Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]
Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1934
Blumenaussaat im Freien.
Eine Anregung von DR. J. THÖNE, Mechernich (Eifel).
Was die freie Landschaft am anziehendsten
macht und was am meisten zum Wandern einlädt, ist ohne Zweifel
der Wald. Aber auch die Pracht ihrer bunten Blumen ist nicht zu
verachten. Deutschland steht in dieser Hinsicht jedoch hinter
andern Landern zurück. Größer als bei uns ist die
Blumenmannigsaltigkeit in den nördlichen und südlichen Kalkalpen
und noch größer in den Mittelmeerländern, in Westchina und am
Ostabhange des Himalajagebirges, sowie endlich in Japan. Auf
unsern norddeutschen Wiesen blühen dagegen fast nur weiße und
gelbe Blumen (meist bloß das weiße Wiesenschaumkraut, der weiße
Kümmel, der gelbe Löwenzahn und die gelbe Butterblume). Erst im
deutschen Mittelgebirge, wie in Thüringen, sieht man daneben auch schon mehr rote und blaue. Der Artenzahl nach blühen zwar in Norddeutschland 33 % der Blumen weiß, 28 gelb, 20 rot, 9 blau und 8 violett. Diese Zahlen geben aber kein Bild vom wirklichen Aussehen der Landschaft. Gerade die roten Blumen sind nämlich meist gering an Zahl der Einzelpflanzen. Es bleibt also dabei, daß die norddeutschen Wiesen eigentlich nur weiße und gelbe Blumen tragen, und daß die roten und blauen auf ihnen stark zurücktreten. Bloß im August und September macht sich Rot etwas stärker bemerkbar, während der April fast nur weiße Blumen bringt, und der Mai fast nur weiße und gelbe. Das macht unsere Landschaft recht eintönig. Ich möchte deshalb vorschlagen,eigens im Freien rote und blaue Blumen auszusäen. Die roten (und besonders die purpurroten) haben dazu noch den Vorzug, daß sie einen schönen Kontrast zum allgemeinen Grün der Landschaft bilden. In die deutsche Landschaft neue Blumen einzuführen, die ihr bisher fehlten, ist keineswegs so sinnlos, wie es vielleicht auf den ersten Blick scheint. Auch sonst sind nämlich schon solche Einführungen gemacht worden, und zwar mit bestem Erfolge. Das Veilchen (von dem das Stiefmütterchen nur eine Abart bildet) ist z. B. aus Savoyen geholt worden. Auch unser Schneeglöckchen kommt wahrscheinlich aus dem Auslande. Von unsern neueren Gärtnerblumen stammen viele vom Himalaja bzw. aus Westchina. Unter unsern häufigsten Bäumen sind Roßkastanie, Pyramidenpappel und Robinie (gewöhnlich Akazie genannt) ausländischer Herkunft und gedeihen trotzdem, wie jeder weiß, bei uns vorzüglich. Man macht sich leider fast nie klar, wie eintönig die deutsche Landschaft im Mittelalter war, als ihr alle diese Pflanzenarten noch fehlten. Für die Aussaat von Blumen im Freien kommen freilich zunächst nur die wirklich dafür geeigneten Plätze in Betracht. Man kann die Blumen z. B. nicht einfach auf fremdes Ackerland säen. Dessen Besitzer könnte in ihnen von seinem Standpunkte aus nichts anderes als Unkräuter erblicken, und deren Einführung müßte er sich natürlich mit Recht verbitten. Aber es bleiben immer noch genug Stellen übrig, an denen man säen kann. Allerdings handelt es sich auch hier bloß um Blumen, die keine besondere Pflege erfordern, sondern deren Samen leicht aufgeht, und die auch auf schlechtem Boden noch gedeihen. Im Herbste müssen sie sich selbst wieder aussäen, so daß ihre Nachkommen im nächsten Frühjahre ohne weiteres wieder erscheinen. Blumen, die erst in Töpfe oder ins Mistbeet gesät und dann später ins Freie umgepflanzt werden müssen, kommen von vornherein nicht in Betracht. Auch mehrjährige Pflanzen kommen kaum in Frage, weil sie sich nur schwer ziehen lassen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit seien hier (mit den lateinischen Namen) einige geeignete ROTE Blumen genannt:
1934/3-4 - 86 1934/3-4 - 87
dazu von BLAUEN:
1934/3-4 - 87 |
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