Hauptversammlung des
Heimatbundes Herzogtum Lauenburg E. V. am 26. Januar
1932. Zu Beginn der Sitzung ließ der Vorsitzende
das Protokoll der Tagung vom 27. April
1931 verlesen, erteilte dem
Schatzmeister Landesoberinspektor Schache das Wort
zu Kassenbericht und ergriff dann das Wort zu
nachfolgenden Ausführungen:
Bevor ich den Tätigkeitsbericht vorlese, gedenke ich
des schweren Verlustes, den der Heimatbund durch den
plötzlichen Tod seines langjährigen Schriftführers,
Herrn Kreisoberinspektor a. D. Otto Japp, erlitten
hat. Von glühender Vaterlands- und Heimatliebe
durchdrungen, hat der Verstorbene dem Bunde seit
seiner Gründung angehört und in unermüdlicher
Werbetätigkeit uns viele Mitglieder zugeführt. Ich
bitte die Versammlung, sich zum ehrenden
Gedächtnisse von den Plätzen zu erheben.
Von unserem HEIMATMUSEUM ist zu berichten, daß im
verflossenen Jahre ein planmäßiger Ausbau der
Sammlung aus Mangel an Mitteln nicht möglich war.
Immerhin sind einige bemerkenswerte Erwerbungen zu
verzeichnen. So besonders ein eichener, zweitüriger
Kleiderschrank aus der Mitte des 17.
Jahrhunderts, Lübecker Arbeit, mit schönen Intarsien
geschmückt, eine bemalte Truhe mit reichem
Eisenbeschlag von 1736, ein Eckschrank
von 1820, die schöne Radierung
"Lauenburg" (1760) des heimischen
Künstlers J. D. Findorf, mehrere Stiche und
Lithographien, einiges Kleingerät und vor allem die
originalgetreue Nachbildung des berühmten
Schaalseeleuchters. Sehr reich wurde das Museum von
freundlichen Gebern bedacht, deren Namen in unserer
"Lauenburgischen Heimat" veröffentlicht sind und
denen auch an dieser Stelle nochmals herzlichst
gedankt sei. Eine erfreuliche Bereicherung erfuhr
die vorgeschichtliche Abteilung. In Mustin wurden
6 prähistorische Fundstellen
festgestellt, u. a. wurden gefunden: 2
Fibeln (Zeit: 300 n. Chr.), die in
dieser Form im Schleswig-Holsteinischen Museum
vorgeschichtlicher Altertümer noch nicht vorhanden
sind und von denen wir ein Exemplar der dortigen
Sammlung überließen, deren Leitung uns in
dankenswertester Weise jeder Zeit mit Rat zur Seite
stand und stehen wird. Im Beisein des
Berichterstatters wurden vom Museum für Völkerkunde
in Hamburg in Börnsen 6 Urnen
ausgegraben, die dem Muesum
[sic!] in Kiel überwiesen wurden. Über die
Bedeutung von Mauerresten, deren Fund Herr
Kammerherr v. Bülow auf Kehrsen meldete und die wir
besichtigten, hat sich bisher nichts feststellen
lassen. Von Herrn Gastwirt Pankow in Lassahn wurde
ein aufgegrabenes Urnenfeld gemeldet; nach
eingehender Besichtigung wurden weitere Grabungen
solange eingestellt, bis von Kiel aus Anweisungen
getroffen werden. Die schönen Fibeln und
Eisengerätschaften sowie die Mustiner Funde sind
zusammen mit den Neuerwerbungen ausgestellt. Der
Besuch des Museums hat in sehr erfreulichem Maße
zugenommen, ohne die Schulklassen haben im Jahre
1931 rund 1100 Personen die
Sammlung besucht. Bei dieser Gelegenheit möchte ich
die Mitglieder des Hematbundes auf das Heimatmuseum
der Stadt Lauenburg hinweisen, das unter der
opferfreudigen Leitung unseres Vorstandsmitgliedes
Herrn Konrektor Götze, seine reichen Schatze in
trefflicher Anordnung den Besuchern darbietet.
Von dem für 1931 aufgestellten
Arbeitsprogramm des Heimatbundes mußten aus Mangel
an Mitteln zurückgestellt werden die Anlage eines
Naturpfades und die Förderung der Photographie im
Dienste der Heimat. Niststeine für Höhlenbrüter sind
beschafft und im Vorraume des Museums aufgestellt
worden, Bestellungen auf diese empfehlenswerten
Steine sind jedoch nicht erfolgt. Die
Beratungsstelle des Heimatbundes wurde bis auf
einige familiengeschichtliche Anfragen wenig in
Anspruch genommen. Herrn Otto Pauly-Aumühle konnte
Auskunft über eine ihm unbekannte Vogelart gegeben
werden, Herrn Dr. Vogel-Niendorf über die früheren
Besitzer Niendorfs a. Sch. Herr v. Krogh wies auf
die Schädigung des Landschaftsbildes durch die
Ausführung von Putzbauten im Gutsbezirk Kastorf an
der Bliestorfer Grenze, dort, wo früher die alte
Windmühle gestanden hatte, hin. Da der betreffende
Bezirk nicht unter dem Schutz des Gesetzes gegen die
Verunstaltung steht, konnte
1932/1 - 29
1932/1 - 30
der
Heimatbund nicht eingreifen. Leider fehlt es z. Zt.
an wirksamen Handhaben, die mutwilligen und
sinnlosen Zerstörungen der Burgruine Linau, auf die
Herr Staatsrat Dr. Rautenberg-Hamburg aufmerksam
gemacht hatte, dauernd zu verhindern. Nach
Besichtigung der gefährdeten Reste hält es der
Berichterstatter für die vornehmste Pflicht des
Bundes, eine Liste aller unter Denkmalsschutz zu
stellenden Bau- und Naturdenkmäler aufzustellen und
bittet dringend um die Unterstützung durch die
Mitglieder bei dieser wichtigen und unaufschiebbaren
Arbeit. Herr Landesoberförster Dr.
Gribkowski-Farchau hat bereitwilligst zugesagt, die
Bitte des Berichterstatters zu berücksichtigen, auf
dem aufgeforsteten Lüneburger Berge bei Mustin für
Durchblicke zum Schaalsee Sorge tragen zu wollen.
Der Versuch einer graphischen Darstellung der
Entwicklung des Stadtbildes von Lauenburg, Mölln und
Ratzeburg ist von Herrn Bürgermeister Raute begonnen
und schon außerordentlich weit gefördert worden. Zu
der Sammlung von Lebensabrissen und Nachweisen über
alle irgendwie hervorragenden Persönlichkeiten im
Herzogtum Lauenburg von den ältesten Zeiten bis zur
Gegenwart haben Beiträge geliefert: Herr Direktor
DR. Lammert, Herr Pastor Fischer-Hübner und Herr
Konrektor Götze. Die vom Berichterstatter
aufgestellte Liste enthält bis jetzt etwa 50
Namen. Für die Sammlung der Flurnamen kamen keine
Meldungen. Einige der vom Berichterstatter genannten
Bezeichnungen konnten in dem von Herrn Prof.
Wegemann verfaßten Aufsatze "Die Orts- und Flurnamen
des Herzogtums Lauenburg" aufgenommen werden. Zu dem
in Heft 2 der Lauenburgischen Heimat
von Prof. Dr. Folkers erschienenen Aufsatz "Zur
Karte der alten Siedelungsformen im Kreise Herzogtum
Lauenburg" gab Herr Otto Pauly-Aumühle wertvolle
Ergänzungen, ebenso wie Herr Lehrer Paul Lange in
Niendorf a. St., der außerdem die Güte hatte,
mehrere alte Flurkarten von 1747 und
1762 dem Archiv zuzuführen. Die
Feststellung und Auszeichnung von Inschriften und
bildlichen Darstellungen an Häusern und altem
Hausgerät wurde dank der Unterstützung durch Herrn
Landrat Dr. Voigt von den Landjägern des Kreises
ausgeführt. Neue Verbindungen mit verwandten
Vereinigungen sind angeknüpft. Im Austausch erhält
der Heimatbund die vom Landeshauptmann der Provinz
Pommern herausgegebene, vorzüglich ausgestattete
Vierteljahrsschrift "Pommersche Heimatpflege", das
"Jahrbuch der Gesellschaft für
Schleswig-Holsteinische Geschichte" und die
wertvollen Veröffentlichungen des Vereins "Erfurter
Genealogischer Abend".
Den wiederholten Einladungen des Vereins für
Heimatschutz in Lübeck und der Einladung des
Heimatbundes Mecklenburg nach Schwerin aus Anlaß
seines 25jährigen Bestehens konnte aus
Mangel an Mitteln nicht Folge geleistet werden. An
der Eröffnungsfeier des benachbarten Heimatmuseums
in Schönberg nahmen der Berichterstatter und Herr
Pastor Fischer-Hübner teil. Im Namen des
Heimatbundes Herzogtum Lauenburg überreichte der
Berichterstatter dem Heimatmuseum in Schönberg das
Tafelwerk von Robert Schmidt: "Die Bau- und
Kunstdenkmäler des Askanischen Fürstenhauses im
ehemaligen Herzogtum Lauenburg". Der Deutsche Bund
Heimatschutz in Berlin erbat und erhielt eine
Photographie unserer altertümlichen Kupferschmiede
im Museum und Fräulein Emma Mohr am Zoologischen
Museum in Hamburg erbat für ihr Buch "Die Säugetiere
von Schleswig-Holstein" einen Abzug des in der
"Lauenburgischen Heimat" erschienenen Bildes "Igel
am Nest".
Außerordentliche Schwierigkeiten stellten und
stellen sich der Fortführung unserer Zeitschrift
entgegen, da mehr als die Hälfte der Mittel, die
ehemals zur Verfügung standen, dadurch fortfielen,
daß der Kreisausschuß seine Unterstützung mit
Rücksicht auf die wirtschaftliche Lage des Kreises
glaubte streichen zu müssen. Daß unter diesen
Umständen von einer Honorierung der Beiträge kaum
die Rede sein kann, liegt auf der Hand; selbst die
Drucklegung wäre im jetzigen Umfange nicht möglich,
wenn unser Verleger uns nicht das denkbar größte
Entgegenkommen bewiese. Ich muß an alle Mitglieder
die dringende Bitte richten, nicht nur die Beiträge
pünktlich zu zahlen, sondern auch mit allergrößtem
Eifer neue Mitglieder zu werben, damit wir unsere
schöne Zeitschrift halten können. ·
Noch muß ich davon Mitteilung machen, daß im Laufe
des verflossenen Jahres der Wunsch, ihre
Vorstandsämter niederzulegen, ausgesprochen wurde
von den Herren Forstmeister a. D. Hornbostel, Pastor
Schneider und Lehrer 1932/1 - 30
1932/1 - 31
Kropp.
Die Gründe lagen in häufigem Fernsein von Ratzeburg,
gesteigerter Amtstätigkeit und der dadurch bedingten
Unmöglichkeit, den Beratungen stets beizuwohnen, und
in der weiten Reise von Büchen nach Ratzeburg mit
den in unserer Zeit recht spürbaren Kosten. Diesen
Gründen für den Rücktritt der genannten drei Herren
konnte sich der Vorstand nicht verschließen und
ergänzte sich unter Zustimmung und zum Teil auf
Vorschlag der ausgeschiedenen Herren gemaß § 4
der Satzungen durch die Herren: Direktor Lammert,
als 2. Vorsitzender, Pastor
Fischer-Hübner, als Schriftführer, Konrektor Götze
und Bürgermeister Saalfeld. Den ausgeschiedenen
Herren möchte ich auch an dieser Stelle nochmals für
ihr Wirken im Vorstande danken. Infolge der neuen
Zusammensetzung glaubte der Vorstand die
Ausarbeitung der beantragten Satzungsänderungen,
besonders auch weil für die damit verbundenen Kosten
keinerlei Mittel vorhanden sind, nicht unternehmen
zu dürfen und dem neu zu wählenden Vorstand
überlassen zu müssen.
Bei der hierauf folgenden Vorstandswahl wurde der
alte Vorstand wiedergewählt, nur trat
Mittelschullehrer Peters-Mölln an die Stelle des
Konrektors Götze, der von seiner Wiederwahl
abzusehen bat.
Eine große Menge von Gegenständen, die dem
Heimatmuseum im letzten Jahre geschenkt worden sind,
war während der Versammlung ausgestellt, darunter
der berühmte Schaalseeleuchter. Die Ausstellung
dieser Sehenswürdigkeiten verbleibt noch einige Tage
an ihrem Platze links und rechts vom Eingang des
ersten Saales und wird zur Besichtigung allen
Heimatfreunden dringend empfohlen. |