Nachdem wir die dänische Zeit verlassen
haben, kommen wir zu den DEUTSCHEN MARKEN, DIE IN LAUENBURG
GEBRAUCHT SIND. Der häufige Wechsel der politischen Verhältnisse
in Schleswig-Holstein in den Jahren 1864 bis
1867 wird besonders sichtbar in den Marken; Lauenburg
hat diese schleswig-holsteinischen Marken teils ebenfalls
gebraucht, teils aber auch nicht. Deshalb müssen alle Marken
hier besprochen werden.
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Nach dem Tode des Königs Friedrich VII.
proklamierte der neue König Christian IX. drei Tage nach seiner Thronbesteigung
die Einverleibung Schleswigs in den dänischen Gesamtstsaat. Dieser Schritt
führte zum Einmarsch der Bundestruppen in Holstein. Der Herzog Friedrich von
Schleswig-Holstein-Augustenburg wurde als Herzog von Schleswig-Holstein
proklamiert, kam nach Kiel und blieb dort bis 1866, ohne jedoch faktisch die
Regierungsgewalt auszüben.
Der Deutsche Bund richtete eine Zivilverwaltung ein, die in Kiel saß und auch
schon· unter der dänischen Herrschaft dort gewesen war. Das Postwesen war
dagegen direkt von Kopenhagen verwaltet worden, und so war nach Abbruch der
Beziehungen zu Dänemark eine Postverwaltung überhaupt nicht mehr vorhanden.
Schon im Januar 1864 wurden daher neue Bestimmungen erlassen. In Hamburg und
Lübeck bestanden noch die Dänischen Ober-Postämter, weil ja diese Freien Städte
nicht mit Dänemark im Streit waren. Diese Postämter lieferten nun ruhig die
dänischen Marken in Holstein und Lauenburg weiter für Rechnung der
holsteinischen Regierung, "solange die Holsteinische Regierung nicht die
Einführung eigner Marken beschließt." Die REGIERUNG VON LAUENBURG verzichtete
auf eine eigene Postverwaltung und übertrug die Verwaltung des Postwesens
Holstein "bis auf Weiteres". Mit dieser Maßnahme war aber "die Ritter- und
Landschaft des Herzogtums Lauenburg" nicht einverstanden; im Namen der ersteren
petitionierte das Landrats-Kollegium an die Regierung in Ratzeburg um
Einrichtung einer besonderen Zentralverwaltung des Postwesens in Lauenburg. Die
Bundeskommissare lehnten das Gesuch jedoch ab.
Rechtlich konnten die dänischeu Marken aus dem Grunde noch weiter gebraucht
werden, weil der Deutsche Bund die Herzogtümer vorläufig nur in Verwaltung
genommen hatte, ohne Dänemark das Recht schon jetzt völlig streitig zu machen.
Erst als am 1. Februar 1864 preußische und österreichische Truppen in Schleswig
einrückten, trat eine völlige Veränderung ein. Jetzt mußten NEUE MARKEN
HERGESTELLT werden, die vom 1. März an in Holstein und Lauenburg ausgegeben
wurden.
[Abbildung: Umgearbeitete, für den Gebrauch in den
Herzogtümern
textlich veränderte dänische Briefmarke 1 1/4 Schilling Courant]
Die Schwarz-Weiß-Wiedergabequalität im Originaltext ist
gering.
Deshalb wird keine Vergrößerung angeboten, statt dessen:
Als Zeichnung wurde einfach die der dänischen Marken genommen
mit Änderung der
Inschrift "KGL" in "HRZGL" und Ersetzung der
dänischen Krone mit Schwertern im Mittelfelde durch die Wertbezeichnung in
Courant. Die Marken wurden wieder von Köbner u. Co. in Altona in
Steindruck hergestellt zu 100 Stück auf einem Bogen in
10 Reihen. Die Marke ist quadratisch 18 3/4 x 18 3/4 mm. Die
Werteangabe "1 1/4 Schilling Crt." ist dreizeilig. Die Marke ist mit
einem ursprünglich unsichtbaren Unterdruck versehen, der jetzt jedoch
meistens zu erkennen ist und inmitten jeder Marke ein großes weißes P
auf gewelltem, über den ganzen Bogen gedrucktem Grunde in mattgrauer Farbe zeigt.
Von dieser Marke wurde nur ein Wert in blau gedruckt. Das zeigt, daß die
Regierung sie offenbar nur als Provisorium ansah. Von dieser Marke gibt es
3
Typen, die von 3 etwas verschiedenen Steinen gedruckt sind; die
erste Type zeigt enge Wellenlinien und die Inschriften mit Punkten; die zweite weite
Wellenlinien und ebenfalls die Inschriften mit Punkten; die dritte Type hat
weite Wellenlinien ohne Punkte. Von der ersten und dritten Type sind vermutlich
etwa 7-800 000 Stück gedruckt. Die zweite Type ist sehr selten; die Zahl wird
auf nur 7500 geschätzt; warum davon so wenig gedruckt sind, ist nicht bekannt;
wahrscheinlich ist der Stein bald beschädigt worden. Diese Type ist nur in
Altona in den ersten Tagen des März ausgegeben worden und kommt deshalb
gebraucht nur mit dem Stempel Altona vor. Die beiden andernTypen sind iin
Holstein und Lauenburg bis zum 31. Oktober 1865 gültig gewesen, im Jahre
1865
auch in Schleswig, aber dort nur sehr selten noch verwendet.
Inzwischen war in
Lauenburg ein POSTINSPEKTORAT IN RATZEBURG unter der oberen Leitung des
Königlich Preußischen Postamtes gebildet. Im Dezember 1866 gingen dessen
Geschäfte auf die Obere Postdirektion in Schleswig über. Die Lauenburgische
Regierung beklagte sich nun, daß auf der holsteinischen
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Marke die Wertangabe nicht auch in
Lauenburger Münze angegeben sei. Lauenburg hatte aber die Mecklenburger
Währung: 1 Thaler = 48 Schilling. Diesem Verlangen wurde nachgegeben. In
Holstein war mit dem 1. April 1864 die Rechnungsführung in
schleswig-holsteinischer Courantwährung, statt bisher in dänischer Reichsmünze.
So konnte die dänische Wertbezeichnung ruhig fortfallen und an ihre Stelle die
Lauenburgische treten.
[Abbildung: Neu gestaltete Briefmarke 1 1/4 Schilling
Courant von 1864.]
Die Schwarz-Weiß-Wiedergabequalität im Originaltext ist
gering.
Deshalb wird keine Vergrößerung angeboten, statt dessen zwei moderne
Wiedergaben:
a)
eine ungebrauchte Marke, grau-ultramarin:
b)
ein mit vier 1 1/4 Schilling Courant-Briefmarken (= 4
Silbergroschen) korrekt frankierter
Brief von Glückstadt nach Dresden (Erste Gewichtsstufe):
Die NEUE MARKE erschien schon im Mai 1864. Sie war wieder
quadratisch 20,5 mm, große Wertzahl "1 1/4", darunter im
Bogen "SCHlLLlNG CRT." im Quadrat. Die Eichsenkrone fehlt;
unten im Rahmen "1 1/2"
[sic![
S. L. M. (=1 1/2
[sic![
Schilling Lauenburgische
Münze). Die Marke ist wieder blau und zum ersten Male
durchstochen. Der Druck von Köbner ist schlecht; auch
hier findet man das große weiße P in Unterdruck. Die Gültigkeitsdauer
für Holstein, Lauenburg und Schleswig ist wie bei der vorigen. Ihre
Verbrauchszahl wird von Rosenkranz auf 1 1/2 Millionen geschätzt.
Ehe wir
zu den nächsten Ausgaben übergehen-, müssen wir die HALBIERUNG DIESER MARKEN, vereinzelt auch der vorigen, erwähnen. Wie wir sahen, hatte Dänemark eine
Stadtpostmarke zu 2 Sk.; das Porto betrug auch 1864 im Stadtverkehr
3/4 Schill.
Cour.; es mußte also auf der Post entrichtet werden, da keine Marke für diesen
Portosatz vorhanden war. Es bestand also ein Rückschritt gegenüber der dänischen
Zeit. Auf Klagen aus den größeren Städten gestattete die Postverwaltung nun die
Halbierung der Marke in Altona im Juni, in Kiel im September. In den andern
Städten, jedenfalls in den Lauenburgischen Städten, ist die Halbierung
nicht zulässig gewesen. Postalisch ist es jedenfalls merkwürdig, daß eine
Postverwaltung für einen häufig gebrauchten Wert keine Marke hat, sondern
offiziell die Halbierung der Marken vom Publikum ausführen läßt. Etwas ähnliches
hatten Braunschweig und Mecklenburg-Schwerin vorgesehen, die ihre Marken
teilweise so druckten, daß der Verbraucher sich das Porto in Vierteln nach
Bedarf von der in 4 Quadraten gedruckten ganzen Marke abschneiden konnte.
[Abbildung: Herzgth. Schleswig 4 Schillinge,
karminrot]
[Die Schwarz-Weiß-Wiedergabequalität im Originaltext ist
gering.
Deshalb wird keine Vergrößerung angeboten, statt dessen:]
In den ersten Monaten des Jahres 1864 war nun ganz Schleswig von den siegreichen preußisch-österreichischen Truppen besetzt
worden. Die Postverwaltung wurde neu geregelt; zunächst wurden auch
dort die noch vorgefundenen dänischen Marken weiter gebraucht, aber
schon am 10. März konnte eine Marke ausgegeben werden. Es erschien die
Marke 4 Schillinge karminrot. Große Wertziffer weiß auf farbigem Grunde
im Oval, umgeben von einem guillonierten Rahmen, der durch Doppellinien nach
innen und außen abschließt. Im Rahmen in Blockschrift farbig auf weiß
oben "HERZOGTH. SCHLESWIG", unten "SCHILLINGE", - Hochoval im hoch rechteckigen Markenfeld,
durchstochen. Die Wertbezeichnung war noch in dänischer Reichsmünze.
[Abbildung: Herzogth. Schleswig 1 1/4 Schilling,
grün]
[Die Schwarz-Weiß-Wiedergabequalität im Originaltext ist
gering.
Deshalb wird keine Vergrößerung angeboten, statt dessen:
farbige
Wiedergabe einer roten und einer grünen 1 1/4 Schilling-Marke]
Wie wir oben sahen, war vom 1. April an die Währung eine andere.
Es wurde deshalb schon im April eine grüne Marke in genau der gleichen Ausführung wie die rote zu
1 1/4 Schilling Courant ausgegeben. 1 1/4 Schilling Courant entsprachen
4 Schilling dänischer Reichsmünze. Diese beiden Marken sind also in Wert und
Verwendung
gleich. Sie hatten bis zum 31. Oktober 1865 auch in Holstein und LAUENBURG Gültigkeit, sind aber dort nicht an der Post verkauft worden. Diese
4 Marken kann man als vorläufige betrachten. Im Frieden trat Dänemark die
Herzogtümer ab; sie wurden von Preußen und Österreich gemeinsam verwaltet und das Postwesen beider vereinigt.
Deshalb wurde jetzt eine ganze, "endgültige", Reihe von Freimarken von
Februar 1865 an ausgegeben, die den veränderten politischen Verhältnissen
entsprechend die Inschrift "SCHLESWIG-HOLSTElN" haben mußte, aber sonst dem
Muster der beiden Schleswiger Marken entsprachen und auch wie diese von der
Preußischen Staatsdruckerei geliefert wurden. Es wurden ausgegeben: 1/2
Schilling rosa im Februar 1865
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1 1/4 Schilling grün im Juni, 1 1/3 Schilling lila
im August, 2 Schilling blau im August, 4 Schilling
braun im Sept. 1865. Die erste Marke in dieser Reihe war die
gewünschte Stadtpostmarke, die auch für Drucksachen verwendet wurde, die zu
1 1/4 Schilling die gewöhnliche für den Landesverkehr. Der Wert zu
1 1/3 Schilling entsprach genau der preußischen Marke zu einem
Silbergroschen. Sie wurde hauptsächlich für Briefe nach Deutschlang benutzt, die
zu 2 Schilling nach Dänemark, die zu 4 Schilling für
das Ausland und für Postanweisungen nach Preußen.
Alle diese Marken sind vom November 1866 bis Ende 1867
in
Holstein und Schleswig noch einmal gültig gewesen, dagegen nicht zum zweiten
Mal in Lauenburg, dass in den Jahren 1866 und 1867, wie wir sehen werden,
preußische Briefmarken hatte. Von der Marke zu 4 Schilling sind vielleicht nur
40 000 Stück verbraucht worden, weil wenige Tage nach ihrem Erscheinen die
"endgültige" Regelung der Postverhältnisse schon wieder ein Ende hatte.
Preußen und Österreich waren sich wieder uneinig geworden, und durch die
Gasteiner Konvention übernahm von neuem Preußen die Verwaltung von Schleswig,
Österreich die Holsteins. Das Schicksal Lauenburgs wurde endgültig entschieden.
Österreich trat seine Rechte auf Lauenburg an den König von Preußen gegen eine
Entschädigung von 2 500 000 Talern ab. Die Verwaltung wurde von der Königlich
Preußischen, Herzoglich Lauenburgischen Regierung in Ratzeburg ausgeübt.
Lauenburg blieb bis 1876 in Personalunion mit Preußen; am 1. Juli
1876 wurde es
als Kreis Herzogtum Lauenburg ein Teil der Provinz Schleswig-Holstein.
Nun· müssen wir uns wieder mit den Marken Schleswigs und Holsteins
beschäftigen. Man muß sie, wie schon mehrfach betont, kennen, wenn man wissen
will, welche in Lauenburg ausgegeben, welche gebraucht, welche nicht gebraucht
sind. Die Postverwaltung des Herzogtums Schleswig bestellt sofort neue Marken
mit der Inschrift "HERZOGTH. SCHLESWIG" in den bisherigen Wertstufen, die von
der Staatsdruckerei in Berlin geliefert wurden. Die Marken zu 1 1/4·Schilling
und zu 4 Schilling wurden von den alten Stempeln der ersten Schleswiger Ausgabe
gedruckt, für die übrigen neue Stempel angefertigt. Die Farben wurden teilweise
der letzten Ausgabe angepaßt. Es erschienen am 1. November 1865 Marken zu
1/2
Schilling grün, 1 1/4 Schilling lila in vielen Abtönungen, 1 1/3 Schilling rosa,
2 Schilling ultramarin, 4 Schilling graubraun. Auch diese
Marken waren
durchstochen. Sie blieben in Gültigkeit bis Ende 1867 und hatten Gültigkeit in
Holstein vom 1. November 1866 bis Ende 1867. In Lauenburg sind sie nie
gebraucht worden.
[Abbildung: Schleswig-Holstein 1/2 Schilling]
[Abbildung: Herzogtm. Holstein 2 Schilling,
blau]
Die Schwarz-Weiß-Wiedergabequalität im Originaltext ist
gering.
Deshalb wird keine Vergrößerung angeboten, statt dessen:
Holstein gab natürlich seinerseits auch eigne Marken heraus, die
am 1. November 1865 erschienen, wieder gedruckt von der Firma Köbner und
Lehmkul. Sie entsprechen in der Zeichnung im wesentlichen der vorigen Ausgabe,
sind aber leicht daran zu erkennen, daß die Wertziffer von einer
Perlenreihe im Oval umgeben ist; sie sind nicht so sorgfältig gedruckt
wie die von der Preußischen Staatsdruckerei. Es erschienien ·von dieser Reihe
1/2 Schilling grau, 1 1/4 Schilling lila, 2 Schilling blau.
In der Zeichnung wie die "Schleswig-Holstein"-Marken, aber gröber gedruckt, wurden dazu
ausgegeben 1 1/3 Schilling rosa, 4 Schilling hellbraun.
Warum diese Reihe in 2 verschiedenen Zeichnungen ausgeführt worden ist, ist
nicht bekannt; vielleicht hat die Zeichnung der Marken mit Perleneinfassung
nicht gefallen, denn nach Verbrauch dieser Marken bestellte die Regierung 1866
die Werte zu 1 1/4 und 2 Schilling in ähnlichem Muster wie die zu 1 1/3
und 4
Schilling. Es wurden daher noch ausgegeben 1 1/4 Schilling rotviolett im
Februar und 2 Schilling blau im Juli 1866. Dies ist der einzige Fall, wo eine
Veränderung aus äußerlichen und nicht aus politischen Gründen vorgenommen wurde.
Diese Marken blieben bis Ende 1867 in Holstein in Gebrauch; von November
1866 bis Ende 1867 waren sie auch in Schleswig zulässig.
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Und nun müssen wir uns wieder mit LAUENBURG
beschäftigen. Die Verwaltung des Postdienstes des Herzogtums Lauenburg war am
15. September 1865 vorläufig der Holsteinischen Landesregierung unterstellt
worden. Die gemeinschaftlichen schleswig-holsteinischen Freimarken galten mithin
weiter. Ob die beschriebenen Marken, die am 1. November 1865
herauskamen, noch
in Lauenburg auf der Post ausgegeben sind, darüber ist etwas Sicheres nicht
bekannt. Am 17. November wurde in RATZEBURG ein KÖNIGLICH
PREUSZISCHES und
HERZOGLICH LAUENBURGISCHES POSTINSPEKTORAT errichtet. Zugleich wurde die
Ausgabe von eignen Lauenburgischen Marken für den 1. Januar 1866
in Aussicht
gestellt! Dazu ist es nun freilich, man kann sagen, glücklicherweise, nicht
gekommen, sondern von diesem Termin an wurde Lauenburg als Teil Preußens
angesehen, und daher wurden in Lauenburg vom 1. Januar 1866 bis zum
31. Dezember
nur PREUSZISCHE MARKEN gebraucht. Damit ist die postalische Verbindung mit
Schleswig-Holstein zu Ende. Lauenburg war auf diesem Gebiete schon früher
preußisch geworden als Schleswig-Holstein.
Wenig bekannt ist es, daß im Jahre 1867 die preußischen Marken infolge der
Veränderung der politischen Lage auch in Schleswig-Holstein gültig waren; sie
sind jedoch wenig gebraucht worden, weil an den Postanstalten die Restbestände
der verschiedenen schleswig-holsteinischen Markenausgaben verkauft wurden, aber
keine preußischen Marken.
Wir kommen nun zu den PREUSZISCHEN MARKEN, die in Lauenburg gebraucht worden
sind.
[Abbildung: 3 preußische Briefmarken]
[Die Schwarz-Weiß-Wiedergabequalität im Originaltext ist
gering.
Deshalb wird keine Vergrößerung angeboten, statt dessen:]
Es sind die bekannten Adlermarken. Die kleinen Werte 3,
4,
6 Pfennige in einem Muster ähnlich den letzten schleswig-holsteinischen
Marken, mit dem Adler im Oval, aber von einem achteckigen Rahmen umgeben; in den
weißen Ecken viermal die Ziffern 3, bezw. 4 und
6.
Die größeren Werte 1, 2, 3 Silbergroschen zeigen wie die schleswig-holsteinischen Marken im Oval mit dem preußischen Adler in der Mitte, im
Rahmen
oben "PREUSSEN", unten "ElN SILB. GR.", an beiden Seiten zwischen der oberen
und unteren Inschrift die Ziffern 1, bezw. 2 und
3.
Dazu wurden im innern Postdienst zwei rechteckige Marken gebraucht zu 10 Sgr.
bezw. 30 Sgr., auf die ich hier nicht näher eingehen will. Dazu kommen
Couverts mit eingedruckter Marke in gleicher Zeichnung und gleichen Farben in
den Werten zu 1, 2, 3 Silbergroschen.
Weder Dänemark noch Schleswig-Holstein haben Couverts ausgegeben, was in dieser
Zeit die meisten altdeutschen Staaten taten. Die Farben der Marken sind 3 Pfg.
violett, 4 Pfg. grün, 6 Pfg. orange, 1 Sgr. rosa,
2 Sgr.
ultramarin, 3 Sgr. hellbraun, 10 Sgr. rosa, 30 Sgr. blau.
Mit dem 1. Januar 1868 vereinigten Preußen und die übrigen norddeutschen und
mitteldeutschen Staaten ihre Posten zum "NORDDEUTSCHEN POSTBEZIRK". Dessen
Nachfolger wurde nach dem Kriege 1870-71 die "Deutsche Reichspost". Mit dem
1. Januar 1868 können wir im Postwesen das Aufhören der altdeutschen
Kleinstaaterei ansetzen; ein gewaltiger Schritt zur deutschen Einigung.
Es mögen nun noch einige Bemerkungen über die Lauenburgischen Marken im
allgemeinen gegeben werden. Über die Nummernstempel in der
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dänischen Zeit sprachen wir schon. In der
schleswig-holsteinischen Zeit wurden Namenstempel in verschiedener Ausführung
gebraucht, ebenso natürlich unter Preußen. An diesen sind die in Lauenburg
gebrauchten Marken leicht zu erkennen. Alle Schleswig-Holsteinischen Marken
sind nicht selten, sie sind zu Hunderttausenden verbraucht worden. Eine
Ausnahme macht nur, wie schon angegeben, die 4 Schilling-Marke braun
Schleswig-Holstein. Sehr gesucht sind die Mecklenburger Marken mit einem
Lauenburgischen Stempel. Über die Verbrauchszahlen im Herzogtum Lauenburg
finde ich bei Rosenkranz interessante Zahlen.
1866 wurden verbraucht Preußen-Marken zu
1 Sgr. 93420 Stück
1866 wurden verbraucht Preußen-Marken zu 2 Sgr. 9735 Stück
1866 wurden verbraucht Preußen-Marken zu 3 Sgr. 5820 Stück
1866 wurden verbraucht Preußen-Couverte zu 1 Sgr. 23370 Stück
1866 wurden verbraucht Preußen-Couverte zu 1 Sgr. 2430 Stück
1866 wurden verbraucht Preußen-Couverte zu 1 Sgr. 1210 Stück
Von Marken für den innern Dienst wurden
in Schleswig-Holstein 1867 verwendet
10
Sgr. 8002 Stück
30 Sgr. 1079 Stück |
Aus diesen Zahlen geht hervor, daß
einige der in Lauenburg gebrauchten Marken recht selten sein müssen. Es wird
deshalb bei dem geringen Verbrauch des kleinen Landes doch recht schwierig
sein, aus der großen Zahl der im Handel und in Sammlungen vorhandenen Marken
nun grade solche mit Lauenburgischem Stempel herauszufinden. Vollends wird
eine Sammlung von Briefen, die in Lauenburg auf die Post gegeben sind, sehr
schwer zusammenzubringen sein, wenn sie alle Marken enthalten soll, die dort
ausgegeben oder gültig gewesen sind. Eine Sammlung aber, die von allen
Lauenburgischen Postämtern alle Werte enthält, dürfte meines Erachtens nicht
erreichbar sein. Aber auch nur eine recht vollständige Sammlung zu erwerben,
dürfte wohl bei keinem deutschen Lande für den Heimatforscher so reizvoll sein wie in Lauenburg.
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