Bauern in Bröthen.
Wie Kreissyndikus Berling in
dem Heimatblatt "Das Land an der Elbe" 9.
Jhrg. Nr. 5 ausführt, ist Bröthen eine
nachkarolingische, darum nicht wendische, sondern deutsche
Siedlung abgedienter Büchener Burgmänner. Broeten kann
bedeuten: in Dienst haben. Wir hätten dann ein
Dienstmännerdorf darin zu sehen.
Genaues über das alte Dorf läßt sich bei dem gänzlichen
Fehlen mittelalterlichen Quellen nicht ermitteln. Erst in
der Zeit der Reformation erfährt man Näheres in den
Landbederegistern über die Bauernschaft, ferner im Jahr des
Beginns des 30jährigen Krieges durch das
Amtstagebuch Franz II., endlich, wie sich
durch eine neuste Forschung im Ratzeburger Stadtarchiv (II
B 40) entdecken ließ, durch das
Grenzregulierungsprotokoll des Amtmanns Hagenau 1592.
11 Bauernstellen sind nachweisbar:
1) Die Scharnwebersche Hufe, nachweislich von
dem 1544 genannten Jochim Scharnweber bis zu
dem heutigen Bauern Hans Joachim Heinrich Scharnweber, also
beinahe 400 Jahre im beurkundeten Dauerbesitz
der Familie.
2) Ebenso bodenständig ist die Bauernfamilie
Hocklas auf der Stammstelle der Familie, die eine halbe Hufe
umfaßte. Schon 1517 begegnet in den
Bederegistern der Name Höclauß, dann bis 1562
Marquard Hocklas, 1564 Marcus Hocklas,
1592 Martin Hohe Claus. Heute bewirtschaftet der
Bauer Alwin Hocklas die seit mehr als 400
Jahre nachweisbare Stammstelle der Familie. Der Acker des
Bauern Martin Hocklas bildete 1592 die Grenze
gegen Mecklenburg, und zwar gegen das Zweidorfer Feld in
westlicher Richtung zwischen Michel Lüders Stück zu Zweidorf
verlaufend bis zum Zweidorfer Wege.
3) Wie die Scharnwebersche und Hocklassche
Hufe bis ins Mittelalter weisen, so fast auch die
Niebuhrschleuse. Die Schleuse hatte den Namen nach dem
Bülow-Gudower Kötner, der bei derselben wohnte und von
Lübeck jährlich 2 Taler (40
Schilling) oder 2 1/2 Mark Lübsch empfing. Sie
gehörte dem Herzoge von Lauenburg und Lübeck gemeinsam.
Vermutlich war Peter Niebuhr der Namengeber, der 1551
als Schleusenmeister genannt wird. Zu seiner Zeit ertrank
eines Stecknitzfahrers Töchterchen im Schleusenkolke und
wurde zu Witzeeze begraben. Bluterbe der Niebuhrs bewahrt
der heutige Besitzer Franz Jochen Heinrich Burmester.
4) Die Scherersche Kätnerei ist erst etwa
100 Jahre alt und eine Gründung Hans Jochen
Hinrich Eickhoffs.
1936/3-4 - 102
1936/3-4 - 103
5) Die ursprüngliche Bauervogts- oder
Schulzenhufe besaß 1517 Hans Scheele, dann Henke, Hans und Franz
Scheele, der 1564 begegne; 1592 Heinrich Scheele,
"der Bauermeister zu Brothen", der an der Mecklenburger Grenze den sogenannten
Lübser Acker besaß. Mit dem 30jährigen Kriege verlischt hier der
Name. Andere folgen, bis 1916 die Hufe mit der
6) Meinckeschen Hufe vereinigt wird. Wahrscheinlich hat im
16. Jahrhundert die Familie Tiedemann (1517!) die Hufe
besessen. 1592 berichtete der alte Jochen Tiedemann, das Cronssoll
an der Grenze gegen Mecklenburg betreffend, daß sein Vater in diesem Soll eine
Wiese gehabt, wofür er jährlich 4 Schill. Pacht dem Besitzer der
Dargenower Feldmark (Dargow, ein wüstes Dorf!) gegeben. Zur Zeit Franz von
Bülows (1560) wurde der Soll gerodet und eine Wiese daraus
gemacht, wofür der Jäger von Arent Köster und Joachim Tiedemann die Pacht
empfing. Seit 1640 erscheint der Name Piper, dann Scheele, seit
1794 Meincke. 1902 verkaufte sie Ernst Meincke an einen
Makler. Die nun folgende Geschichte ist ein trauriges Bild jener Verhökerung
alten Bauernerbes. Der heutige Besitzer ist der Bankdirektor Heymann und dessen
Schwäger.
7) Die Siemersche Hufe wurde 1920 nach dem Brande zu
der Meinckeschen hinzugelegt, während von 1517 bis 1724
die Familie Langehinrichs, von 1724 die Siemers Besitzer waren.
8) Die Hocklassche Vollhufe ist noch heute wie schon etwa
1640 im Besitz desselben Bluterbes Eickhoff-Hocklas. Wer vor 1640
Besitzer war, ist nicht sicher festzustellen.
9) Die Wöhlsche Hufe ist mehr als 200 Jahre lang
Wöhlscher Familienbesitz, seit Franz Wohl 1714 dieselbe von
Christian Schmidt überkam. Auch hier ist nicht ermittelt, wer vor dem 30jährigen
Kriege Besitzer war.
10) Die Baumannsche Hufe ist seit 1798 Baumannscher
Familienbesitz. Der heutige Inhaber ist Hans Joch. Heinrich Baumann. Vor
1798 begegnet die Eickhoffsche Familie seit 1728. Über die
Vorbesitzer ist nur zu vermuten, daß im 16. Jahrhundert die
Familie Langehinrichs (nachweisbar 1517), sodann die Löhmanns in
Frage kommen.
11) Die Bruhnsche Hufe bewirtschaftet seit etwa 300
Jahren die Sippe Scharnberg-Bruhn. Über die Vorbesitzer fehlen die sicheren
Belege.
12) Erst seit dem vorigen Jahrhundert besteht die Kätnerei
Vendsahm, heute in dritter Geschlechterfolge.
13) Der in der Bröthener Heide liegende Piperkaten ist vermutlich
ein Überbleibsel der ehemaligen Piperschen Hufe an der Stätte des alten
Bülow-Gudowschen Anteils des Dorfs.
Aus obigen drei Quellen: den Bederegistern, dem Grenzregulierungsprotokoll und
dem Amtstagebuch lassen sich noch folgende Bröthener Familien ermitteln, die als
Vorbesitzer auf den Bauernstellen 8-11 in Betracht kommen.
1) Die Kösterfamilie. 1517 Arnt Koster, Olde und
Junge Hanß Koster, 1525 Hinrik, Benediktas, Luetke und Junge Hans
Koster, jeder besaß 1 Hufe, sowie Peter Koster (1517
und 1525) auf einer geringen Landstelle. 1592 Arent
Köster, der auf dem Cronssoll von Franz v. Bülow um 1560 eine
Wiese gepachtet hatte, ferner Jürgen Köster, über dessen Acker quer die
Landesgrenze nächst dem "Lübser Acker" des Bauermeisters Heinrich Schele ging.
2) Die Hotmannfamilie. 1592 Berent Hotmann, dessen
Wiese unter Niebuhrs Schleuse an der Grenzbecke gegenüber Bern Röders zu
Zweidorf Wiesen lag. Die Becke mündete hier in die Stecknitz. 1618
folgt Chim Huetrnann, der dem Herzog die Abgaben in Geld und Naturalien für
seine 1/4 Hufe zu entrichten hatte.
Die Familiengeschichte der Bauern in Bröthen ist ein Beweis für die
Seßhaftigkeit der Lauenburger, für die Gemeinschaft von Blut und Boden.
Fischer-Hübner.
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