Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1936


[Miszelle]

Lauenburgische Familiengeschichte

 

Bauern in Bröthen.

Wie Kreissyndikus Berling in dem Heimatblatt "Das Land an der Elbe" 9. Jhrg. Nr. 5 ausführt, ist Bröthen eine nachkarolingische, darum nicht wendische, sondern deutsche Siedlung abgedienter Büchener Burgmänner. Broeten kann bedeuten: in Dienst haben. Wir hätten dann ein Dienstmännerdorf darin zu sehen.

Genaues über das alte Dorf läßt sich bei dem gänzlichen Fehlen mittelalterlichen Quellen nicht ermitteln. Erst in der Zeit der Reformation erfährt man Näheres in den Landbederegistern über die Bauernschaft, ferner im Jahr des Beginns des 30jährigen Krieges durch das Amtstagebuch Franz II., endlich, wie sich durch eine neuste Forschung im Ratzeburger Stadtarchiv (II B 40) entdecken ließ, durch das Grenzregulierungsprotokoll des Amtmanns Hagenau 1592.

11 Bauernstellen sind nachweisbar:

1) Die Scharnwebersche Hufe, nachweislich von dem 1544 genannten Jochim Scharnweber bis zu dem heutigen Bauern Hans Joachim Heinrich Scharnweber, also beinahe 400 Jahre im beurkundeten Dauerbesitz der Familie.

2) Ebenso bodenständig ist die Bauernfamilie Hocklas auf der Stammstelle der Familie, die eine halbe Hufe umfaßte. Schon 1517 begegnet in den Bederegistern der Name Höclauß, dann bis 1562 Marquard Hocklas, 1564 Marcus Hocklas, 1592 Martin Hohe Claus. Heute bewirtschaftet der Bauer Alwin Hocklas die seit mehr als 400 Jahre nachweisbare Stammstelle der Familie. Der Acker des Bauern Martin Hocklas bildete 1592 die Grenze gegen Mecklenburg, und zwar gegen das Zweidorfer Feld in westlicher Richtung zwischen Michel Lüders Stück zu Zweidorf verlaufend bis zum Zweidorfer Wege.

3) Wie die Scharnwebersche und Hocklassche Hufe bis ins Mittelalter weisen, so fast auch die Niebuhrschleuse. Die Schleuse hatte den Namen nach dem Bülow-Gudower Kötner, der bei derselben wohnte und von Lübeck jährlich 2 Taler (40 Schilling) oder 2 1/2 Mark Lübsch empfing. Sie gehörte dem Herzoge von Lauenburg und Lübeck gemeinsam. Vermutlich war Peter Niebuhr der Namengeber, der 1551 als Schleusenmeister genannt wird. Zu seiner Zeit ertrank eines Stecknitzfahrers Töchterchen im Schleusenkolke und wurde zu Witzeeze begraben. Bluterbe der Niebuhrs bewahrt der heutige Besitzer Franz Jochen Heinrich Burmester.

4) Die Scherersche Kätnerei ist erst etwa 100 Jahre alt und eine Gründung Hans Jochen Hinrich Eickhoffs.


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5) Die ursprüngliche Bauervogts- oder Schulzenhufe besaß 1517 Hans Scheele, dann Henke, Hans und Franz Scheele, der 1564 begegne; 1592 Heinrich Scheele, "der Bauermeister zu Brothen", der an der Mecklenburger Grenze den sogenannten Lübser Acker besaß. Mit dem 30jährigen Kriege verlischt hier der Name. Andere folgen, bis 1916 die Hufe mit der

6) Meinckeschen Hufe vereinigt wird. Wahrscheinlich hat im 16. Jahrhundert die Familie Tiedemann (1517!) die Hufe besessen. 1592 berichtete der alte Jochen Tiedemann, das Cronssoll an der Grenze gegen Mecklenburg betreffend, daß sein Vater in diesem Soll eine Wiese gehabt, wofür er jährlich 4 Schill. Pacht dem Besitzer der Dargenower Feldmark (Dargow, ein wüstes Dorf!) gegeben. Zur Zeit Franz von Bülows (1560) wurde der Soll gerodet und eine Wiese daraus gemacht, wofür der Jäger von Arent Köster und Joachim Tiedemann die Pacht empfing. Seit 1640 erscheint der Name Piper, dann Scheele, seit 1794 Meincke. 1902 verkaufte sie Ernst Meincke an einen Makler. Die nun folgende Geschichte ist ein trauriges Bild jener Verhökerung alten Bauernerbes. Der heutige Besitzer ist der Bankdirektor Heymann und dessen Schwäger.

7) Die Siemersche Hufe wurde 1920 nach dem Brande zu der Meinckeschen hinzugelegt, während von 1517 bis 1724 die Familie Langehinrichs, von 1724 die Siemers Besitzer waren.

8) Die Hocklassche Vollhufe ist noch heute wie schon etwa 1640 im Besitz desselben Bluterbes Eickhoff-Hocklas. Wer vor 1640 Besitzer war, ist nicht sicher festzustellen.

9) Die Wöhlsche Hufe ist mehr als 200 Jahre lang Wöhlscher Familienbesitz, seit Franz Wohl 1714 dieselbe von Christian Schmidt überkam. Auch hier ist nicht ermittelt, wer vor dem 30jährigen Kriege Besitzer war.

10) Die Baumannsche Hufe ist seit 1798 Baumannscher Familienbesitz. Der heutige Inhaber ist Hans Joch. Heinrich Baumann. Vor 1798 begegnet die Eickhoffsche Familie seit 1728. Über die Vorbesitzer ist nur zu vermuten, daß im 16. Jahrhundert die Familie Langehinrichs (nachweisbar 1517), sodann die Löhmanns in Frage kommen.

11) Die Bruhnsche Hufe bewirtschaftet seit etwa 300 Jahren die Sippe Scharnberg-Bruhn. Über die Vorbesitzer fehlen die sicheren Belege.

12) Erst seit dem vorigen Jahrhundert besteht die Kätnerei Vendsahm, heute in dritter Geschlechterfolge.

13) Der in der Bröthener Heide liegende Piperkaten ist vermutlich ein Überbleibsel der ehemaligen Piperschen Hufe an der Stätte des alten Bülow-Gudowschen Anteils des Dorfs.

Aus obigen drei Quellen: den Bederegistern, dem Grenzregulierungsprotokoll und dem Amtstagebuch lassen sich noch folgende Bröthener Familien ermitteln, die als Vorbesitzer auf den Bauernstellen 8-11 in Betracht kommen.

1) Die Kösterfamilie. 1517 Arnt Koster, Olde und Junge Hanß Koster, 1525 Hinrik, Benediktas, Luetke und Junge Hans Koster, jeder besaß 1 Hufe, sowie Peter Koster (1517 und 1525) auf einer geringen Landstelle. 1592 Arent Köster, der auf dem Cronssoll von Franz v. Bülow um 1560 eine Wiese gepachtet hatte, ferner Jürgen Köster, über dessen Acker quer die Landesgrenze nächst dem "Lübser Acker" des Bauermeisters Heinrich Schele ging.

2) Die Hotmannfamilie. 1592 Berent Hotmann, dessen Wiese unter Niebuhrs Schleuse an der Grenzbecke gegenüber Bern Röders zu Zweidorf Wiesen lag. Die Becke mündete hier in die Stecknitz. 1618 folgt Chim Huetrnann, der dem Herzog die Abgaben in Geld und Naturalien für seine 1/4 Hufe zu entrichten hatte.

Die Familiengeschichte der Bauern in Bröthen ist ein Beweis für die Seßhaftigkeit der Lauenburger, für die Gemeinschaft von Blut und Boden.
 

Fischer-Hübner.


 

 

 

 

 

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