Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1928



Die Söhne Franz’ II.

Von U. v. Rundstedt.

3. FRANZ-ALBRECHT.

II. Lehrjahre und Dienst im kaiserlichen Heer.
 

Die KRIEGSLAGE hatte sich AUSGANG 1631 so gestaltet, daß Prag und der größte Teil Böhmens von einem sächsischen Heer unter Arnim, früher kaiserlicher Feldmarschall, besetzt war. Gustav­Adolf hatte Franken und weite Striche am Mittelrhein erobert und residierte in Frankfurt. Alle weltlichen Fürsten Nord- und Mitteldeutschlands, ausgenommen der Herzog von Jülich und Berg, sowie Württemberg und viele Reichsstädte waren Schwedens Verbündete. Tilly hatte Reste seines Heeres bei sich in Schwaben; kaiserliche Truppen standen in Schlesien. Wallenstein warb 40 000 Mann in den kaiserlichen Erblanden. Er ließ sich niedagewesene Machtvoll­
kommenheit in der Führung zusichern.

Wir treten nun in den Abschnitt, wo sich FRANZ ALBRECHTS DIPLOMATISCHE TÄTIGKEIT deutlicher verfolgen läßt. Drum seien einige Sätze über die Staatskunst der damaligen Zeit eingefügt. Kein Herrscher, Minister oder Gesandter verschmähte in jenen Tagen die verwerflichsten Mittel. Man muß schon anerkennen, wenn nur das
Ziel lobenswert ist. Noch weniger als in der Kriegsgeschichte darf man sich in der politischen an das Gezeter der Getäuschten oder Eingeschüchterten kehren. Auch sie wären zu gleichen Mitteln bereit gewesen, wenn sie sonst die Fähigkeiten gehabt hätten. Die salbungsvollen Redensarten über "teutsche Treue", "Devotion gegen den
Kaiser", "Schutz der Religion" oder "der teutschen Libertät" waren eben nur - Redensarten. Etwa wie "Selbstbestimmungsrecht der Völker", "Kampf gegen den Militarismus" und die "Weltherrschaftspläne der Deutschen" bei unsern letzten Feinden. Franz-Albrecht ist auch hier eher besser denn schlechter gewesen als seine Zeitgenossen. Ein gefährlicher Gegner war er trotzdem oder deswegen. Seine Unermüdlichkeit kam ihm hier wie im Felde zugute. Oft 6 Stunden saß er am Schreibtisch, erledigte alles Wichtige eigenhändig; zu jeder Jahres- und Tageszeit war er bereit, schnelle und weite Reisen zu machen. Weitverzweigte Verbindungen, Sprachkenntnisse und der Glanz seines fürstlichen Namens halfen mit. Sein Ziel bleibt immer dasselbe: ein guter Friede. Wie er ihn sich im einzelnen dachte, wissen wir nicht, doch war er sich klar darüber, daß er bei der Herbeiführung nur Handlanger sein könne und das letzte Wort die zu

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Herzog Franz Albrecht von Sachsen-Lauenburg.

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sprechen hätten, in deren Händen gerade die Macht lag. Nicht seine Schuld ist es, daß diese Entscheidenden nicht immer dieselben waren. Zu seiner Ehre muß gesagt werden, daß er seiner Mannes- und Fürstenwürde nichts vergab, auch wo er sich dem Willen eines Höheren fügen mußte.

Schon bei seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst muß der Herzog einen diplomatischen Auftrag des Kaisers übernommen haben, der darauf hinauslief, die beiden protestantischen Kurfürsten vom Bund mit Schweden abzuziehen. Die Sache blieb nicht lange geheim, da Sachsen schon längere Zeit verdächtig war und die schwedischen
Gesandten gut aufpaßten. Am 4. Januar 1632 war Franz-Albrecht in Prag eingetroffen, nachdem er einen Umweg über Smirschitz gemacht hatte, um Wallenstein zu besuchen, der sich bei Anmarsch der Sachsen auf Prag nach seinen Besitzungen in Nordostböhmen begeben hatte. In Prag erzählte der Herzog seinem alten Regimentskommandeur von 1618, dem Grafen Thurn, nunmehr schwedischen General, wie der Friedländer über die Jesuiten geschimpft hatte. Thurn meldete sogleich an Gustav-Adolf seinen Verdacht, daß Franz-Albrecht in Dresden einen Friedensfühler ausstrecken solle. Er hatte auch schon Arnim wegen Unterhandlungen mit dem Feinde angeklagt, der Kurfürst hatte aber seinen Feldmarschall gedeckt und der Erfolg war nur grimmiger Haß zwischen Thurn und Arnim. Schon am 5. Januar schrieb der schwedische Gesandte in Dresden, Nicolai, einem Kollegen, daß Franz-Albrecht täglich als Gesandter des Kaisers erwartet würde; und kaum war dieser am 13. Januar in Dresden eingetroffen, so berichtete der Eifrige schon wieder ins schwedische Hauptquartier. Der Herzog leugne zwar, Gesandter zu sein, aber er habe schon zwei bis drei geheime Unterredungen mit dem Kurfürsten gehabt. Man halte alles sehr geheim; er Nicolai, hoffe aber, aus dem Kurfürsten etwas herauszukriegen. Franz-Albrecht stelle sich mißvergnügt über den Kaiser, dem er nie wieder dienen wolle. Indes gehe aus seinen Tischgesprächen, besonders den jungen Prinzen gegenüber, hervor, daß er gut kaiserlich sei. Gestern abend habe er den Kurfürsten gewarnt, sich zu schädlichen Plänen drängen zu lassen; er habe des Kaisers Güte gerühmt und zum Schluß gesagt: "Sie kriegen, was für einen Kaiser sie wollen, so wird er doch dem Römischen Reich nimmer so gut, viel weniger besser, als den sie nun haben." Im selben Monat schrieb Nicolai einem Ungenannten (es hat sich nur der Entwurf erhalten), er habe Arnim mitgeteilt, was jener ihm über Franz-Albrecht "angedeutet habe", aber keinen Glauben gefunden. "Sondern Arnim machte den Herzog in dem gar engelrein; sagte, ich täte gar Recht, daß ich Sorge trüge, er wüßte es aber besser."

Franz-Albrecht selbst erzählt später in Berlin, der Kurfürst habe ihm Arnims Posten angeboten, er aber habe erwidert: "Wenns der Arnim nicht heben könne, müsse er's wohl liegen lassen." Der Kurfürst soll schließlich mit der Faust auf den Herzog haben losschlagen wollen. Johann-Georg war nämlich dem Trunk so ergeben, daß es oft schwer war, ihn für Staatsgeschäfte aufnahmefähig zu treffen. Seine an sich schon jähzornige und hochfahrende Art steigerte sich

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noch im Rausch. Sein Oberst Vitzthum schildert im Tagebuch über den Feldzug 1636 sehr anschaulich, wie es bei dem hohen Generalissimus zuging: "Ihre Durchlaucht sind zum Märzin (dem Kaiserlichen General Marazini) geritten, woselbst das Leid (über eine Niederlage) versoffen wurde. Baudissin (der sächsische Generalleutnant) starrede Blitz voll, wälzete sich als ein Narr auf der Erden in der Stube herum. Als er einsten aufstunde, sagte er zum Joachim Schleinitz, so nüchtern, "ist dem Niemand, so dem Schlcinitzen ein Paar Ohrfeigen giebt?" Schleinitz antwortete: "die leid' ich nicht." Darauf der Baudissin aufgestanden, den Schleinitzen gehälset, und es wäre so böse nicht gemeint, sich wieder auf die Bank gesetzet, herunter gefallen und bei der Bank als eine volle Sau liegen blieben." -

Am 20. Januar reiste Franz-Albrecht nach Dessau zu seinem Freunde Anhalt, der auch im Bunde mit Schweden war. von dort nach Berlin. In der Mark hatten die Schweden bis auf Küstrin die Festungen in Besitz, brauchten überhaupt auf den Kurfürsten nicht so viel Rücksicht zu nehmen, als auf den Sachsen. Gesandter war Joachim v. Transche, ein Balte, der selbstverständlich durch Nicolai schon unterrichtet war. Ehe man aber schwedischerseits zu einem Entschluß gekommen war, reiste Franz-Albrecht wieder nach Wien zurück, unterwegs in Znaim bei Wallenstein vorsprechend. Vierzehn Tage blieb er in der Residenz. Sehr erfreut scheint ihn das Ergebnis seiner Reise nicht zu haben; denn, nachdem er abermals bei Wallenstein gewesen und am 2. April in Nürnberg angelangt war, nahm er hier Fühlung mit dem schwedischen Gesandten. Dem eröffnete er, daß ihm klar geworden sei, die kaiserlichen Friedensfühler seien nicht ehrlich gemeint, sollten vielmehr nur die verbündeten Protestanten entzweien. Er, Franz-Albrecht, wolle sich demnächst zu Gustav­Adolf begeben. Es ist sehr schade, daß Wallenstein in politischen Geschäften nie "seine Hand von sich gab", d. h. etwas Schriftliches, vielmehr sich nur mündlich oder durch Mittelspersonen äußerte, so daß er stets ableugnen konnte. So ist man in der ganzen Sache überwiegend auf Vermutungen angewiesen. Mitte April brach Franz-Albrecht jedenfalls noch einmal zu den protestantischen Höfen auf. Vom 18. bis 27. April war er in Dresden, vom 30. April bis 6. Mai in Berlin.

Inzwischen war Tilly nach erneuter Niederlage bei Rain am Lech seiner Wunde erlegen, Bayern lag Gustav-Adolf offen. Wallensteins Heer dagegen war noch nicht in Bewegung gesetzt. Sicherlich nicht der geeignete Augenblick für die beiden Kurfürsten, sich auf die Seite des anscheinend Unterliegenden zu schlagen. So wird auch Franz-Albrecht die Lage beurteilt und sich zum Anschluß an Gustav-Adolf entschlossen haben. Es war auch höchste Zeit! Transche hatte schon einen kleinen Völkerrechtsbruch den sein König ebenso wenig scheute, als irgend einer seiner Zeitgenossen vorbereitet. Bei der Abreise von Berlin sollte der kaiserliche Gesandte von der schwedischen Besatzung Spandaus gefangen genommen werden. Ein Zufall - oder Absicht? - führte Transche zur Kurfürstin-Witwe von der Pfalz, als gerade Franz-Albrecht dort Abschied nahm. Das Gespräch kommt

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bald auf Politik. Franz-Albrecht, der "in loquendo liber" war, äußerte sich über Johann-Georg abfällig, rühmte Arnim und erwähnte sein eigenes Versprechen, sächsische Dienste zu nehmen. Hier hakte Transche ein, schilderte die Undankbarkeit des Kaisers gegen Franz-Albrecht, der als Fürst und Protestant es dort nie zu etwas bringen werde, weil Grundsatz der Wiener Politik sei, alle anderen Fürstenhäuser zugunsten Habsburgs zu beseitigen. Der Herzog erinnerte die Kurfürstin, daß er ihr schon Ähnliches geklagt hätte. Nun war das Stichwort gefallen zu Transches Angebot, in Gustav-Adolfs Dienst zu treten. Der schätze Franz-Albrecht hoch, weil er jung, gesund und resolut wäre und gute experienz vom Kriegswesen hätte. Man kam überein, daß Franz-Albrecht den Rittmeister Franz v. Henning von seinem alten Regiment, der bei der Truppenverminderung 1631 entlassen und in seines Obersten persönlichen Dienst genommen war, mit einem Paß Transches versehen, zum König schicken wolle.

Bei näherer Betrachtung schien aber wohl dem Herzog die Sache nicht mehr so einleuchtend. Es folgen noch Wochen des Hin- und Herreisens an den verschiedensten Höfen und in Wallensteins Lager, ehe er von Regensburg aus Henning absandte. Den empfing zwar Gustav­Adolf mit schmeichelhaften Redensarten über den Herzog, behielt ihn aber da, so daß Henning, als sein Herr noch immer verzog, bei dem Fürsten von Anhalt ein Unterkommen suchen mußte. Inzwischen hatte sich auch ein Umschwung der Kriegslage vollzogen, insofern, als Gustav­Adolf durch das vereinigte kaiserlich-bayrische Heer in die Verteidigung gedrängt und den ganzen Sommer bei Nürnberg festgehalten wurde. Zwar fand auch der nie schlachtenfreudige Wallenstein nicht den Entschluß zum Angriff, aber er konnte dafür einen Sturm auf sein wohlbefestigtes Lager abschlagen (24. August 1632). Gerade in diesen Tagen war Franz-Albrecht im kaiserlichen Lager. Aufs neue erkrankt, mußte er zur Kur nach Regensburg, so daß er erst am 12. September die Reise ins schwedische Hauptquartier antreten konnte. Er hatte sich wohl etwas zwischen zwei Stühle gesetzt, indem bei Wallenstein, nachdem dessen Heer formiert war, sich kaum ein vorteilhafter Posten für ihn mehr fand, während Gustav-Adolf, als er zur Entscheidungsschlacht gegen Wallenstein nach Sachsen zog, auch nicht gut einen Wechsel zugunsten des Ankömmlings in den oberen Führerstellen vornehmen konnte. Gustav-Adolf empfing daher Franz-Albrecht am 21. Oktober bei der Antrittsaudienz in Nördlingen freundlich, konnte ihm aber kein bestimmtes Angebot machen, nahm ihn vielmehr in sein Gefolge aus unter die "Volontäre", eine Art Generalstab, den er zu Sonderaufträgen und Adjutantendiensten verwendete.

Der Marsch ging durch Franken und Thüringen, dem Kurfürsten von Sachsen zu Hilfe, in dessen Land Wallenstein eingerückt war. Letzterer glaubte nicht, daß der König noch im Spätherbst eine Entscheidung suchen würde, umsomehr als die Saaleübergänge von den Kroaten gesperrt waren. Er schickte deshalb Pappenheim nach dem Rhein ab. Gustav-Adolf indes drückte die Kroaten am 11. November bei Weißenfels zurück und bemächtigte sich am 15. November der Rippachübergänge. Die Nacht verbrachte er mit Bernhard von Weimar

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und Franz-Albrecht in seiner Karosse auf freiem Felde. Wallenstein hatte alle erreichbaren Truppen zusammengerafft, als er sah, daß es Ernst wurde und auch Pappenheim zurückgerufen. Bis der käme, wollte er die Schweden gegen eine feste Stellung anlaufen lassen.

In der weiten Ebene von LÜTZEN baute er seine ungefügen Terzien, ganz nach alter spanischer Art auf. Davor lagen in dem vertieften Straßengraben des Lützen-Leipziger Heerweges die Musketiere. Ein Windmühlenberg nördlich Lützen trug die Geschütze, die Reiter hielten auf den Flügeln. Trotzdem auch Gustav-Adolf noch erhebliche Verstärkungen, Sachsen und Georg von Braunschweigs Armee, erwartete, schien ihm doch vorteilhafter zu schlagen, ehe Pappenheim zurück wäre. Die schwedische Schlachtordnung wurde umständlich aufgebaut, die Leute durch Ansprachen in Stimmung versetzt und dann nach kurzer Artillerievorbereitung gestürmt. Der König auf dem rechten Flügel war siegreich, während seine Mitte nach Anfangserfolgen von Wallenstein geworfen, der linke Flügel gegen den Windmühlenberg gleich abgewiesen wurde. Gustav-Adolf schwenkte darauf mit seinen Reitern gegen die feindliche Mitte ein. Er selbst eilte mit kleinem Gefolge voraus. Er trug keinen Panzer, weil er zu dick geworden war, infolgedessen auch seine Umgebung nicht. Sie kamen dadurch schneller vorwärts, als die schwer gerüsteten Schwadronen und prallten allein gegen feindliche Kürassiere, die eben Wallenstein zum Nachhauen angesetzt hatte. Der dichte Novembernebel trug dazu bei. daß die Gefahr nicht erkannt wurde, in der Gustav-Adolf schwebte. Sein Unglück wollte, daß der Rittmeister von Falkenberg, der kaiserliche Führer, ihn kannte, da er im polnischen Krieg unter ihm gedient hatte, sein Vetter Dietrich zudem schwedischer Hofmarschall gewesen war. *) Ehe der König noch herumschwenken konnte, wurde ihm der Zügelarm zerschossen. Ich habe eine gleiche Verwundung erlebt und weiß, wie hilflos man dadurch wird. Gustav-Adolf bat Franz-Albrecht, der sich neben ihm gehalten hatte, in französischer Sprache, ihn unauffällig vom Schlachtfeld zu führen. Der Herzog trieb sein Pferd dicht neben das des Königs und umschlang ihn mit dem rechten Arm. Falkenstein war aber nicht geneigt, die Beute fahren zu lassen, denn schon wiaren die schwedischen Regimenter nahe. Er ritt nach und drückte seine Reiterpistole in den Rücken des Königs ab. Der schwere Körper bäumte sich auf, entglitt Franz-Albrechts stützendem Arm, blieb aber im Bügel hängen und wurde vom erschreckten Pferd geschleift. Franz-Albrecht, inzwischen auch durch Streifschuß am Kopf verwundet, sprengte davon.

Man muß sich an die Stelle des Mannes versetzen, der, durch lange, schwere Krankheit geschwächt und übernächtig, nun plötzlich die Säule bersten sieht, auf der seine Zukunft ruhen sollte. Wie sollte nun das schwedische Heer, schon halb geschlagen, dem Untergang entgehen? Was sollte er tun, ohne Befehlsgewalt unter Fremden? Na-
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*) Dietrich v. Falkenberg fiel als Verteidiger Magdeburgs. Die Falkenbergs waren hessische Protestanten, ihr Landesherr der eifrigste Gegner des Kaisers. Es ist dies ein neuer Beleg dafür, daß Parteiwechsel von den Kriegsleuten nach rein "gewerkschaftlichen" Gesichtspunkten beurteilt wurde.

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türlich wäre es heldenhaft gewesen, in Verteidigung des königlichen Leichnams das eigene Leben zu opfern. Aber, wie Walter Flex so richtig sagt, "keines Menschen Leben ist frei von erbärmlichen Stunden". Franz-Albrecht fand nicht diesen Entschluß, der ihm ewigen Nachruhm gesichert hätte. Bis Weißenfels jagte er zurück und erfuhr hier am
anderen Morgen, daß der Friedländer auch vor dem verwaisten Heer das Feld geräumt hatte. Seines Bleibens war hier aber trotzdem nicht länger. Der Tote hinterließ nur ein kleines Mädchen, das wohl Erbe seines Reichs, nicht aber seiner Pläne und seiner Macht werden konnte. Nach ihm war der bedeutendste im protestantischen Bunde der Kurfürst von Sachsen. Bei dem mußte jetzt die Entscheidung liegen. Zu ihm begab sich also auch Franz-Albrecht. Unterwegs mußte er seiner Erregung Luft machen und überall die Schreckensnachricht von Gustav-Adolfs Ende verkünden. So kam er am 22. November in Dresden an.

Vorstehend habe ich nach einem ganzen Bündel zum Teil widersprechender Nachrichten den Hergang so geschildert, wie es sich jemand, der über Reiten, Kämpfen und Kämpferseele Bescheid weiß, darstellt. Gegen den Herzog ist der Vorwurf erhoben, er sei nur deshalb zu Gustav-Adolf gegangen, um bei erster Gelegenheit ihn zu ermorden. Die habe er bei Lützen wahrgenommen. Man hat auch, um das glaubhafter erscheinen zu lassen, ein Märchen aufgetischt von einer Ohrfeige, die Franz-Albrecht als Jüngling am schwedischen Hof von Gustav-Adolf bekommen habe. Letzteres ist eine Verwechslung mit seinem älteren Bruder Julius-Heinrich. Man glaubte aber damals nicht an den natürlichen Tod irgend einer berühmten und gefürchteten Persönlichkeit. Bernhard von Weimar, Georg von Braunschweig, Feldmarschall Bauer sollen ermordet sein, während in Wahrheit Seuchen oder Ausschweifungen die Todesursache waren. Die Schweden, denen die Legende gelegen kam, haben sie unter der Hand für das erklärt was sie war, einen gehässigen Klatsch.
 












 


 

 

 

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