcheinander. Daß die Steintafel ursprünglich nicht dazu gehört
hat, ist schon von Herrn von Notz hervorgehoben worden. Sie wird
aber nicht, wie der Verfasser annimmt, ehemals die Predella
eines Altars gebildet haben, sondern ist ein eigener Altar
gewesen, dessen Flügel heute fehlen. Annehmen möchte ich, daß
dieser Altar einst im Dom selbst gestanden hat und nicht erst
"aus einem Kloster herbeigeholt" ist. Er wird wie seine
Gegenstücke in Lübeck, Schwerin und Anklam um 1425
entstanden sein. Weiterhin ist von dem
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Verfasser schon darauf hingewiesen, daß der Apostelaltar einst
der Hochaltar des Domes gewesen ist. Deshalb auch seine
besondere Ausstattung mit den silbernen Figuren, die 1552
geraubt wurden. In dieser Hinsicht war er ein Gegenstück zu dem
allerdings weit größeren Hauptaltar von St. Marien zu Lübeck,
der, 1425 vollendet, 91 Figuren aus
Edelmetall im Gewicht von 109 Kg. trug. Die
Figuren, wie überhaupt der ganze Altar, werden in Lübeck
angefertigt worden sein. Wenn auch die äußeren Flügel ihres
einstigen Charakters heute völlig entkleidet sind, so weisen
aber die noch im alten Zustande erhaltenen, 1911
wieder angebrachten inneren Flügel auf Lübeck hin. Schon Adolf
Goldschmidt hat in seiner "Lübecker Malerei und Plastik bis
1530" die Malerei dieser Flügel für Herman Rode in
Anspruch genommen, der bis 1504 nachzuweisen ist.
Marken an der Christusfigur des Apostelschrankes im Ratzeburger
Dom.
Nun noch ein Wort zu den 1634 von Hartwig von
Bülow gestifteten silbernen Figuren dieses Altars. Leider sind
sie ja 1830 durch Diebstahl verloren gegangen, nur
die Christusfigur fand sich wieder an. Trotz meiner langjährigen
Beschäftigung mit den Edelschmiedearbeiten unserer Heimat ist
mir diese Figur immer entgangen. Erst der Freundlichkeit des
Herrn von Notz verdanke ich es, daß ich sie zu Gesichte bekommen
habe und sie näher untersuchen konnte. Im Gegensatz zu den
Ausführungen von Herrn von Notz konnte ich feststellen, daß der
Sockel der Figur nicht angestrichen ist, sondern aus schwarzem
Ebenholz gefertigt ist, in das die Inschrift SALVATOR MVNDI mit
Silberplättchen eingelegt ist. Die Verwendung dieser beiden
Materialien entspricht der Gepflogenheit des Barocks bei
wertvolleren Arbeiten. Auch der Nimbus, der Heiligenschein, ist
nicht unecht, sondern echt; denn auch das entspricht der alten
Technik, daß man bei Gold nur zu einer Feuervergoldnng von
Silber oder Messing bezw. Kupfer greift. Die Marken sind an
mehreren Stellen der Figur eingeschlagen, und zwar immer drei.
Zwei davon sind die Stadtmarken (eine dreitürmige Burg) von
Hamburg; die dritte ist immer die Marke des Meisters. Sie zeigt
einen stehenden Vogel; leider hat sich dieser Meister mit Namen
noch nicht belegen lassen, doch sind noch weitere Arbeiten von
ihm bekannt. Ich nenne eine Kanne von 34,5
cm Höhe im Kreml zu Moskau, eine Diana zu Pferde von 26,5
cm Höhe in Münchener Privatbesitz und einen vergoldeten Becher
von 1642 des Herzogs von Cumberland. Also hat
Hartwig von Bülow die silbernen Figuren für den Apostelaltar in
Hamburg herstellen lassen, wo die Goldschmiedekunst in der Mitte
des 17. Jahrhunderts Ausgezeichnetes leistete.
J. Warncke.
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