Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1927


[Miszelle]

Aus alter und neuer Zeit

Noch einmal etwas von der Haselmaus. *)

Am 21. Januar dieses Jahres erhielt ich eine Haselmaus aus Nusse. Sie wurde beim Knicken gefunden. Das Tierchen wieder auszusetzen, hielt ich nicht für ratsam, denn der Überwinterungsplatz, Platz, den ich ihm ausgesucht hätte, wäre doch wohl nicht zweckmäßig gewesen. So brachte ich es mit seinem Winternest, das mir mitgeliefert wurde, in einen hübschen Käfig mit Kletterast usw., bettete es mit seinem Nest in Moos, setzte einen Napf mit Wasser hinein, legte einige Haselnüsse dazu und stellte den Kasten dann in ein ungeheiztes Zimmer (niemals darf ein Tier, das im Winter in Gefangenschaft gerät, in einen warmen Raum gebracht werden). Die Maus rollte sich auf und schlief fest ein (Abb. 1). Als Anfang Februar Kälte einsetzte, wollte ich den Käfig in einen frostfreien Raum - mein Schlafzimmer - stellen und da bemerkte ich zu meinem Erstaunen, daß die Haselmaus inzwischen munter gewesen sein mußte, denn einige Nüsse waren verzehrt, und der Trinknapf war halb leer! Ich ergänzte die Vorräte und beobachtete weiter. Fast täglich überzeugte ich mich davon, daß das Tierchen noch

[Abbildung 1]



Haselmaus im Nest

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*) Siehe den Artikel in Heft 1 des 2. Jahrgangs.
 

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am Leben sei, aber es schlief. - Am 17. Februar wachte ich nachts vom Geräusch der Maus auf; ich knipste das Licht an und sah, daß sie ganz munter auf den Zweigen turnte; auch hatte sie gefressen. Am Morgen lag sie wieder im todähnlichen Schlaf. An einem schönen Sonnentag machte ich das Tierchen munter, um es nochmals auf die Platte zu bringen (Abb. 2). Seit Anfang März steht der Käfig im Klassenzimmer, das auch nachts warm ist. Wöchentlich zweimal etwa frißt die Maus nachts, schläft aber am Tage aufgerollt im Nest; mache ich sie munter, klettert sie wohl auf den Zweig, hängt dort aber zum Erbarmen matt, mit schläfrigen Augen und ist sichtlich erfreut, wenn sie sich wieder "einkuscheln" kann. Aber zeitweilig MUSZ sie ganz munter sein, denn zum Öffnen der Nüsse gehört doch die ganze Kraft des Tieres. Beim Fressen konnte ich die Maus noch nicht beobachten; es geschieht immer des Nachts. Haselnüsse sind die tägliche Speise; Apfelschnitte, Hafer und eine frischtote Fliege wurden nicht genommen, eine Semmelkruste ist schwach benagt. Aber Mandeln und - ja, ich kanns nicht ändern - SANDTORTE werden gern gefressen!


[Abbildung 2]



Haselmaus im Gezweig
 


Wilh. Blohm
 

 

 

 

 

 

 

 



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