Die Ritzeraus auf Mustin.
Der lauenburgische Adel - das ist ein Gegenstand, der noch
einer umfassenden Darstellung wartet. Als Beitrag zu diesem
Thema diene eine kurze Geschichte des Adels auf Mustin,
insbesondere der Ritzeraus.
Die Ritzeraus sind alter lauenburgischer Adel.
Jedoch erscheinen sie als Besitzer von Mustin erst am
Vorabend der Reformation. 1473 gehörte der Hof
noch dem Lüder von Darghetze. 1517, in dem
Jahre der Reformation, besaß es HARTIG Ritzerau oder
Ritzerow, der Ältere, dessen Sohn Hartig der Jüngere
1519 Ilsede v. Honstede ehelichte, die Hoffräulein
der Herzogin Katharina von Lauenburg gewesen war. Stolz
konnte der Bräutigam darauf sein, daß der Herzog Magnus die
"Jungfrau mit ins Land gebracht" und ihm, dem Ritter,
300 M. Brautschatz, Gezierde und Kleidung zur
Hochzeit schenkte. Ein langes Register ist erhalten, das von
dem fürstlichen Geschenk Zeugnis gibt. Man erfährt dabei,
daß der Herzog 19 Gulden zum Brautringe und
für den Bräutigam einen goldenen Ring als Trauring schenkte.
Bei der Übernahme des Gutes setzte sich Hartig mit seinen
Brüdern und Verwandten auseinander. Sein Bruder hieß Arndt
von R., sein Vetter Otto war Amtmann in Segeberg und Rat des
Herzogs von Holstein. 1526 klagte der
Ratzeburger Domdechant Joachim Niegemann beim
Reichskammergericht wider die Gebrüder Hartig und Arndt v.
R. zu Mustin wegen Störung in den Nutzungen des dem
Domkapitel zu Ratzeburg gehörenden Dorfes Lankau. Hartig v.
R. ist um 1532 gestorben.
Hartigs Bruder ARANDT folgte im Besitz des Gutes (1532).
Seine vermutliche Tochter oder Nichte wurde um 1540
die Ehefrau des Ritters Jochim Wackerbarth auf Kogel.
1547 ist Arndt bei der Rechnungslegung der
Kirchenkasse zu Mustin zugegen. Nach seinem 1553
erfolgten Tode stellte man fest, daß er jahrelang die
jährliche Zahlung an die Kirche in Höhe von 2
M. versäumt hatte. Aber auch die Bauern hatten seit
1533 keine Pacht mehr bezahlt. So wurde die
Reformation als Freibrief für versäumte kirchliche Pflichten
mißbraucht.
PAUL Ritzerau folgte im Besitz des Gutes, der letzte des
Geschlechts auf Mustin, und starb am 22. Juni
1578. Sein Schwiegersohn wurde 1569
gegen Erlegung von 3000 Talern damit belehnt:
HANS V. RANZAU, wodurch die berühmte holsteinische
Adelsfamilie auch lauenburgische Lehnsträgerin wurde. Er
erbaute die "arx Mustina", eins der vielen, bedeutenden
Ranzauschlösser. Als Hans Ranzau ohne Leibeserben starb,
folgte sein Schwestersohn BALTHASAR VON AHLEFELD auf
Heiligenstädten 1588, der das Gut für 12
000 Taler an den Herzog Franz II.
verkaufte. Seitdem ist es Staatsdomäne.
F.-H.