Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1940


Juliusburg und sein Tiergarten.

Von Schulrat a. D. Heinrich Scheele.

"Hoff Abbendorf oder Juliusburg. Bey diesen Hoff ist Ao. 1661 ein Thiergartten mit schönen Lustgebäuden gelegt worden", so lautet eine Anmerkung im Amtbuch von 1678. Schon in den 60er Jahren war das alte Abbendorf zu Ehren des Herzogs, der den Tiergarten dort geschaffen hatte, auf den Namen Juliusburg umgetauft worden. Die neue Gründung war für die Dorfgemeinschaft von schicksalhafter Bedeutung, der hier nachgegangen werden soll.

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Der Tiergarten, unmittelbar vor den Äckern des Dorfes gelegen, ist heute ein schöner Buchenwald, in den einzelne Eichen eingesprengt sind. Wer ihn nicht wie die Juliusburger mit den Gefühlen unwiederholbarer Jugenderinnerungen sehen kann, der wird sagen, daß andere Lauenburger Forsten eindrucksvollere und erhebendere Waldbilder bieten. Doch der geschichtliche Reiz der Stätte vermag auch einen fremden Wanderer zu fesseln. Da ist der Lustberg, eine Lichtung, wo das Jagdschloß gestanden haben soll. 1868 fand sich noch der von einem runden Graben umschlossene Hügel im Bruch, 4 Meter hoch und 30 Meter breit. Keine Spur ist jetzt mehr zu sehen, so gründlich war die Einebnung, zu der man zwei Jahre gebraucht hat. Und da ist weiter die .Bern', ein Waldgrund, der ein weites System paralleler Wassergräben umfaßt, die alle auf einen Teich als ihren Mittelpunkt ausgerichtet sind. Die trennenden Wälle zwischen den Kanälen dieses ehemaligen Wasserparks sind heute von Weichholz überwuchert; nur mühsam bahnt man sich einen Weg hindurch, um eine Vorstellung des ehemals spielerisch schönen, künstlichen Zustandes zu gewinnen.

Der jetzige Wald ist das Ergebnis planvoller Forstwirtschaft. Vor einem Jahrhundert aber bot er noch ein urtümlicheres Bild. Wer ihn vom Süden her beim 'Niendoor' betrat und etwa dem Zug der ehemaligen 'Allee' nachging, der fand zunächst den ganzen Waldrand bis im Westen hinauf mit Eichen besetzt. Weiterhin durchquerte er einen ausgedehnten Buchenort, der auf guter Humuserde über einem Grund von Rollsteinen stand. In der Mitte des Waldes überraschte ihn dann eine 5 Morgen große Blöße, waldumschlossen, mit Heide und Bickbeeren bewachsen, von einzelnen Eichen und Birken geschmückt. Tauchte er im Schatten der Buchenhorste zu seiner Rechten unter, so traf er auf wasserhaltige Senken, deren undurchlässiger Grund Ellern und Weiden hatte aufkommen lassen. Auf diese Brucherde folgte dann im Norden ehemaliges Ackerland, lockere, fruchtbare Dammerde mit einem ausgedehnten Eichenbestand. wie denn überhaupt damals dreimal soviel Eichen als Buchen in diesem Wald gezählt wurden. Und schließlich in der Nordostecke erlebte der Wanderer noch
einen heiteren, sonnigen Wechsel: über feinem, weißen Sand und brauner Heide träumte ein lichter Birkenwald.

Noch ein Jahrhundert früher war der Tiergarten weit umfangreichen. Statt später 68 Morgen umfaßte er deren 185, darunter 1/3 an Äckern, Weiden, Wiesen und Heiden. Mag der jetzige Veredelungszustand des Waldes sich besser in den Rahmen unserer zur Fülle gewandelten Kulturlandschaft einfügen, so stimmte doch der alte Wald gar fein zu dem Bilde der Dorfmark mit ihren knicklosen Feldern und Äckern, ihren ausgedehnten Mooren und Heiden und den weiten, tief ausgefahrenen Wegen. Fast noch ein Fünftel lag so unbebaut. Wer damals den alten Weg nach Lauenburg über die steinigen Fluren wanderte, der mochte am Eschenkamp hinter der Weggabelung ein wenig ausruhen "bei den Steinbetten zwischen Wegen und Heiden". And wenn der Juliusburger auf dem alten Totenweg nach Gülzow zur ewigen Ruhe gefahren wurde, dann grüßte ihn von der Olen Heide her zum letztenmal das Riesengrab beim Gitzsoll.

Schreiten wir ein drittes Jahrhundert zurück! 1620 war das alte Abbendorf vom Herzog angekauft worden. Holz und Bruch wurden bald vom Herzog als Wildbahn benutzt. Die günstige Lage nahe Lauenburg brachte Herzog Julius Heinrich 1657 zu dem Entschluß, den Wald als Tiergarten einzurichten. Seinen Mittelpunkt bildete ein Jagdschloß, das nach der Überlieferung aus Haupt- und Flügelgebäude bestanden haben soll und auf Pfählen im Bruch

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errichtet war, doch weiß man nichts Sicheres über seine bauliche Gestalt. Das spätere Abbruchsinventar läßt allerdings einiges vermuten. Es waren darin u. a. verbaut worden:
 
50 Balken, 20, 22, 26 Fuß lang, 8 -9 Zoll im
100 Ständer, 10 Fuß lang, 8-9 Zoll im , drei- und fünfeckig behauen;
200 Riegel, 3/1/2 Fuß lang, 5 Zoll im ;
20 Stück Sparren, 18-20 Fuß lang;
6000 Steine, 3400 Pfannen und dazu zwei Steintreppen und eine Wendeltreppe.


Das läßt auf ein einfaches Fachwerkgebäude von 10 Gebind schließen. Außer der soliden Bauart - die eichenen Dielen waren 3 Zoll dick und 3 Quartier breit - fällt nichts Besonderes auf.

Es lag auf dem Hügel innerhalb des Lustgartens, der 9 Morgen umfaßte. Neben Lusthäuschen in dem Garten ließ der Bauherr in dem undurchlässigen Grund des Waldes einen Wasserpark anlegen: Kanäle, Wälle, Blumenbeete, dazu den Teich in der Mitte, die Wasserfläche von Schwänen belebt. Wanderte man nun über Brücken und Stege oder fuhr man im leichten Boot durch dieses Paradies, auf alle Fälle hatte man eine Augenfreude.

Der Wald insgesamt wurde eingefriedigt. Alle Forsten und Vorwerke der Ämter mußten Pfähle und Dornbusch für die Vergatterung liefern. Ein Wildwärterhaus und eine Heuscheuer erstanden; selbst die große Trommel fehlte nicht zum Anlocken des Wildes. Und dann ist ein Rudel Damhirsche eingesetzt worden. Ein neuer Weg war geradewegs von Lauenburg durch das Krüzener Moor (Stadtmoor) nach dem Eingänge des Tiergartens angelegt. Von diesem 'Neuen Tor' führte eine breite 'Allee' weiter bis zum Jagdhaus. Vermutlich, und so geht auch die mündliche Kunde, durften die Bauern diesen 'Fürstendamm' nicht benutzen. Er war durch einen Schlagbaum mit Kette und Schloß gesperrt, der eine Platte (Hoheitszeichen) trug. 1661 stand 'die Juliusburg' vollendet da, und alsbald übertrug sich der Name auf das alte Dorf, auch amtlich.

Manches Mal mögen Fürst, Gefolge und Gäste zur jagdlichen Lust vom Lauenburger Schloß aus nach dem Tiergarten hinausgeritten und
-gefahren sein. Ja, wenn man der Sage trauen darf - ich weiß nicht mehr, wer mir sie zugetragen -, so ließ man im Winter Salz auf den Damm streuen, um dann den Schlitten benutzen zu können. Lockte nun die Winterluft oder feierte man, wie im Sommer das Maigrafenfest im Glüsing, so nun im Winter hier ein Schneegrafenfest, um sich für kurze Stunden der Lust eine Schneegräfin aus der Gesellschaft zu wählen, ein kurzweiliges und neckisches Mariagespiel, wie man es damals liebte?

Aber lenken wir zu sachlichem Bericht zurück! Sicher ist, daß jährlich die Beamten einkehrten, um nüchtern festzustellen, was das Gesamte kostete. Alljährlich erschienen auch Holzvögte aus den Ämtern, um zu ermitteln, was sie zu ihrem Anteil - jedes Amt hatte einen solchen an der Umgatterung - an Holz und Arbeit zu liefern hatten. Das Amt Ratzeburg war beispielsweise nach seinem Dienstverzeichnis in der Woche vom 14. bis 20. Dezember 1684 mit 90 Spann- und 16 Handtagen beteiligt:
 

Aus   Neuvorwerk 12 Wagen nach Lowenburg
zum Tiergarten mit Busch gefahren à 3 Tage
  36 Tage
Aus   Clempow (ebenso)   36 Tage
Aus   Berkenthin (ebenso 3 Wagen)   9 Tage
Aus   Ancker (ebenso 3 Wagen)   9 Tage
Aus   Neuvorwerk 2 Personen mit der Hand
beim Tiergarten à 4 Tage
  8 Tage
Aus   Ancker (ebenso)   8 Tage


Der Tiergarten entwickelte sich zum Moloch, der Holz fraß, und demnach kann es nicht Wunder nehmen, daß die Anlage anfing zu verfallen, als das Interesse aufhörte.

Die neue Cellische Regierung wandte nach 1689 beträchtliche Gelder auf, um alles wieder instandzusetzen. Planken und Brücken wurden erneuert, das Dach des Jagdhauses wurde neu belegt, das Wärterhaus ausgebessert und wohnlicher mit Kachelofen eingerichtet, die Scheuer auch neu gedeckt. Der Zustand der

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Einzäunung wurde streng überwacht. Ratzeburg mußte beispielsweise 1698 an Rillpfählen 24 Eichen und noch 192 Hackelpfähle liefern, 1700 wieder 73 Eichen, und 1701 mußten ein Schock Hackelpfähle und 78 Fuder Busch nach der Juliusburg gefahren werden. Diesmal mußte der Lauenburger Drost die Arbeit am Zaun von seinem eigenen Amt ausführen lassen, "CITRA CONSEQUENTIAM", wie die Regierung ihm schrieb. Vermutlich hatte das Amt Raheburg mit dem zweiten Festungsbau genug zu tun. Die Grabauer Forst hatte 1797 sogar 145 Eichen zu liefern. Die Unterhaltung wurde also sichtlich teuer. Tierwärter und Verwalter kosteten ihre Entlohnung, das Heu für die Fütterung mußte von weitem aus dem Söller bei Lanze herbeigeschafft werden. Das verschlang weiteren Arbeitslohn und Beköstigung für die Handdienste. Sehr oft reichte das Futter im Winter nicht, dann mußte es unter der Hand von jenseits der Elbe aufgekauft werden:
Abgesehen von den Kosten der übrigen Ämter, beliefen sich die Ausgaben zu diesem Zweck z. B. 1798 für das Amt Lauenburg auf 390 Tlr., ungerechnet 182 Spann- und 492 Handdienste. Es war demnach eine teuer bezahlte Lust, wenn, wie 1697, die welfischen Prinzen einnral zum Ablager einkehrten. Dies verursachte im übrigen 67 Tlr. Kosten. Der Jäger Bodien erhielt dabei 2 Tlr. 45 Schill. Schießgeld für Damhirsche und Hasen zur Tafel. So kann der Entschluß nicht verwundern, den Tiergarten eingehen zu lassen. 1704 ward das Haus
niedergelegt. 1705 wurde ein Teil des Wildes verkauft und der Erlös zum Heuankauf benutzt. 1706 wurde das letzte Wild verkauft, und dann fand sich der Wildwärter entlassen. Ein einsamer Schwan hatte bis zuletzt seine Gnadenfütterung von einem Taler Hafers erhalten.

Das Abbruchsmaterial fand sorgfältige Verwendung. Die Hauptmasse kam nach Mariental, dessen Vorwerk nach einem gewaltigen Sturm großer Ausbesserungen bedurfte. Manches kam zu demselben Zweck nach Lauenburg. Die eichenen Dielen und Pfähle wurden in die Zienburger und Siebeneichener Schleuse gerammt. Bonenbusch erhielt eine neue Schäferkate aus dem Holzwerk. Juliusburg selbst bekam einen neuen Kirchenstuhl. So verging die Herrlichkeit.

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Wie haben nun die Juliusburger selbst derzeit die Anlage des Tiergartens beurteilt? Hatten sie Freude an dem fürstlichen Treiben? Schwerlich. Der Überblick über die Dorfsgeschichte gewährt ein Urteil. Abbendorf bestand schon 1230 als Eigentum der Wulffen von Schwarzenbek. Es kam 1416 pfandweise an die Schacken in Gülzow, die es zeitweilig an die Marienkirche in Lübeck verpfändeten. Während dieser Pfandschaft wurde Herzog Bernhard Vormund für die Richardis Schacken und löste Abbendorf für sich ein. Bis zur Wiederlöse durch die Schacken wird es gewesen sein, daß die Scharpenbergs als Inhaber des Burglehens zu Lauenburg drei Bauern in Abbendorf im Streubesitz an sich brachten. Die bäuerlichen Scharpenbergs im Dorf können als Sprößlinge adliger Väter angesehen werden. Durch Heirat kam Abbendorf mit Thömen 1570 von den Schacken an die Kettenburgs, die ebenfalls Burgmannen von Lauenburg waren. Ihnen kaufte Herzog August 1620 das Gut Abbendorf mit Thömen ab.

1230 hatte Abbendorf nach dem Zehntregister 12 Hufen; 1525 zählte das Landbedenregister noch 11 Hufen. Unter ihnen finden sich die Schomaker und Trost und die erwähnten Scharpenbergs als alte Namen. 1544 werden nur noch 7 Namen besteuert; ebenso finden sich 1620 nur 7 1/4 Hufen. Erste Frage: Wo waren die fehlenden Hufen geblieben? Das Lagerbuch von 1620 erwähnt, daß der Herzog gegen Erlaß von Kornabgaben (38 Scheffeln) allen Bauern Land zu eigenem Gebrauch abnahm. Zweite Frage: Zu welchem Gebrauch? Nirgends
besteht eine bestimmte Nachricht darüber, daß vorher ein adliger Hof bestanden habe, nur die Überlieferung spricht davon; doch 1625 bestand ein Vorwerk, wie es dessen ältestes Inventar im Kieler Staatsarchiv bezeugt. Das legt die Vermutung nahe, daß mindestens seit 1544 ein adliger Hof oder schon ein Vorwerk vorhanden war. Bestand zuerst ein adliger Hof, so ging er 1620 in ein Vorwerk über. Daß der Vorwerkshof aus den erwähnten Hufen gebildet war, denen der Herzog 1620 noch das abgetretene Land hinzufügte, ergibt sich daraus, daß Vorwerks- und Dorfländereien sich bis zuletzt in Gemenglage fanden. Fast zur Gewißheit wird dieser Hergang aus folgendem: Es ist 1620 nur eine der abgetretenen Fluren mit Namen bezeichnet, und zwar als "uff dem Kruge". Der Name ist bis auf eine einzige Nachricht untergegangen. Es heißt 1770, daß die Kälber- und Wischenkoppel des Vorwerks von der Heidlag und dem Krogdiek bis


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an Backhaus und Scheune lägen. Der "Krug" war demnach ans Vorwerk gekommen. Der Groll der Bauern über die Landabtretungen, 'bei denen sie das beste Land zum Tiergarten hätten geben müssen', hat hier seine Wurzel, wenngleich zum Tiergarten erst nach 1656 einzelne Acker abgegeben sein können. 1620 bestand noch gar kein "Deertgaarn". Die Zeit des 30jährigen Krieges drückte die Bauern sehr, namentlich beim Schwedeneinfall unter Baner, wo mehrere Höfe, darunter auch die Bauervogtsstelle, abgebrannt sein sollen. Es ging den Bauern sowieso nicht gut; sie hatten schon in den 20er Jahren die "Hälfte" aller Kornabgaben überhaupt erlassen bekommen 1). Ab 1656 ward nun der Tiergarten mit der "Wildkoppel" eingerichtet. Dazu mußten der Bauervogt Schultze, der um 1660 die alte Fahrendorfssche Stelle bebaut hatte 2), und Heine Schulte Land hergeben, wofür ihnen abermals Geld- und Korngefälle erlassen wurden.

Während der sächsischen Zeit hat sich dann der Zustand des Dorfes nicht mehr gehoben. Als die welfische Regierung antrat, war das Dorf arm. Ein Bauer war "ganz armselig" und hatte seit 1683 kein Pachtkorn mehr abgeben können; er starb hinweg. Die Hufe von Clauß Schultz war wüst und gänzlich mit Heide bewachsen, ähnlich wie in Thömen die Brandenburgsche Stelle seit langem wüst lag und in Krukow Koops und Trost von alten Zeiten "unbrauchbar, ganz mit Heide" bedeckt waren. Der Tiergarten war verfallen. Die dänischen
Troublen 1692 gaben den Bauern abermals einen Stoß; sie hatten ein Jahr keinen Roggen und keinen Hafer. Es wäre nun Gelegenheit gewesen, den Bauern aufzuhelfen, als der Tiergarten 1704 einging. Damals hätte man von den Wildkoppeln Land an die Bauern verteilen können, besonders um den Heumangel abzustellen. Doch das vom Tiergarten abgenommene Land kam ans Vorwerk, ja, das Vorwerk erhielt noch mehr. Es bekam einen großen Teil der wüsten Ländereien in Thömen. Ferner wurde ihm 1690 noch die vormalige Bauervogtstelle, die Schumachersche, beigelegt, während die Wohnstelle zur Kate wurde. Als dann nochmals ein Teil der Ländereien von Schütte dem Gut zugeteilt wurde, hatte das Vorwerk seinen Höhepunkt erreicht.

Es lohnt sich, das kleine Vorwerk zu betrachten. Bei der Abschätzung 1723 hatten die drei Achtsleute aus dem Amte Lauenburg sich als zu 'partialisch' erwiesen; es wurden daher drei Mann aus dem Amt Winsen dazu ersehen. Sie fanden drei Gärten von zusammen 12 Morgen, darunter den ehemaligen Lustgarten (in Gras und Weide). Die Ackerländereien lagen auf dem Eschenkamp oder Webersberg, dem Steinladen, Bornkamp, Hinter Schütten Hoff, Rötbeckskamp (sonst vor der Lohse genannt), vor der Lohse, auf dem Roten Lande und dem Steinkamp (insgesamt 250 Morgen). Weiter lagen 270 Morgen in dem wüsten Ackerland von Thömen: Lischen Pütten (am Kirchstück), Dorenhorster Kamp, die blinden Hufen (bei der Schäferei), Boockkamp und Steinkamp (nach Gülzow zu). Vom Tiergarten gehörten dazu etwa 33 Morgen, von denen nur 12 beackert werden konnten, weil das übrige Land nichts taugte, auch wegen des im Holz weidenden Viehs nicht zu besäen war. Neben dieser Holzweide kam dem Vorwerk die Weide auf den Dreeschfeldern, den Stoppeln und den Heidestrecken zu. Das reichte für 66 Stück Hornvieh und 4 Pferde. Schweine zu halten, lohne sich hierorts nicht, erklärte man. 19 Morgen Wiesenland lagen eine gute Stunde entfernt im Söller und in der Kreeckwiese jenseits Lauenburg, die zum Teil leicht übersandet, zum Teil zweimaligen Schnitt erlaubten. An Schafen, die 'alhie etwas geringer ausfallen', konnte man 600 Stück auf den Feldern und Heiden der drei Dörfer in Weide und Hürde halten. Die Stellungsart war folgende: Von 7 Schlägen lagen 3 im Dreesch. Fetter Roggen, magerer Roggen, rauher Hafer folgten einander; ein Braakschlag wurde im Sommer halb mit Buchweizen bestellt, im Herbst dann ganz gedüngt. Die Hälfte des Landes ruhte also jährlich, das machte die Art des Landes und der Mangel an Weiden nötig. Vorschläge

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1
) Mit der sogen. Hälfte hat es folgende Bewandtnis. Das Amt Lauenburg hatte nach der Vermessung von 1761 unter den 2000 Feuerstellen des Herzogtums allein 730, mithin über 1/3. Da es nicht das größte Amt war, können seine Hufen nicht die größten gewesen sein. An Güte ragten sie auch nicht hervor. Trotzdem waren sie ab 1600 mit Korngefällen überlastet. Daher sah sich die Sächsische Negierung bald nach 1620 genötigt, in vielen Dörfern die Hälfte des Korngefälles als ständige Remission zu erlassen. Diesen "alten Abgang-Roggen und -Habern" bezeichnen die Register auch als sogen. Hälfte.
2) Vgl. uns. Zeitschr. 193? S. ??, wo der schöne Hof abgebildet ist.

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[Tabelle]
Hufenübersicht über Juliusburg.
 

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zur Verbesserung waren 1723 nicht zu machen. Das Dorf hatte bei der Auflösung des Tiergartens nur die Wulfshorst erhalten, in der die Herrschaft sich allein das Hartholz vorbehielt. Als weiter die privative Benutzung 1740 zugestanden war, fingen die Bauern an, ihre Holzteile zu begraben, was später eine Neuaufteilung verhinderte. Die Stelle von Franz Trost war 1694 wüst geworden; sie wurde
zunächst vom Wildwärter genutzt, dann aber in zwei Halbhufen geteilt. Weitere Katen entstanden, die nur bestehen konnten, weil sie alle Land von den Wüstungen in Thömen in Pacht bebauten. In diesem Zustand verharrte das Dorf bis zur Verkoppelung. Bis dahin blieb auch der wirtschaftliche Mangel bestehen: es fehlte an Heuwinnung. Die Wiesen an der Stecknitz (Kretwiese) und im Soller bei Lanze, sie waren das heiße Begehren der Bauern. In den 70er Jahren kam nun die Verkoppelung heran, und das Vorwerk wurde aufgelöst. Damals wurde das Dorf als in gutem Zustand erachtet. Die Gehöfte waren mit Feldsteinen befriedet, die Gärten hatten allerlei gute Obstbäume; es fehlte aber an Futterkräuterkoppeln. Die Einwohner wurden als fleißig angesehen. Sie leisteten ihren Dienst "gehörig", und sie hatten viel für die Verbesserung ihrer Wiesen getan; sie würden nach der Verkoppelung noch mehr leisten können. Was ihnen an Heu, Saat- und Brotkorn fehlte, hatten sie einkaufen müssen. Daß sie dennoch ohne außerordentliche Remissionen die Steuern hatten aufbringen können, war ihnen nur durch einen Nebenerwerb möglich geworden, dem sie mit besonderem Fleiß oblagen. Sie bearbeiteten ihr Weichholz zu dem verschiedensten bäuerlichen Gerät, das sie verkauften.

Die Bauern erklärten, die Verkoppelung käme ihnen nicht gelegen. Sie wandten ein, sie könnten die Ländereien nicht dicht machen; sie könnten die Wulfshorst nicht wieder aufteilen, da ihre Teile schon begraben wären; warum man überhaupt mit ihnen zuerst anfinge, sie würden alle nur ruiniert werden. Das beste Land wäre ihnen früher zum Tiergarten abgenommen worden, das müsse jetzt zurück. Was die Aufteilung des Vorwerks anginge, so wollten sie nicht einzelne Teile, mit denen sie nur betrogen wären. Das Land sei verunkrautet,
habe nicht gehörige Geil und Gare, sei ausgesohrt. und die Saat sei unrein. Sie wären aber bereit, das Vorwerk als Ganzes zu pachten. Die Sache nahm doch ihren Fortgang und ward 1779 abgeschlossen. Vom Tiergarten und von wüsten Ländereien, die ehemals zu Thömen gehörten, kamen mit dem Vorwerk zusammen an 535 Morgen zur Dorfmark hinzu, dazu die begehrten Wiesenländereien im Soller und an der Stecknitz. Die bisher privativen Teile in der Wulfshorst blieben unverändert bestehen. Die Schaftrift fiel weg. Die Haushaltsdienste
wurden abgelöst, während die Hoheitsdienste bestehen blieben. Die seit der herzoglichen Zeit erlassenen Gefälle wurden endgültig abgesetzt. Die Vollhufner kamen bei allem auf rund 215 Morgen und auf eine Heugewinnung von 13 Fudern à
2000 Pfd. Von den verlosten Buschkoppeln lag noch über die Hälfte (249 Morgen) in Heide. Für die Begrabung der Ländereien erhielten die Bauern zwei Freijahre und rund 400 Tlr. an Unterstützung von der Landesherrschaft. Die herrschaftliche Forst blieb auf 68 Morgen beschränkt. Die Vorwerksländereien fanden sich nach dem Urteil der begutachtenden Bauervögte in dem gleichen Stande (!) wie die der Bauern. Die Vorwerksgebäude wurden an mehrere Bauern verkauft. Franz Otto Bruhn, der eine neue Vollhufe erhielt, kaufte für 100 Tlr. das eigentliche Vorwerkshaus, dessen Stallende abgebrochen wurde. In dem Wohnhause selbst blieb er gewissermaßen als der Nachfolger der Vorwerks­Pächter sitzen.

So rundete sich das Geschick des Dorfes; die alte Dorfmark war wiederhergestellt. Der Groll über den Tiergarten und das Vorwerk legte sich. Erhalten blieben aber Fleiß und Zähigkeit der Voreltern. Wer heute das freundliche, wohlhabende Dorf sieht, wird kaum glauben, wie schwer und bitter in kümmerlicher Zeit die alten Besitzer gearbeitet haben, um ihre Höfe 'an der Reihe' zu halten.

[Der vorliegende Aufsatz und die eingeschaltete Hufentabelle sind nach dem Material des Lauenburgischen Landesarchivs bearbeitet.]
 


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Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Schriftleitung gestattet.
Für Form und Inhalt der Beiträge sind die Verfasser verantwortlich.
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Schriftleitung: Herbert Barsch, Mölln i. Lbg. - Druck und Verlag: Lauenburgischer
Heimatverlag (H. H. C. Freystatzky's Buchdruckerei) Ratzeburg.
 

 



 


 


 

 

 

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