Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1940


Eulenspiegels Geburtshaus.

Das umstehende Bild bringen wir mit Genehmigung des Eugen-Diederichs-Verlages aus den "Schleswig-Holsteiner Sagen", gesammelt von Gust. Fr. Meyer. In dem 1929 im genannten Verlag veröffentlichten Werk erzählt G. Fr. Meyer dazu:

"Im Dorfe GROSZ-PAMPAU stand bis zum vorigen Jahrhundert ein altes Bauernhaus, das von den Lauenburgern für Eulenspiegels Geburtshaus gehalten wurde. Es wird erzählt, daß nach der Sitte des Landes am Tage der Taufe des kleinen Till Eltern und Paten im Kirchspielkruge einen kräftigen Trunk taten und auf dem Heimwege den Täufling in einen Teich fallen ließen. Als man ihn nachher suchte und wiederfand, schwamm er in seinen Windeln auf dem Wasser und lachte seine Eltern aus. Das soll der erste lustige Streich des Volksnarren gewesen sein."

1940/1/2 - 33



1940/1/2 - 34


Auch der verstorbene Ludwig Frahm, der manche Schelmenstreiche Tills, die nicht im eigentlichen Eulenspiegelbuche stehen, aus dem Volksmund gesammelt hat, muß das Bild gekannt haben. Nach einer mündlichen Mitteilung des Rektors Walter Frahm-Wandsbek findet sich in den von seinem Vater Hinterlassenen Eulenspiegelstücken eine Notiz, die eine erste Veröffentlichung des Bildes auf Biernatzky zurückführt. And Ludwig Frahm hat dazu geschrieben:

"Von Ulenspeegel sin Leven weet man nich veel Gewisses. He schall in en lüttes Buuernhuus in Groten-Pampau in dat lauenborgische Good Lanken geboorn un in de Kark to SAHMS döfft worrn sien. As 1350 de swarte Dood ok na uns keem, drööp he Ulenspeegel in Mölln un nööm em mit."




Eulenspiegels Geburtshaus in Groß-Pampau um 1840.
Nach einem alten Kupfer.

Die Taufgeschichte des kleinen Till hat nun ihre Parallelen in mancher peinlich lustigen Geschichte von solchen Tauffahrten nach der üblichen Zeche im Kirchspielskrug. Mag aber die Überlieferung entstanden sein, wie sie will, auf alle Fälle vermag das Kirchdorf Sahms mit seinen Teichen am Wegeswinkel ihr das geeignete lokale Kolorit zu geben.

Die Suche nach dem Eulenspiegelhaus in Pampau dagegen ist wohl vergeblich. Gelegentlich der Besichtigung einer alten Kate in H. schilderte mir eine Lauenburgerin ein altes Haus in Pampau, in dem sie in ihren Kindesjahren gedient hatte. Sie habe nie wieder etwas so Altes erlebt oder gesehen. Sie wußte noch ganz farbig von dem tiefen Dach, den Flechtwänden am Vorschauer, dem schwarz verrauchten Innern und namentlich von den dunklen Schlafbutzen zu erzählen. Die Stube am Ende des Hauses sei nachträglich eingebaut gewesen,
ein dicker Ständer habe noch mitten darin gestanden. Das hätte ich sehen müssen, meinte sie. Braucht die Schilderung natürlich nicht notwendig auf das Eulenspiegelhaus zu gehen, so darf man doch sicher glauben, daß ein Haus dieser Art, uralt und im Innern wie ein 'Geschütt' anmutend, einstmals den Anlaß zur Bildung dieser eulenspiegelhaften Mär gegeben hat.

Schließen wir den Hinweis auf das alte Bild mit den Worten, in denen der alte Frahm Eulenspiegel charakterisiert:

"Uns plattdütsche Till Ulenspeegel hett ümmer taag un tru an sin Vaderland holn. Dat gefüll em narms beter as in Hamborg un de annern Städer, wo dat so oft Rookfleesch un Aalsupp to eeten geev, oder bi de Buern, wo Speckpannkoken un Meelbüdel so minnigmal to Disch keem. - In de Krög an de olen Landstraten mit eern Frachtwagenverkehr oder an de Ossenweg weer he mit sinen Spaß un Spijöök, mit Spott un Sang en willkamen Gast, un so licht nööm em keener wat öwel."

Sch.



 

 

 

 

 

 

 

 

 

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