Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1933


Ein Lauenburger Goldgulden v. J. 1611.

Von Br. DORFMANN. 





Bei der Wiederaufnahme der Münzprägung durch Herzog Franz II. von Sachsen-Lauenburg ordnete dieser durch Reskript vom 20. Mai 1609 1) an, daß u. a. Goldgulden geprägt werden sollten. Einschlägige Stücke aus diesem Jahre und den folgenden sind m. W. bisher nicht bekannt geworden, wie auch von den nach dem gleichen Reskript zu prägenden anderen Münzsorten aus dem Jahre 1609 die Vierteltaler sowie die ganzen und halben Schillinge vollständig fehlen, während die "Schaupfennige" 2), Taler, Halbtaler und Doppelschillinge durchweg nur in geringer Zahl erhalten sind, was auch von den folgenden Jahren bis 1617 gilt. Durch die in M. v. Bahrfeldt's Niedersächsischem Münzarchiv Bd. IV enthaltenen Probenzettel 3) der Münzstätte in Lauenburg a. E. für die Jahre 1609-1617 ist nun die tatsächlich erfolgte Goldguldenprägung aktenmäßig festgestellt, und zwar in folgendem Umfange: 1609 = 576 Stück. 1611 = 315 Stück. 1612 = 144 Stück. Für 1615 weisen die Probenzettel Goldgulden nicht auf; nach dem Visitationsbericht des Generalkreiswardeins Jobst Brauns vom 6. Juni 1615 4) sind aber auch in diesem Jahre Goldgulden geprägt, vielleicht mit den bisherigen, wenig abgenützten Stempeln. Schrot und Korn dieser Goldgulden waren vorschriftsmäßig, es gingen 72 Stück auf die 18 Karat 6 Grän feine Mark.

In einem niederländischen Münztarif vom Jahre 1633 - Ordonnancie ende Instructie naer de welcke voort-aen hen moeten reguleren die ghesworen Wisselaers ofte Collecteurs vande Goude ende Silvere penningen etc., gedruckt Antwerpen bei Hieronymus Verdussen - 5) fand ich nun unter den "Goldgulden des Hauses Sachsen" folgende Darstellung:

Vs. FRANCIS . II . D . G . DVX . AEW (= ANGARIAE ET WESTPHALIAE) und ein dem Reichsapfel ähnelndes Zeichen, das zweifellos ein entstelltes IG darstellen soll (Münzmeister Jonas Georgens). Brustbild des Herzogs mit Spitzenkragen und Überwurf von der rechten Seite.

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1) M. Schmidt, Das Lauenburgische Münzwesen in: Archiv des Vereins für die Geschichte des Herzogtums Lauenburg, Bd. II, Heft 2, S. 37 fg. Mölln 1888.

2) Derselbe, Die Münzen und Medaillen der Herzöge von Sachsen-Lauenburg, Nr. 25-28. Ratzeburg 1884.

3
) Bahrfeldt, a. a. O. S. 195 u. 240.

4) Derselbe, a. a. O. S. 284.

5) In der Bibliothek des Herrn O. Schulenburg-Hamburg.


1933/1 - 11


1933/1 - 12

Rs. MONETA . - AVRE . LOW Das dreifach behelmte, vierfeldige lauenburgische Wappen; die drei Seeblätter im dritten Felde sind als eine Art Geweih gezeichnet. Zwischen den Helmen 1-6 / 1-1 24 mm.

Im Hinblick auf die sorgfältige Zeichnung der übrigen Darstellungen bekannter Münzen des Tarifs bestehen keine Bedenken gegen eine im Wesentlichen richtige Wiedergabe des Münzbildes. Bemerkenswert ist das LOW der Rs. (= LAUENBURGENSIS), eine sonst auf den lauenburgischen Münzen nicht vorkommende Bezeichnung, die sich m. W. nur auf einer einseitigen Bleimedaille vom Jahre 1582 des Herzogs Moritz 6), gestorben 1616, eines Bruders des Herzogs Franz II., wiederfindet, später im 18. Jahrhundert allerdings auf den welfischen Münzen als MONETA NOVA LAUENBURGICA regelmäßig erscheint (Schmidt Nr. 241 fg.).

Sollten in öffentlichen oder privaten Sammlungen unedierte oder selten vorkommende lauenburgische Münzen und Medaillen sich befinden, bitte ich um deren Bekanntgabe bzw. Übersendung eines Abdruckes zwecks Verwendung bei der Neubearbeitung des Schmidtschen Werkes; auch die Mitteilung bekannter Stücke ist erwünscht. Anschrift: Altona, Erzbergerstraße 24.

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6) Im Staatl. Münzkabinett Dresden (Aukt. Kahlert Nr. 2615 bei Helbing Dezbr. 1917).

 


 


 

 

 

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