Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]
Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1936
Das Dorf Sahms.
Jeder Lauenburger kennt es. Wer es nicht
kennt, dem sei mitgeteilt, daß es mitten im Lande Lauenburg eine
kleine Wegstunde nördlich von Schwarzenbek liegt. Mir ist es in
lebhafter Erinnerung, weil ich in meinen jungen Jahren,
1877-80, dort Hilfslehrer gewesen bin. Später habe ich
hier in Hamburg in der Stadtbibliothek Nachforschungen über die
Geschichte des Dorfes Sahms angestellt. Was ich selber
beobachtet und was ich in Büchern gefunden habe, möchte ich hier
zusammenfassen zu einem Aufsatz über das Dorf Sahms. Auf alten Karten lautet der Name nicht Sahms, sondern Sabenitz. Orts- und Flußnamen mit der Endung "nitz" oder "itz" finden sich viel in Gegenden, die ehemals wendisch gewesen sind: Göldenitz, Kükenitz, Wakenitz, Römnitz, Pötenitz, Dömitz, Crivitz, Ribnitz. Die Endung wird im Wendischen eine Bedeutung gehabt haben. In der Umgangssprache hat sich Sabenitz allmählich abgeschliffen zu Sabns, Sams, und so ist Sahms daraus geworden. Die Stadt Dömitz wird im Plattdeutschen auch Döms genannt. Das Dorf Sahms muß also uralt sein, ein Dorf wendischen Ursprungs, das schon in vorchristlicher und vorhistorischer Zeit gestanden hat. Davon legt der Name Zeugnis ab. Einen weiteren Bericht über das Dorf geben die Steine. Die Kirche ist aus lauter Feldsteinen erbaut. Sie ist in ihrer jetzigen Gestalt nicht sehr alt. Erst 1810 ist sie erbaut worden, weil der ältere Bau baufällig war. Zu dem Neubau wird man das Material der alten Kirche wieder verwendet kaben. Diese alte Kirche muß eine Reihe von Jahrhunderten gestanden haben, denn ein so fester Bau wird nicht so leicht baufällig. Sie kann aus der Zeit stammen, als das Christentum in Lauenburg eingeführt wurde, vielleicht aus der Zeit um 1200. Kirche und Kirchhof liegen auf einer kleinen Erhöhung mitten im Dorfe. Nach Norden hin schließt sich ein Dorfplatz daran. Dieser Platz ist noch größer gewesen, als das Schulhaus noch nicht darauf stand. Als auch der Pfarrhof noch nicht vorhanden war, reichte der Platz an das Flüßchen Steinau; Platz, Kirche und der ganze Ort fanden nach Norden hin an der Steinau eine gesicherte Grenze. Rings um den Platz, den Kirchhof und die Kirche liegen die Bauernhöfe. Hinter den Bauernhöfen sind Wiesen. Diese Wiesen werden vor 8-900 Jahren noch Sumpf und Bruch gewesen sein, die das Dorf von Osten und Westen her schützten. Nur von Süden her war eine Zufahrt, und das ist noch heute so, wenn man von der Brücke über die Steinau absieht. Eine solche oder ähnliche Anlage findet man bei allen festen Plätzen aus alter Zeit: ein Hügel, umgeben von Wasser und Sumpf, nur nach einer Seite mit der Umgebung verbunden. Hier sorgten Wall, Graben und Burg für die Sicherheit des Ortes. So angelegt
1936/3-4 - 99
Wilh. Möller.
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