Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1931


[Miszelle]

Kleine Mitteilungen

 

Die Handschriftenkunde (Paläographie) bereitet dem Selbststudium dadurch besondere Schwierigkeit, daß die Vorlagewerke dieser geschichtlichen Hilfswissenschaft naturgemäß teuer sind. Einen recht brauchbaren und billigen Ersatz bieten die - freilich stark verkleinerten - Original-Wiedergaben von 35 Urkunden aus dem Zeitraum von 1206 bis 1798, die Werner Constantin von Arnswaldt mit Erklärungen und Übertragungen herausgegeben hat 1) Vortreffliche Dienste bei der Entzifferung von Urkunden liefert auch Capelli, LEXICON ABBREVIATURARUM, das etwa 14 000 Zeichen bietet; 2) auch das Taschenbuch für Familienforschung von Friedrich Wecken 3) gibt eine Auswahl von Buchstaben, Ziffern und Abkürzungen. Ein gutes Hilfsmittel zum Entziffern alter Handschriften ist es, sich aus den lesbaren Stellen ein Alphabet von großen und kleinen Buchstaben und von typischen Buchstabenverbindungen herauszuschreiben und an Hand dieses Alphabets die Entzifferung der scheinbar unleserlichen Stellen zu versuchen. Etwas Phantasie und Kombinationsgabe gehört natürlich zum Entziffern, doch hüte man sich ängstlich vor erratenen Lösungen, die einer gewissenhaften Nachprüfung nicht standhalten wollen. Am leichtesten zu lesen sind die sorgfältig gemalten karolingischen und sogenannten gotischen Minuskeln (kleine Buchstaben), an deren Stelle im 13. Jahrhundert die leichtflüssige Cursive mit immer mehr überhandnehmenden Abkürzungen, Umgestaltungen der einzelnen Buchstaben und Ligaturen (Verbindungen mehrerer Buchstaben untereinander) trat. Bis zum 16. Jahrhundert machte sich die Eigenart des Schreibers wenig bemerkbar, mit Beginn der Reformation aber entwickelte sich eine mehr individuelle Handschrift, die dem Charakter des Schreibers entsprechend leicht oder schwer lesbar ist. Vom 18. Jahrhundert ab werden die Handschriften ganz besonders verschnörkelt und erst in unserm Jahrhundert wird wieder auf gute Form und Lesbarkeit der Handschrift größeres Gewicht gelegt.

S. S.

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1) Werner Konstantin von Arnswaldt, Landschriftenkunde. Leipzig, Degener & Co. 1923. Preis 4 RM.
2) Adriano Capelli, LEXICON ABBREVIATURARUM. Leipzig, J. J. Weber. 1901.
3) Friedrich Wecken, Taschenbuch für Familiengeschichtsforschung, IV. Auflage. Leipzig, Degener & Co. 1930. Preis 6,50 RM



1931/4 - 133


 

 

 

 

 

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