Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1936


Große Sorgen um grüne Landschaft.

Von HARRY MAASZ.
 

Irgendwo werden immer Erinnerungs- und Gedächtnismale gesetzt, in Städten und Dörfern, an der Landstraße, auf freiem Feld. Je weiter wir mit diesen Malen aus dem Mittelpunkt der Städte ins Feld, in den Wald, an den Wegrain, ans Ufer von Fluß und See und Meer hinauswandern, um so stärker sind wir der Landschaft verpflichtet. Was hat die "Gartenanlage" mit Blaufichten und Zypressen auf freiem Feld und freien Hügeln zu suchen? Was Weigelien, Cydonien und Deutzien? Was kriechende und polsternde Steingartenpflanzen? Wo eine Viererstellung aus Eichen, Ulmen oder anderen landschaftlich charakteristischen Bäumen im Laufe der Jahrzehnte durch Sturm und Wind grotesk architektonische Haltung annimmt? Warum statt Birken, Föhren, Wacholder oder Ebereschen, statt Ginster und Schlehdorn, Latschen und Wildrosen am Mal in der Heide den buntblättrigen Spitzahorn, den Rotdorn oder Paradiesapfel, Schneebeeren und Spiraeen, Mahonien und Alpenrosen? Warum?!

Warum richtet die Gärtnerei eines Ortes die Umgebung eines Gedächtnismales am Rand des Feldweges pflanzlich wie eine Grabstätte her mit dem von Friedhofshügeln her bekannten Pflanzenschmuck, mit den in Privatgärten üblichen Rabattenpflanzen, Ziersträuchern und Nadelhölzern? Wozu hier am unangebrachten Platz das kümmerliche Motiv eines Steingartens mit alpinen Stauden, Immergrünen, wo wenige Meter davon der Steinwall noch um Feld und Hof

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und Hofes Raum hundert Jahre und darüber hinaus mit seinem Feldgehölz die Landschaft eigenwillig beeindruckt?

Sind wir schon so weit gekommen, diese aus Landschaft und Volkstum gewachsenen und gestaltenden Kräfte billiger, kurzlebiger Dekorationssüchteleien wegen zu verleugnen? Diese vergehen, zerflattern, wie alles der Mode und Konjunktur Unterworfene, während die dem besonderen Anlaß entwachsene Baumgruppe auf jenem Hügel, an jener Wegekreuzung noch heute, nach hundert Jahren, das Landschaftsbild eindringlich bestimmt. Wie sie auch das Alter mürbe machte und gebrechlich, wie sie auch der Sturm zerzauste, - IMMER BLEIBEN SIE DER LANDSCHAFT UNZERTRENNLICH VERBUNDENE FORMER.

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Aus: Große Sorgen um grüne Landschaft. Herausgegeben vom Schlesw.-Holst. Landesverein für Heimatschutz in Verbindung mit der NS.-Kulturgemeinde Kiel.

 


 


 

 

 

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