Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1935


Das 9-Kugel-Kreuz
am Südportal des Ratzeburger Domes.

Von WERNER V. BÜLOW, Mittenwald (Bayern).




 

Auf Heinrichs des Löwen Geheiß nach 1130 erbaut, hält der Ratzeburger Dom, wie andere Gotteshäuser, mit seinem Längsschiff, die Apsis im Osten, die Ost-West-Richtung ein. Doch des westlichen Hügelabfalles wegen konnte nicht dort, sondern mußte seitlich nach Süden die Eingangsballe vorgebaut werden.

Im Giebelfelde dieses südlichen, dem mächtigen Turme vorgelagerten Portalbaues findet sich unter einem Kreuze ein großer Kreis und in ihm ein gleichschenkliges Fünfkugelkreuz, eine Kugel in der Mitte und vier an den Enden. Dazwischen sieht man, vom Kreisumfange her gestielt, vier weitere Kugeln in die vier Zwischenfelder, also zu einander in der Stellung des algebraischen x - Zeichens hineinragen. Neun senkrechte Rippen teilen das Giebelfeld in zehn Unterfelder ab. Die drei Mittelrippen stützen den Neun­Kugelkreis. Die mittelste verbreitert sich an der Ansatzstelle, rechts und links von ihr sind zwei kleine Sechssterne zu vermuten.

Es erhebt sich nun die Frage, ob dieser Schmuck nur die Fläche gefällig teilen sollte oder eine tiefere sinnbildliche Bedeutung hat.

Letzteres ist deshalb anzunehmen, weil man von anderen romanischen und gotischen Bauten her weiß, daß die Bauhütten, zu denen sich die Bauhandwerker zusammenschlossen, nicht nur die Träger technischen Könnens waren, sondern zugleich eine eigenartige Sinnbildsprache ausgebildet haben, die auch die Grundlage des 1710 in England umgegründeten Geheimbundes der Freimaurer gewesen zu sein

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scheint. Man muß aber schon auf eine sehr viel ältere Überlieferungsschicht zurückgreifen, nämlich bis in die germanische Urzeit hinein, um diese Sinnbildsprache zu verstehen, von der auch Hofmarken und Wappen nur Ableger gewesen sind.

Niemals hätten die Sachsen ihrer Bekehrung durch den Frankenkönig Karl, der erst nach ihrer Unterwerfung in Rom zum Kaiser gekrönt ward, so zähen Widerstand entgegengesetzt, wenn sie nicht selber im Besitze einer hohen arteignen Überlieferung gewesen wären, die zu verteidigen sich lohnte. Als sic nun endlich notgedrungen der
Übermacht nachgebend und wohl nur zum Teile aus innerer Überzeugung das Christentum annahmen, suchten sie wenigstens einen Teil ihrer Überlieferung, auf deren Bekennen die Todesstrafe stand, in verhehlter (getarnter) Form zu retten. Schriftliche Aufzeichnungen zu hinterlassen, wäre zu gefährlich gewesen. Da blieb ihnen nur das
Sinnbild übrig. Die Sinnbildsprache war schon Jahrtausende vorher zu hoher Vollendung ausgebildet worden und hatte seinen Niederschlag in den germanischen Runen gefunden, die lange, ehe sie als Schriftzeichen profaniert (verweltlicht) wurden, als Heilszeichen religiöse Verehrung genossen. Namentlich benutzte man sie, nach dem Berichte des Römers Tacitus, zu Orakelzwecken in öffentlichen und privaten Angelegenheiten. Die Zeichen wurden in Buchenstäbe eingeschnitten (davon rührt unser Ausdruck Buchstaben her) und auf ein weißes Laken wahllos geworfen, dann unter Gebet und Aufblick nach oben aufgehoben. Die Reihenfolge ergab dann die Antwort auf die gestellte Schicksalsfrage. Dieser Brauch ist gewiß kein minderes Zeichen frommen Sinnes, als die Beachtung der Losungen der Brüdergemeinde, was selbst Bismarck nicht verschmäht hat. Diesen Orakeldienst versahen in dem einen Falle die Priester, in dem anderen tat dies jeder Hausvater. Jeder Freibauer mußte daher den Sinn dieser Zeichen beherrschen, und so ist es verständlich, daß sich ein solches Wissen auch in christlicher Zeit, als längst die neue Lehre auch innerlich angenommen war, noch Jahrhunderte lang erhalten hat, um eigentlich erst im Zeitalter des Humanismus, der die heimische Überlieferung immer mehr zurückdrängte, dahinzuschwinden. Damals kam die Unsitte auf, seinen guten deutschen Namen ins Lateinische oder Griechische zu übersetzen. So wurde etwa aus einem Schwarzert ein Melanchthon. Friedrich der Große hat derartige lateinisierte oder vergriechte Namen aus richtigem Empfinden heraus genug verspottet.

Man darf die germanische Überlieferung nicht mit den Worten "Heidentum" oder "Götzendienst" verächtlich zu machen suchen, sondern sollte erst mal zu verstehen suchen, was diese Sinnbilder, in deren tieferen Sinn man erst neuerdings einzudringen beginnt, eigentlich besagen wollen. Daß hier und da Übertreibungen mit unterlaufen, liegt in der Natur der Sache und kommt ja auch sonst vor.

Vor allem muß man sich klarmachen, daß ursprünglich die germanische Überlieferung gar keine Götter, sondern nur den Begriff der Gottheit kannte. Tacitus, der zum Teil an diesem Mißverständnisse Schuld ist, hebt selber hervor, daß bei den Germanen von einem Bilderdienste nicht die Rede war. Die in der Edda nicdcrgelegte

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nordgermanische Überlieferung gehört schon einer Verfallzeit an. Götternamen kamen zwar vor, bezeichnten aber entweder ahnenkultische Vorstellungen, also gleichsam den Ahnherrn des Geschlechtes, oder bestimmte Waltungsfunktionen, die zugleich in Naturerscheinungen ihren Ausdruck fanden. Erst die Kirche hat diese ursprünglich hochgeistig gemeinten Vorstellungen - von falschen Voraussetzungen ausgehend - dämonisiert.

Immerhin gelang es den alten Wissenden, einen wesentlichen Teil der alten Sinnbildsprache auch in die christliche Zeit hinüberzuretten. Wissende nannten sich selber die Mitglieder der Fehme, die das heimische Recht gegenüber dem eindringenden Fremdrecht, das die Machthaber begünstigten, zu wahren suchten. Man wundere sich also nicht, wenn an christlichen Bauwerken vielfach noch Spuren altgermanischer Symbolik zu finden sind. Mitgliedern von Familien, die selber noch Träger alter Überlieferungen waren, gelang es, selbst in die Domkapitel einzudringen.

Etwa hundert Jahre nach dem Beginn des Baues des Ratzeburger Domes ward aus einem thüringer gräflichen Geschlechts der größte deutsche Mystiker Meister Eckehart geboren und 1183 Albert von Bollstedt (Scholastiker und Naturforscher), dessen Schriften (auf Aristoteles Philosophie aufbauend) die gotische Kathedralbaukunst nachhaltig beeinflußt haben. Beide waren Dominikaner. Bei beiden ist ein Einschlag germanischer Anschauungen unverkennbar.

Diese geschichtliche Einleitung war nötig, um glaubhaft zu machen, daß an einer christlichen romanischen Kirche, die der Bekehrung der heidnischen Wenden dienen sollte, germanische Sinnbilder zu finden sind, die aus der heidnischen Vorzeit stammen.

Wenn wir nun zur Ausdeutung des eingangs beschriebenen Sinnbildes ein wenig beizutragen suchen, so dürfen wir nicht außer acht lassen, daß es an der Südseite, der Sonnenseite, angebracht worden ist. Diese Himmelsrichtung versinnbildlicht aber die Seele. Wir werden daher vermuten dürfen, daß unser Sinnbild etwas über die
menschliche Seele aussagen will.

Ein fünf Kugeln verbindendes Kreuz, von einem Kreise umgeben, von dem aus vier weitere Kugeln in die Kreisausschnitte (Segmente) hineinwachsen, die zwischen den vier Kreuzschenkeln entstehen - sollte ein solches Zeichen nicht eine bestimmte Form mathematischen Denkens veranschaulichen - gleichsam eine SEELENMATHEMATIK, wie sie unseren Ahnen geläufig war?

Alle Mathematik deckt im Dreieck (etwa im pythagoreischen Lehrsatz), im Viereck, im Kreise (in der unendlichen Reihe der Zahl PI), im goldnen Schnitt, in Pyramide, Würfel und Kugel Beziehungen der Linien und Flächen zu einander im Raume auf. Raum ist (nach Kant) die Anschauungsform unserer Außenwelt, wie die Zeit die unserer Innenwelt. Erst Raum und Zeit zusammen bilden ein Wirkungsfeld der Kraft. Kraft ist die Ursache äußerer Bewegung als eine innere Bewegung, die nach außen hin STRAHLT, wenn sie in einen KREISLAUF eingeschlossen das nötige Maß innerer Spannung, der pendelnden WELLENBEWEGUNG erreicht hat.

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In Lautzeichen drückten unsere Vorfahren diese drei Bewegungsformen aus: den STRAHL im S-Laut, den sie eckig als Blitz, als Lichtrune Sun schrieben, den KREISLAUF im O-Laut, den sie eckig als Viereck, Othil schrieben.

Die das Kreisen verursachende Kraft nannten sie Tyr und schrieben sie als Pfeil mit aufwärts gerichteter Spitze , der zugleich einen drei Punkte verbindenden Winkel bildet, der von einer senkrechten Achse getragen wird. Sie erfaßten sprachlich die DREI als Ursache der Drehung.

Die PENDELSCHWINGUNG drückten sie in verschiedenen Lauten aus. Den RHYTMUS des in sich zurückrollenden Rades erfaßten sie durch einen schrägrechts gestützten Dorn und erhielten so den uns heute geläufigen Buchstaben R, den sie eckig schrieben und Ryt nannten, als Zeichen des Rhytmus.

Die WELLENBEWEGUNG drückten sie durch ein Doppel-U gleich W aus: . Nun sagten sie: Der Strahl ist die Ausdrucksform des Geistes, der Kreislauf Othil der zu Stoff verdichteten Kraft , das Doppel-U der inneren seelischen Schwingung (R).

Mit diesen drei Bewegungszeichen, die sie zueinander in einen Dreiecksverband setzten, veranschaulichten sie, die Mathematik selbst durchkraftend (dynamisierend), Schöpfungsverhältnisse, indem sie so Äußeres und Inneres auf eine gemeinsame, verborgene göttliche Ursache zurückführten. Denn alle drei Funktionen bildeten für sie eine untrennbare Einheit in der Drei: So ist der Ausdruck Seelenmathematik zu verstehen. Ihr Überlieferungsträger ward FIMBUL-TULR oder Mysteriensprecher genannt, der die in jeder Erscheinung verborgene Gotteskraft FIMBUL-TYR nannte. Der Name Tyr, der auch dem Tyrkreis, den man fälschlich Tierkreis nennt, den Namen gegeben hat,
setzt sich nun wieder aus drei Runenstäben zusammen, aus T , Y und R . Den Pfeil des und den Rhytmus des haben wir soeben erklärt. Das Y nannten sie Yr, als Zeichen des Irrtums, der Wandlung, der Spiegelung, des Scheines, und schrieben es als Spiegelbild der Tyrrune , nämlich zugleich als gestürzte Man oder Menschenrune .

Den Namen Tierkreis rechtfertigte man durch den Hinweis, daß die zwölf Stationen der Sonnenbahn gekennzeichnet werden durch Sternbilder, die miteinander verbunden, die Umrisse eines Tieres ergeben. Diese Tiernamen wählte man, um durch sie die in jedem Monat wirksamen feineren Naturkräfte, etwa Steinbock (Härte, Anstieg),
Widder (Wachstum), zu kennzeichnen. Doch war die Drehung für den Tyr-Begriff der Ausgangspunkt. Mit ihm verbinden wir in FIMBUL-TYR den FÜNF-KUGEL- ODER  FÜNF-POLBEGRIFF und erhalten so ein senkrechtes Kreuz mit einem Pol in der Mitte und vier an den Enden, wie das Domportal deutlich in der Mitte eines großen Kreises (Tyr) zeigt. Der wichtigste von ihnen, allen anderen überlegen, am Dome dem christlichen Kreuze unterstellt, ist der oberste, der den GEIST, den Got-Gcist, der sich (die senkrechte Kreuzachse entlang als Strahl aus dem Urlicht, dem Urich) in die Schöpfung senkt und in ihr alle Verwandlungen hervorruft, darzustellen hat. Der Gegenpol unten ist der Pol der VERWANDLUNG,

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durch die das durch den Geistlichtstrahl zum Bewußtsein erweckte Leben zum Urquell, in den großen Gotteskreis zurückkehrt. Der rechte Pol (vom Beschauer aus gesehen) stellt die KRAFT dar, die wir, auch im physikalischen Geschehen, niemals unmittelbar wahrnehmen können, sondern nur aus den Wirkungen erschließen, die sich uns äußerlich als Bewegung darstellen, sichtbare, wie unsichtbare. Unsichtbar bleibt uns etwa der Elektronenumlauf im Atom. Aber IN UNS nehmen wir als Ausgangspunkt der Bewegung, die wir selber Hervorrufen, unseren Willen wahr, der unsere SEELENKRAFT ausmacht. Wir können also folgern: "Hinter jeder wirkenden Kraft steht ein Wille, in dem sich immer zugleich etwas Seelisches bewußt oder unbewußt ausspricht." Aber die Seelenkraft bewegt nicht nur, sondern sie gestaltet auch, nach Art eines schaffenden Künstlers, der das innere Spiel seiner Gesichte im Kunstwerk gestaltet wirken läßt. Ähnlich ruft auch die Natur in Stein, Pflanze und Tier und schließlich im Menschen eine fast unübersehbare Formenfülle hervor.

Zu dieser Gestaltung bedarf es eines Stoffes, gröberen und feineren. Und den STOFFPOL bezeichnet die linke Kugel. An der Stelle, an der der Geiststrahl die wagerechte Kraft-Stoffachse durchdringt - und auch Stoff ist ja nur geformte Kraft -, entsteht das von einer Verwandlung zu anderen drängende BEWUSZTSEIN. Als Bewußtseinspol dürfen wir daher die mittelste Kugel ansehen.

Diese fünf Pole stützen einander und bilden zusammen das statische Stützkreuz unseres Daseins, unseres seelischen Vermögens innerhalb des großen Gotteskrcises. Damit diese Statik in Dynamik verwandelt werden kann, d. h. unsere Seele und ihr Bewußtsein in Tätigkeit tritt, müssen vier weitere Zwischenpole wirken, die in unserem
Bilde von dem großen Gotteskreisc abhängen.

Durch diese vier Zwischenpole führt (lenkt) der große Kreis die fünfpolige Anlage, also Tyr, das Fimbul. So entsteht Fimbul-Tyr. Ihre Bedeutung werden wir besser verstehen, wenn wir zunächst den Sinn der vier Felder erfassen, die zwischen den zwei Kreuzachsen liegen. Der Strahl des Geistes durchdringt nicht nur senkrecht die Kraftstoffebene, sondern kreist auch unaufhörlich im All. So wandelt sich das Urlicht in Formkräfte um. die zunächst im feineren, dann im gröberen Stoffe wirksam werden. Wir nennen daher das Feld oben links das der geist-stofflichen FORMUNG. Darunter liegt das Feld unten links der STOFFWANDLUNG oder der ARBEITSENERGIEN. Rechts davon, unten rechts zwischen Kraft und Wandlung, liegt demnach das Feld der inneren seelischen Kraftwandlung oder der EMPFINDUNG. Darüber, also oben rechts, wird dann wohl das Feld der Geisteskraft oder des DENKENS liegen.

DIE GEGENÜBERLIEGENDEN POLE WIRKEN ZUSAMMEN. Unsere Empfindung wird durch Formen bestimmt, ruft sie auch selber hervor. Solche  Empfindungsformen - man denke an die Erregung unserer Empfindung beim Hören guter Musik - zerfallen im Augenblick der Entstehung wieder, sind also vergänglich. Die Verbindung zwischen Empfindung und Form können wir daher die VERGÄNGLICHKEITSACHSE unserer Seelendynamik nennen. Ebenso ergänzen

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sich Arbeitsenergie und Denken. Gedankenkraft muß die Arbeit lenken, damit Brauchbares entsteht. Um denken zu können, müssen wir unserem Hirn Nervennahrung zuführen, die dann im Kreislaufe des Blutes verbrannt wird. Durch diesen Prozeß werden Energien frei, die als Wärme unseren Lebensprozeß unterhalten. Diese Achse können wir daher auch unsere ENTSTEHUNGSACHSE nennen, da sie zur praktischen Verwirklichung unentbehrlich ist. Der Lebensodem erzeugt das Bewußtsein im Denken.

Durch diese Untersuchung haben wir den Sinn der vier Kugeln klargestellt, die vom großen Gotteskreis her in das Feld des Bewußtseins hineinragen. Sie bedeuten: FORMUNG; ENERGIE, EMPFINDUNG, DENKEN.

Die Begriffe statisch und dynamisch sind uns eigentlich erst durch die Elektrizität geläufig geworden. Als dieser Portalschmuck geschaffen wurde, wußte man davon noch nichts. Dafür kannte man um so besser die Formkräfte, die die ganze Schöpfung beherrschen. Und so konnte man wohl - die moderne wissenschaftliche Erkenntnis vorwegnehmend - ein Sinnbild schaffen, das auch für uns noch tiefe Wahrheiten in sich birgt. Denn die hier entwickelten Anschauungen sind von Urzeiten her auf unserem Heimatboden gewachsen und bildeten geradezu die Grundlage der hohen und tiefschürfenden Geistigkeit unserer Ahnen. Was wir zufügten, war nur eine unserem heutigen
technischen Zeitalter angemessene Darstellungsart.

Im Gegensatz zu den römischen auf Statik eingestellten Auffassungen (bedeutet doch sogar unser Ausdruck Staat im Lateinischen nur Zustand) erfaßten die Germanen von alters her das Leben als ein dynamisches Kräftespiel, das sie aber nicht mechanisch, sondern als lebendig-organisch ansahen. Daher dachten sie sich die Erscheinungswelt als einen Baum, die Weltenesche, die das Wasser des Lebens spendet. Diesen heiligen Baum nannten sie auch den Maßbaum (MJÖTVIDR), weil er auch alle Maßstäbe der Schöpfungstechnik, der göttlichen Mathematik enthält. Schon sprachlich sind Math in Mathematik und MJÖT in MJÖTVIDR eines Stammes. Nach Maß, Zahl und Form ist alles in der Schöpfung bestimmt. Daher dürfen wir uns nicht wundern, wenn hier noch in verhältnismäßig später Zeit an einer romanischen Kirche, vorzeitüberkommen, ein tiefsinniges Sinnbild auftaucht, das zwei algebraische Zeichen plus + und mal x in sich vereinigt. Beide Zeichen zusammen ergeben die germanische Hagalrune, als Bild des Lebensbaumes, der unter die Erde (durch die wagerechte Achse dargestellt) drei Wurzeln senkt und drei Aeste zum Himmel erhebt. = 9-Kugelbild unseres Portals.

An diese hohen und heute uns wieder verstehbaren Vorstellungen heranzuführen in einer der Heimatpflege im Lande Lauenburg dienenden Zeitschrift, war Zweck dieser Ausführungen. Denn wie sollen wir unsre eigne Vergangenheit verstehen, wenn uns der Seeleninhalt unserer Ahnen verschlossen bleibt?




 


 

 

 

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