Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1930


Die ersten zu Lauenburg gebrauchten Briefmarken.

Von Dr. J. Paulsen, Kiel-Ellerbek.

Deutschland hat wie wohl kein andres Land sehr verwickelte und schwer zu durchschauende Postverhältnisse gehabt, in denen sich die staatliche Zerrissenheit widerspiegelt. Erst die Revolution hat uns auf diesem Gebiet wenigstens die Einheit gebracht. Im neunzehnten Jahrhundert kennzeichnete sich dieser Zustand am besten an den vielen kleineren und größeren Staaten, die eigne Freimarken hatten.

Immerhin läßt sich eine teilweise Einigung, die durch wirtschaftliche Erwägungen verursacht wurde, schon bei den ersten altdeutschen Markenausgaben erkennen. So hatten von 1852 bis 1867 eine große Zahl mitteldeutscher

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Staaten keine eigne Post, sondern sie hatten dem Fürsten von Thurn und Taxis, der seit Jahrhunderten in Deutschland einen großen Postbetrieb unterhielt, ihre Post in Pacht gegeben. Die Marken von Thurn und Taxis, die jedem Sammler bekannt sind, sind also nicht Landesmarken, sondern die eines privaten Unternehmers, der die Konzession hatte und daher auch in den verschiedenen Ländern die gleichen Marken verwendete.

Andre Kleinstaaten traten einfacher noch dem benachbarten Großstaat bei; z. B. haben Anhalt und Waldeck immer preußische Post gehabt. Zu diesen Staaten gehört auch das kleine Herzogtum Lauenburg. Es hat in den ersten Jahrzehnten nach der Erfindung der Freimarken dänische, schleswig-holsteinische und preußische Freimarken gehabt. Zum Verständnis der Freimarken und damit der Postgeschichte Lauenburgs gehört deshalb eine nicht geringe Kenntnis der deutschen Geschichte von 1848 bis 1870.

Der erste Staat, der Freimarken ausgab, war 1840 England. Diesem Beispiele folgten 1843 die Kantone Zürich und Genf und als erstes Überseeland Brasilien; 1845 kamen Basel und 1847 die Vereinigten Staaten und Mauritius; schließlich 1849 Frankreich und Belgien. Die deutschen Staaten blieben noch zurück, teils aus einer gewissen Schwerfälligkeit und Langsamkeit, teils aus übergroßer Sorge vor Fälschungen, einer Gefahr, die man vom Geldwesen herkommend, überschätzte.

Noch im Jahre 1849 aber gab Bayern seine ersten Marken aus am 1. November; es folgten 1850 Sachsen am 1. Juli, Preußen am 15. November und Hannover am 1. Dezember. 1851 kamen Baden und Württemberg, 1852 Braunschweig, Oldenburg und Thurn und Taxis. Viel später entschlossen sich die Hansestädte, zuerst Bremen 1855, 1859 Hamburg und Lübeck. Mecklenburg-Schwerin kam erst 1856 und als letztes Land 1864 Mecklenburg-Strelitz, das fast zu spät kam und sich deshalb nur 39 Monate eigner Marken erfreuen durfte. Auch das kleine Ländchen Bergedorf erhielt, nach der Einigung über den gemeinsamen Besitz an diesem Stück Deutschlands zwischen Hamburg und Lübeck, eigne Freimarken am 1. November 1861; es hat deshalb auf seinen Marken die eine Hälfte des Lübecker, die andre des Hamburger Wappens. Eine gewisse Kenntnis der Postverhältnsse dieser benachbarten Länder ist, wie wir sehen werden, für das Verständnis Lauenburgs wichtig.

Wie liegen nun hier die Verhältnisse? Damit kommen wir auf das politisch so bewegte Jahr 1848. Wir sahen, daß in diesem Jahre noch kein deutscher Staat Freimarken hatte, wohl aber nach völliger Beruhigung im Jahre 1851 eine ganze Zahl.

1848 war der dänische König nicht nur Herzog von Schleswig und Holstein, sondern auch von Lauenburg, das nach den Napoleonischen Kriegen an Dänemark gekommen war; in seiner Eigenschaft als Herzog von Lauenburg war er zugleich freiwillig Mitglied des Deutschen Bundes. Die oberste Behörde des Landes war die Schleswig-Holstein-Lauenburgische Kanzlei in Kopenhagen.

Als nun im März in Kiel die Erhebung Schleswig-Holsteins und der Krieg gegen Dänemark begann, wurde Lauenburg von Hannöverschen Truppen besetzt und ein Kommissar des Deutschen Bundes setzte eine Administrations-Kommission ein. 1851 wurde es von den Österreichern besetzt und an Dänemark ausgeliefert.

Inzwischen wurde in Schleswig-Holstein der Kampf gegen Dänemark mit wechselndem Glück geführt; von Lauenburg hörte man wenig. Eine der ersten Maßnahmen der provisorischen Regierung war nun die SCHAFFUNG EINES POSTBÜROS, das dem bisherigen Privatdozenten an der Universität Kiel DR. AHLMANN unterstellt wurde. Dieser Mann hat sich hohe Verdienste erworben und das Postwesen, das unter dänischer Herrschaft sehr rückständig war, auf eine Stufe gehoben, die von den umliegenden Staaten, selbst Preußen, erst viele Jahre später erreicht wurde. Die hohen Taxen der früheren Jahrzehnte wurden ermäßigt, Postanweisungen eingeführt und auch mit den entfernter liegenden Orten eine rasche Postverbindung geschaffen, wobei die im Jahre 1844 eröffnete Eisenbahn Altona-Kiel mit Abzweigung Nenmünster-Rendsburg die Ausgangslinie bildete. So konnte Dr. Ahlmann es erreichen, daß Altona von jedem Postorte in 48 Stunden Antwort haben konnte. *)

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*) Ich verdanke einen grossen Teil der Angaben der Einsicht, die mir Herr DR. L. AHLMANN-KIEL in die teilweise noch erhaltenen Akten aus dieser Zeit in entgegenkommenster Weise gewährte.

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Über den Umfang des Verkehrs in den Erhebungsjahren mag folgender Bericht einen Anhalt geben: Der Briefverkehr belief sich in der Woche vom 24.-30. November 1849 auf 30995 abgesandte Franko- und Portobriefe, davon in der 5 Meilen-Zone 9073, 10 Meilen 10291, 15 Meilen 8893, 20 Meilen 1594, 25 Meilen und darüber 1104. Außerdem Soldatenbriefe 6472, portofreie Dienstbriefe 6118 Stück.

Über den Verkehr aus den großen. mittleren und ganz kleinen Orten greife ich einige Angaben heraus: Briefe kamen aus:

 
Altona 2866   Bramstedt 173
Hamburg 544 *)   Heiligenhafen 163
Kiel 3200   Barmstedt 100
Rendsburg 3187   Bornhöved 91
Itzehoe 933   Krempe 75
Lübeck *) 951   Remmels 56
Oldenburg 599   Ulsburg 54
Neumünster 582   Lunden 60
Neustadt 519   Das Feldpostamt hatte 982 Briefe.


1851
wurden 2 257 772 Briefe befördert. Im Januar bis Juli 1851 waren die Einnahmen:
Franco 86390 Mark Courant 14 Schillinge
Baar 54553 Mark Courant 14 Schillinge

Der Verkauf der Marken brachte im ersten Quartal 1851 777 Mark Courant 11 Schillinge. Wohlgemerkt: die Angaben beziehen sich auf Holstein, weil ja Schleswig damals wieder in den Händen der Dänen war.

1850 trat Holstein dem Deutsch-österreichischen Postverein, gleichzeitig mit Bayern und Sachsen bei. Ich finde in den Akten die Angabe über LAUENBURG: "In Ratzeburg sind die Verhandlungen noch nicht zum Abschluß gebracht."
 



[Abbildung: 2 Post Schilling rosa]

[Die Schwarz-Weiß-Wiedergabequalität im Originaltext ist gering.
Deshalb wird keine Vergrößerung angeboten, statt dessen:]


 

Den Gedanken, Briefmarken einzuführen, hatte Dr. Ahlmann schon früh; er unterrichtete sich über alles hierauf bezügliche 1849 auf einer Studienreise durch Deutschland und Belgien. Nach längerer Vorbereitung wurden die ERSTEN MARKEN AM 15. NOVEMBER 1850 AUSGEGEBEN. **) Es waren nur 2 Marken:

1 Post Schilling blau und
2 Post Schilling rosa.

Ihre Kennzeichnung ist folgende: In einem von einfacher Linie eingefaßten, 18 1/4 x 21 1/2 mm großen Hochrechteck erhebt sich auf wagerecht eng schraffiertem Grunde der alte doppelköpfige deutsche Adler. Die Flügel sind ausgebreitet uud enthalten je 9 Federn, der Schwanz in heraldischem Stil. Die Mitte des Adlers, den ganzen Körper verdeckend, nimmt ein weißes Hochoval ein, welchem das schleswig-holsteinische Wappen eingeprägt ist. In jeder Ecke der Marke ein kleines Hochoval mit oben den Buchstaben S und H, sowie unten den Wertziffern 1 bezw. 2. Über dem Mitteloval in schwacher Rundung "POST", unter dem Mitteloval in stärkerem Bogen "SCHILLING", Buchdruck. Das Papier ist mit blauen Seidenfäden durchzogen zur Erschwerung von Fälschungen. Die Marken sind ungezähnt und stehen nur 1 mm voneinander. Sie wurden gedruckt von der Firma H. W. Köbner und Lehmkul in Altona; im ganzen wurden 1 300 000 blaue und 700 000 rote geliefert. Die Marken sind nur vom 15. November 1850 bis März 1851 verkauft worden. Dann mußte der Verkauf eingestellt werden, weil vom 1. Februar 1851 an die Regierung wieder im Namen des dänischen Königs ausgeführt wurde. Daher sind nur wenig Marken bis August 1851 verwendet worden; außerdem war der Gebrauch noch zu neu und die Frankierung am Schalter blieb zu gleichen
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*) Hamburg und Lübeck hatten ein Schleswig-Holsteinisches Postamt für den Verkehr mit den Herzogtümern.
**) Die Aufnahmen der Briefmarken sind von Herrn Photographenmeister Hannig-Ratzeburg hergestellt worden.

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Portosätzen noch bestehen. Im ganzen sind nur 8701 mit Marken frankierte Briefe verwandt worden im Betrage von 983 Mark 3 Schilling. Man kann den Verbrauch daher auf etwa 8000 blaue und 4000 rote schätzen.

Nach Ausweis der Akten sind vom 1. Januar bis Ende August 1851 1 158 092 Briefe versandt worden; davon waren

unfrankiert 707 846 Briefe
bar frankiert 443 657 Briefe
durch Freimarken frankiert 6589 Briefe

Ein Beispiel für den geringen Verbrauch. das ich wiederum den Akten entnehme, ist folgendes: vom 15.-30. November 1850 wurde von 38 Postananstalten, die für 9600 Mark Marken erhalten hatten, im ganzen für 450 Mark 7 Schilling verkauft; 11 Anstalten hatten nichts verkauft!

Die Marken sind ungebraucht auch heute noch nicht selten; gebraucht gehören sie dagegen zu den seltensten Marken Alt-Deutschlands. Wenn man sie noch jetzt auf Briefen findet, so liegt das daran, daß damals die Briefe sorgfältiger aufgehoben wurden und Umschlåge noch wenig verwendet wurden; man faltete die Briefe und siegelte sie; dann erst wurden die Marken auf die letzte Seite des Briefes geklebt.

Nun müssen wir noch mit einigen Worten auf die Stellung dieser Marken in der Postgeschichte Schleswig-Holsteins eingehen. Sie werden als schleswig-holsteinische bezeichnet. Darauf weist das S und H in der Zeichnung hin. LAUENBURG ist, obwohl es nicht mehr bei Dänemark war, nicht erwähnt; die Marken sind aber weder in Schleswig, noch in Lauenburg gebraucht worden, weil ersteres damals bereits wieder von Dänemark verwaltet wurde, Lauenburg aber wie wir sahen eine eigne Administrationskommission hatte, die von der provisorischen Regierung für Holstein unabhängig war. Die Postreform wurde deshalb in Lauenburg nicht durchgeführt. Die Marken sind also keine Lauenburgischen gewesen; der Sammler und Historiker muß sie aber kennen, weil Lauenburg immer in einem engen Verhältnis zu Schleswig-Holstein gestanden hat und seine Geschichte ohne die dieses Landes nicht zu verstehen ist. Wie wir sahen, sind die Marken auch auf den Postbüros von Hamburg und Lübeck gebraucht worden. Das gleiche gilt für das Fürstentum Lübeck. Dieses kleine Ländchen war von Oldenburg aus Zweckmäßigkeitsgründen postalisch Dänemark bezw. Schleswig-Holstein zugeteilt worden, und die provisorische Regierung die Nachfolgerin Dänemarks geworden. Die beiden einzigen Postorte waren damals Eutin und Schwartau. Dabei mag noch erwähnt werden, daß das oldenburgische Gebiet Birkenfeld postalisch zu Preußen gehörte. Hier sieht man so recht, zu welchen merkwürdigen Zuständen die Kleinstaaterei führte. Die Probedrucke dieser ersten Marken sind jetzt von der "Historischen Landeshalle" in Kiel erworben worden und werden hoffentlich bald ausgestellt werden können. *)

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Nunmehr kommen wir zu den ERSTEN IN LAUENBURG GEBRAUCHTEN MARKEN, DEN DÄNISCHEN. Dänemark hatte hinter Schleswig-Holstein nicht zurückbleiben wollen und deshalb auch seinerseits sein Postwesen verbessert; es hatte eine einheitliche Posttaxe von 4 Rbs für den Brief im ganzen Staat eingeführt und am 1. April 1851 Briefmarken ausgegeben. In Schleswig wurden diese Marken schon am 1. Mai ausgegebn. Holstein und Lauenburg erhielten sie dagegen erst am 1. JULI 1853! Mit Marken frankierte Briefe wurden in diesen beiden Herzogtümern sogar wie unfrankierte behandelt. Man sieht, Dänemark hatte die Herzogtümer, die in Personalunion mit ihm verbunden waren, nicht grade wohlwollend behandelt; in Holstein waren die Verhältnisse, wie wir sahen, zur Zeit der provisorischen Regierung besser gewesen.
Zu gleicher Zeit wurde die Zweigbahn Lauenburg-Büchen 1851, die Bahn Lübeck-Büchen am 1. Juli 1852 eröffnet, nachdem die Bahn Berlin-Hamburg schon seit 1848 bestand. Übrigens waren die Marken erst von 1854 an für den Verkehr mit dem Auslande zugelassen.
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*) Die beiden wichtigsten Werke über schleswig-holsteinische Freimarken sind A. Rosenkranz, Die Schleswig-Holsteinische Post 1848-1852. Kiel 1891. Kommissionsverlag von Ernst Heitmann-Leipzig und Handbuch der Postfreimarkenkunde Abschnitt XV; Schleswig-Holstein, Leipzig 1897, Hugo Krötzsch.

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[Abbildung: Fire R.B.S., braun]

[Die Schwarz-Weiß-Wiedergabequalität im Originaltext ist gering.
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Die erste dänische Marke war eine braune zu Fire R.B.S. (- Rigsbank Skilling). Krone mit gekreuzten Schwertern, umgeben von Eichenlaubkranz, in einem quadratischen Rahmen; an den Ecken ein kleines Posthorn; die Rahmenleisten zeigen die Inschrift links "Kongeligt", oben "Post", rechts "Frimarke", unten "Fire R. B. S." rechts und links der oberen Inschrift Verzierungen, liegenden Merkurstäben ähnlich. Die Marke hat einen schrägen, wellenförmigen mattbläulichen Schutzunterdruck. Die erste Auflage ist Tiefdruck, die spätere von 1852 an Buchdruck; die Farben schwanken von tiefem bis gelblichem braun.

Außer dieser Marke wurde noch eine Stadtpostmarke für Kopenhagen zu 2 Sk. ausgegeben in anderem Muster; sie ist in den Herzogtümern nie an der Post verkauft worden und kann deshalb dort höchstens einmal als Doppelstück an Stelle der 4 Sk.-Marke gebraucht worden sein.

Schon 1854 erschien eine NEUE AUSGABE, die im wesentlichen der ersten Ausgabe gleich ist. Die Ecken des Mittelstückes sind punktiert und die Wertangabe in Ziffern. Es wurden ausgegeben 4 Werte zu 2 Sk. blan, 4 Sk. braun, 8 Sk. grün und 16 Sk. in verschiedenen Tönungen grau bis graulila. Von diesen Marken war die zu 2 Sk. wiederum eine Stadtpostmarke für Kopenhagen; erst am 1. Januar 1861 wurden sie in allen Orten von über 6000 Einwohnern zugelassen. Dafür kamen in Betracht in Schleswig-Holstein Altona, Elmshorn, Flensburg, Hadersleben, Heide, Itzehoe, Kiel, Neumünster, Rendsburg und Schleswig. Da in Lauenburg kein Ort von der Größe war, ist sie in Lauenburg nicht ausgegeben worden. 1857 wurden die Marken zu 4 und 8 Sk. wieder etwas verändert: der Untergrund wurde liniiert.
 



[Abbildung: 4 Sk.]

[Die Schwarz-Weiß-Wiedergabequalität im Originaltext ist gering.
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Die LETZTE DÄNISCHE AUSGABE VOR DEM KRIEGE erschien 1863: Die Marke zu 4 Sk. liniiert und die zu 16 Sk. punktiert waren gezähnt. Ob diese letztere hochwertige Marke noch in den Herzogtümern am Schalter ausgegeben worden ist, darüber ist bisher Sicheres nicht bekannt; gültig war sie natürlich.

Nun wollen wir uns noch etwas in die dänischen Zeiten zurückversetzen, um einen Überblick über den Postverkehr und die besonders verwickelten VERHÄLTNISSE IN LAUENBURG zu gewinnen. Lauenburg hatte einen Gebietsumfang von 19 bis 20 Quadratmeilen. 1860 hatten die Städte 8462 Einwohner, die Landdistrikte 41685. Ratzeburg hatte 1855 3760, Mölln 3320, Lauenburg 1090 Einwohner. *) Der Postinspektor war der Graf v. Holck in Altona, zugleich für Holstein. Postämter waren in Ratzeburg, Mölln, Lauenburg; Postexpeditionen in Büchen, Schwarzenbek, Friedrichsruh, letztere vom 1. August 1860 an. Ueber den Umfang des Verkehrs mögen folgende Zahlen unterrichten:

Postamt Ratzeburg 1859
abgegangen:
a) Pakete 6973
b) frankierte Briefe [und] c) unfrankierte Briefe 68153
d) Königliche Dienstbriefe 9242
e) Geldpakete und Geldbriefe im Werte von 609 090 Th. Landesmünze

eingegangen:
ä) Pakete 11 458
b) frankierte Briefe [und] c) unfrankierte Briefe 50 178
d) Königliche Dienstbriefe 5907
e) Geldpakete und Geldbriefe im Werte von 410 176 Th. Landesmünze

Von Büchen (208 Einwohner) gingen ab
frankierte Briefe 5541
unfrankierte Briefe 3939

von  [sic!] Schwarzenbek (828 Einwohner) gingen ab
frankierte Briefe 28634
unfrankierte Briefe 15421

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Ich entnehme die Angaben dem "Statistischen Hand- und allgemeinen Adreßbuch für das Herzogtum Lauenburg, 1861."

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Man sieht aus diesen Zahlen, dass noch bei weitem nicht alle Briefe mit Marken frankiert wurden.

Bemerkenswert ist. daß von alten Zeiten her zwischen Mecklenburg und Lauenburg besondere postalische Beziehungen bestanden mit eigner Taxe. Daher wurden in den Städten Ratzeburg und Lauenburg auf Briefen nach Mecklenburg keine dänischen, sondern MECKLENBURGER MARKEN verwendet. Ein selbständiges mecklenburgisches Postamt ist in diesen Städten nicht gewesen; es wurden nur die nötigen Marken von Schwerin dort hingeschickt. So könnte man auch noch einige Mecklenburger Marken als "Lauenburgische" mit beschränkter Gültigkeit für Ratzeburg und Lauenburg ansehen. Mecklenburg-Schwerin hat im ganzen 8 Marken ausgegeben von 1856 bis 1867, außerdem 13 Couverts. Welche von diesen an die Lauenburgischen Posten geliefert sind, ist mir nicht bekannt und bedürfte einer besonderen Forschung; in Sammlungen finden sich die 4/4 Schillings-Marken der Ausgaben von 1856 und 1865, außerdem auch Couverts. Übrigens gehörte das Fürstentum Ratzeburg postalisch zu Mecklenburg-Schwerin. Ebenso wurden Lübeck, Bergedorf und Geesthacht im Verkehr mit dem dänischen Postgebiet als dänische und später holsteinische Postanstalten angesehen und dort die dänischen 4 Sk. und holsteinischen 1 1/4 Schilling-Marken verwendet.
 



[Abbildung: Dreiringstempel mit Nummer]

[Die Schwarz-Weiß-Wiedergabequalität im Originaltext ist gering.
Deshalb wird keine Vergrößerung angeboten, statt dessen eine Briefmarke
mit dem Nummernstempel "148":]


 

Die dänischen Marken sind als in Lauenburg gebraucht natürlich nur am Stempel zu erkennen. Die dänische Post hatte für jedes Postamt einen Dreiringstempel mit Nummer. FÜR DAS HERZOGTUM LAUENBURG SIND DIE STEMPEL:

148 Lauenburg
151 Büchen
149 Mölln
152 Schwarzenbek
150 Ratzeburg
153 Friedrichsruh

Hamburg hatte die Nummer 2 und Lübeck 3, Kopenhagen übrigens 1.

Politisch ist es noch besonders bemerkenswert, daß Dänemark garnicht daran dachte, für die Herzogtümer, die doch nur in Personalunion mit Dänemark vereint waren, eigne Marken auszugeben. Norwegen hatte in derselben Zeit eigne Marken und hat diese immer beibehalten. Rußland hat ebenfalls lange Zeit in Finnland eigne Marken geduldet. Offenbar ist das Nationalgefühl in Schleswig-Holstein-Lauenburg auf diesem Gebiete noch nicht besonders rege gewesen, denn man hat nie gehört, daß Unzufriedenheit geherrscht hat. Man vergleiche damit die kluge Politik Englands, das immer seinen Kolonien und Protektoraten volle Freiheit in Markenausgaben gelassen hat, auch mit den Köpfen ihrer Scheinherrscher.

(Schluß folgt.)


 

 


 

 

 

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