Südlich von Labenz, am Wege nach Lüchow, liegt ein alter
Ringwall, fast kreisrund: 25:30 m. Der Wall ist an seinem
Ostabhang ca. 2 m hoch, während seine Sohle ringsherum ca. 5
m mißt.
Es ist hier nicht der Raum, seine "strategische" Bedeutung für das in seinem
Rücken liegende Dorf Labenz zu würdigen. Nach meinen Studien über die
Siedlungsperioden des Dorfes handelt es sich bei ihm um ein uraltes Platzdorf,
mit welchem allerdings nur der südliche Teil des Dorfes gemeint ist. Labenz ist
in seiner jetzigen Gestalt aus mehreren Siedlungen hervorgegangen. Das alte
Platzdorf und die slavische Siedlung liegen "übereinander", wozu später (in der
letzten Hälfte des 13. Jahrhunderts) die Westfalensiedlung
hinzugekommen ist, der jetzige nördliche Teil des Dorfes. Das ältere Dorf liegt
noch jetzt in einer Schleife der Steinau (früher Lowenze = Schwanenwasser,
Labenz-eke - Schwanenwasser-Dorf), für welches DER RINGWALL DIE WARTE NACH
OSTEN, von wo die slavischen Invasionen kamen, war. Das alte Platzdorf, ein
echter Rundling, war eine ideale Berg- und Wasserfestung, geschützt durch einen
Gürtel von Urwald, Sumpf und den breiten Graben der Lowenze.
Eine besondere Bedeutung kommt dem Ringwall insofern zu, als er im Gebiet des
Limes Saxoniae liegt, jener 818 nach Christi entstandenen
Grenzmark mit sächsischen Besatzungen. Da die sog. Limes-Befestigungen seit
langem die Forscher beschäftigt haben (zuletzt erschien die gründliche Arbeit
von Professor Hofmeister in der Zeitschrift d. Ges. für Schlesw.-Holst. Gesch.,
56. Band, 1927), nimmt es Wunder, daß ein Ringwall
unentdeckt bleiben konnte. Doch das hat seine natürliche Ursache darin, daß eine
Windmühle auf ihm stand. Schon eine alte Flurkarte von 1774
verzeichnet diese Mühle. Auch das Meßtischblatt gibt sie mit dem bekannten
Zeichen wieder. Der Besitzer hat sie, die wegen ihrer fünf Flügel als
Wahrzeichen galt, vor ca. 20 Jahren abreißen lassen. In der
mittleren Vertiefung des Ringwalls liegt noch ein alter Mühlstein; doch der
Ringwall ist wieder bloßgelegt und harrt nun der näheren Erforschung durch
Grabung.
1932/3-4 - 72
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