Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1932


Ein neuer Erdwall im Gebiet des LIMES SAXONIAE.

Von C. MATTHIESSEN-Labenz.
 

Südlich von Labenz, am Wege nach Lüchow, liegt ein alter Ringwall, fast kreisrund: 25:30 m. Der Wall ist an seinem Ostabhang ca. 2 m hoch, während seine Sohle ringsherum ca. 5 m mißt.

Es ist hier nicht der Raum, seine "strategische" Bedeutung für das in seinem Rücken liegende Dorf Labenz zu würdigen. Nach meinen Studien über die Siedlungsperioden des Dorfes handelt es sich bei ihm um ein uraltes Platzdorf, mit welchem allerdings nur der südliche Teil des Dorfes gemeint ist. Labenz ist in seiner jetzigen Gestalt aus mehreren Siedlungen hervorgegangen. Das alte Platzdorf und die slavische Siedlung liegen "übereinander", wozu später (in der letzten Hälfte des 13. Jahrhunderts) die Westfalensiedlung hinzugekommen ist, der jetzige nördliche Teil des Dorfes. Das ältere Dorf liegt noch jetzt in einer Schleife der Steinau (früher Lowenze = Schwanenwasser, Labenz-eke - Schwanenwasser-Dorf), für welches DER RINGWALL DIE WARTE NACH OSTEN, von wo die slavischen Invasionen kamen, war. Das alte Platzdorf, ein echter Rundling, war eine ideale Berg- und Wasserfestung, geschützt durch einen Gürtel von Urwald, Sumpf und den breiten Graben der Lowenze.

Eine besondere Bedeutung kommt dem Ringwall insofern zu, als er im Gebiet des Limes Saxoniae liegt, jener 818 nach Christi entstandenen Grenzmark mit sächsischen Besatzungen. Da die sog. Limes-Befestigungen seit langem die Forscher beschäftigt haben (zuletzt erschien die gründliche Arbeit von Professor Hofmeister in der Zeitschrift d. Ges. für Schlesw.-Holst. Gesch., 56. Band, 1927), nimmt es Wunder, daß ein Ringwall unentdeckt bleiben konnte. Doch das hat seine natürliche Ursache darin, daß eine Windmühle auf ihm stand. Schon eine alte Flurkarte von 1774 verzeichnet diese Mühle. Auch das Meßtischblatt gibt sie mit dem bekannten Zeichen wieder. Der Besitzer hat sie, die wegen ihrer fünf Flügel als Wahrzeichen galt, vor ca. 20 Jahren abreißen lassen. In der mittleren Vertiefung des Ringwalls liegt noch ein alter Mühlstein; doch der Ringwall ist wieder bloßgelegt und harrt nun der näheren Erforschung durch Grabung.


1932/3-4 - 72


 


 

 

 

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