In meinem ersten Artikel in Nr. 2 des diesjährigen
Jahrgangs dieser Zeitschrift habe ich auf die Besonderheiten
hingewiesen, welche die Schmetterlingsfauna Lauenburgs gegenüber
anderen Teilen der Provinz Schleswig-Holstein auszeichnet, und
ich habe am Schluß des Artikels betont, daß die eigentümliche
Verbreitung vieler Schmetterlingsarten in Lauenburg sich - außer
in ganz vereinzelten Fällen - nicht durch das Vorkommen bezw.
Nichtvorkommen einer bestimmten Futterpflanze erklären läßt.
Verständlich wird die Zusammensetzung der Schmetterlingsfauna
Lauenburgs vielmehr erst dann, wenn wir auf frühere
erdgeschichtliche Perioden zurückgehen. HISTORISCHE FAKTOREN
sind es in erster Linie, durch welche das Faunenbild Lauenburgs
bedingt ist. Da es sich hier um Vorgänge handelt,
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welche allgemein eingewirkt haben und nicht
allein auf die Schmetterlingsfauna, sondern auf die gesamte Fauna und Flora des
Gebietes von entscheidendem Einfluß gewesen sind, erscheint es erforderlich,
etwas ausführlicher darauf einzugehen.
Das entscheidende erdgeschichtliche Ereignis ist die Bedeckung unseres Landes
durch die Gletschermassen der "Eiszeit" gewesen. In der jüngsten Tertiärzeit
hatte in ganz Europa, auch im Norden, ein warmes Klima geherrscht. Durch
allmähliches Sinken der Temperatur oder durch Erhöhung der Niederschläge trat an
der Grenze der Tertiärzeit zum Quartär eine Verschlechterung der klimatischen
Verhältnisse ein. Von den skandinavischen Gebirgen als Zentrum schoben sich
ungeheure Gletschermassen strahlenförmig nach allen Seiten, die Länder und Meere
bedeckten. Zur Zeit der größten Ausdehnung bedeckte dies Inlandseis
Nordsibirien, ging den Ural südwärts über
Moskau und Kiew zum Dnjepr und zog sich an den Karpathen, dem Riesengebirge und
den deutschen Mittelgebirgen entlang über die Rheinmündung bis zur unteren
Themse, wo es mit der schottisch-englischen Vergletscherung, die bis Südengland
reichte, verschmolz.
Eigene Vereisungszentren bildeten sich gleichzeitig auf allen höheren
europäischen Gebirgen, insbesondere in den Alpen, von wo sich die Gletscher weit
in das Vorland, so z. B. bis nördlich von München, vorschoben.
Welche gewaltigen Kräfte von diesen Eismassen der skandinavisch norddeutschen
Vereisung, deren Höhe man auf mindestens 200 m geschätzt hat,
ausgegangen sind, dafür ist unsere Heimat Schleswig-Holstein ein klassisches
Zeugnis. Ist doch die Landschaftsgliederung unserer Heimat - die bekannte
Teilung in mehrere nordsüdlich verlaufende Zonen, nämlich: das östliche
Hügelland, den Mittelrücken, die Geesthöhen der Westseite und die Marsch -
lediglich auf die formgestaltenden Kräfte der Eiszeit zurückzuführen.
Die Ausdehnung der Eiskappe, welche Nordeuropa und Teile Mitteleuropas
überlagerte, hat verschiedentlich gewechselt. Es wird jetzt fast allgemein
angenommen, daß wenigstens zweimal das Eis sich weit nach Norden, vielleicht
sogar bis in seine heutigen Hochgebirgsgrenzen, zurückgezogen hat, so daß es
also innerhalb der ganzen "Eiszeit" zwei sogenannte Interglazialzeiten gegeben
hat, in welchen Norddeutschland vom Inlandeis frei gewesen ist. Die zwischen
diesen beiden Interglazialzeiten liegende Vereisung (also die zweite der ganzen
Eiszeit) ist die Hauptvergletscherung Norddeuts chlands gewesen und hat auch
ganz Schleswig-Holstein überlagert. Die auf die zweite Interglazialzeit folgende
letzte (dritte) Phase der skandinavischen Vergletscherung hat den Westen
Schleswig-Holsteins selbst nicht mehr erreicht, dagegen im Osten durch
Ablagerung gewaltiger Grund- und Endmoränen das heutige Landschaftsbild
geschaffen.
Es ist für die in diesem Aufsatz gestellte Aufgabe nicht erforderlich, noch
eingehender auf die Frage der Ausdehnung der verschiedenen Phasen der Eiszeit,
insbesondere soweit Lauenburg in Betracht kommt, näher einzugehen. Es genügt für
unsere Untersuchung die Feststellung, daß die skandinavische Eiskappe zur Zeit
ihrer größten Ausdehnung
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Norddeutschland bedeckt hat. Auch ganz
Schleswig-Holstein ist also zu dieser Zeit tief unter dem Inlandeis begraben
gewesen. Die Tier- und Pflanzenwelt der früheren warmen Periode war
verschwunden. Die tertiären wärmeliebenden Formen der Voreiszeit waren entweder
vernichtet oder hatten sich vor dem Einfluß der Eiskappe weit weg in günstigere
Gegenden zurückziehen müssen. Denn auch in der Umgebung der vergletscherten
Länder, insbesondere in dem zwischen der skandinavischen und der alpinen
Vereisung liegenden Gebiet Deutschlands und Mitteleuropas war die Tier- und
Pflanzenwelt dezimiert worden. Nach herrschender Ansicht hatte sich hier eine
Mischfauna (und -Flora) zusammengefunden, Überbleibsel der früheren Fauna, so
weit sie imstande waren, das veränderte Klima zu ertragen, und arktische Tiere.
Gerade das Vorkommen arktischer Tiere, das sich aus vielfachen Überresten
ergeben hat, beweist unleugbar den ungeheuren Einfluß, welchen die Eiskappe auch
auf die nicht vereisten Gebiete ausgeübt hat. So lassen sich die Spuren des
Renntiers bis nach Südfrankreich verfolgen und diejenigen des Moschusochsen, der
jetzt auf die weltfernsten
Inseln des nördlichen Amerika und das nördlichste Grönland beschränkt ist, bis
Mittelfrankreich. Das Verbreitungsgebiet des Polarfuchses und des Polarhasen
reichte noch südlicher.
Zur Zeit der größten Ausdehnung des skandinavischen Inlandeises und der
Alpengletscher ist also das zwischen diesen beiden Vereisungen liegende Gebiet
Mitteleuropas kein geeigneter Zufluchtsort für die vom vorrückenden Eis
verdrängten Tierarten gewesen. Lediglich Reste der früheren Fauna und arktische
Tiere, die oben schon erwähnte Mischfauna, werden sich hier gehalten haben. Die
meisten Arten haben sich weiter zurückziehen müssen, weit nach Südeuropa,
Kleinasien und Mittelasien hinein.
Wenn nun auch die Einzelheiten aller dieser mit der Eiszeit zusammenhängenden
Vorgänge noch sehr ungeklärt sind und die vielen auftauchenden Fragen für jedes
Land verschieden beantwortet werden müssen, so können wir doch für das hier zu
besprechende Gebiet ebenso wie für ganz Norddeutschland eine Feststellung
treffen, welche uns einen sicheren Ausgangspunkt für die anzustellenden
Untersuchungen gibt. Es ist schon dargelegt, daß ganz Norddeutschland zur Zeit
der größten Ausdehnung des Inlandeises unter einer mächtigen Eisdecke begraben
gelegen hat. Das damalige Bild unserer Heimat wird sich von dem heutigen des
Inneren Grönlands nicht wesentlich unterschieden haben. Die Tier- und
Pflanzenwelt ist daher völlig verschwunden gewesen. Als das Inlandeis sich
zurückzog, gab es ein ödes Land frei. Die Tiere und Pflanzen, welche sich heute
in Norddeutschland, insbesondere in Schleswig-Holstein und in Lauenburg finden,
sind demnach nach der Eiszeit wieder eingewandert. Durch die Art und Weise
dieser Wiederbesiedelung ist nun das heutige Bild unserer Fauna und Flora
bestimmt, und auf ihr beruht auch die große Bedeutung der Lage Lauenburgs für
zoogeographische Fragen, welche mit dieser Wiederbesiedelung zusammenhängen.
Über die WIEDERBESIEDLUNG seien zunächst noch einige allgemeine Bemerkungen
vorausgeschickt. Diese Wiederbesiedelung der
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vom Inlandeis bedeckt gewesenen Gebiete hat
sich nur ganz allmählich, in langen Zeiträumen und in Absätzen vollzogen, je
nach dem sich mit dem immer weiteren Zurückweichen des Eises die klimatischen
Verhältnisse besserten und damit die Zusammensetzung der ebenfalls wieder
einwandernden Flora sich änderte, von deren Vorhandensein selbstverständlich in
erster Linie die Fauna abhängig ist. Es sei daran erinnert, daß die Botaniker
zunächst eine baumlose Tundrenflora für unser Gebiet nach der Eiszeit annehmen.
Dann folgte in einem noch feuchtkalten, allmählich wärmer werdenden Klima die
Birken-Kiefernperiode. Im weiteren Verlauf traten Hasel, Erle und Eiche auf.
Eine trocken-warme Eichenperiode folgte. Sie ist dann durch eine feucht-warme
Erlen-Buchenperiode abgelöst.
Naturgemäß sind nun nicht alle Tierarten, also auch die Schmetterlinge, aus
ihren während der Eiszeit innegehabten Verbreitungszentren, über welche noch
gesprochen werden soll, gleich weit in die neuen Wohngebiete eingewandert. Je
größer die Entfernung vom Ausgangsgebiete wurde, desto mehr Arten blieben
infolge der für sie ungeeigneter werdenden klimatischen Verhältnisse und aus
anderen Gründen zurück, und nur die zähesten, von allen solchen Faktoren
unabhängigeren Falter drangen weiter vor. Zu den ersten Einwanderern zählen die
wenigen Angehörigen der eiszeitlichen Mischfauna.
Die Wiedereinwanderung vollzog sich im übrigen aus drei Hauptrichtungen, einmal
aus dem Osten (Sibirien), sodann aus dem Südosten (Balkan, Kleinasien, d. i. aus
dem Orient) und endlich aus dem Südwesten Europas (lusitanische Einwanderung).
Diese drei Elemente bestimmen nach dem Verhältnis ihrer Stärke das Bild aller
mitteleuropäischen Faunen. Allerdings tritt in Norddeutschland das lusitanische
Element stark zurück; hier hat der Osten und der Orient die meisten Einwanderer
gestellt. Es ergibt sich nun, daß Schleswig-Holstein in der Richtung der
weitesten Entfernung vom Südosten und Südwesten Europas liegt, und ferner auch
in der Richtung der größeren
Entfernung vom Osten. Bei Berücksichtigung der Tatsache, daß die Artenzahl mit
der Größe der Entfernung vom Ausgangspunkt der Wiedereinwanderung abnimmt, muß
daher gefolgert werden, daß die Artenzahl in Schleswig-Holstein einschließlich
Lauenburgs geringer sein muß, als in den allernächsten östlichen, südlichen und
südwestlichen
Gebieten. Das trifft in der Tat zu. Während Schleswig-Holstein 84
Tagfalter besitzt, finden sich in Ost- und Westpreußen 120, in
Pommern noch 97, in Sachsen 114.
Aus dieser Tatsache folgt weiter, daß Lauenburg, welches Teile des Südens und
Ostens Schleswig-Holsteins einnimmt, mehr Arten aufweisen muß und tatsächlich
auch aufweist, als das übrige Schleswig-Holstein. In meinem ersten Artikel habe
ich die Beispiele dafür angeführt.
Aber in dieser Feststellung historischer Vorgänge ist die zoogeographische
Bedeutung der Lage Lauenburgs allein nicht zu erblicken. Diese Bedeutung liegt
im wesentlichen in der GEGENWART. Die historischen Vorgänge mußten nur deshalb
ausführlicher dargelegt werden, weil sie den Schlüssel für das Verständnis der
Gegenwart
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bilden UND WEIL SIE JETZT NOCH FORTWIRKEN.
Der Vorgang der Wiedereinwanderung ist nämlich noch nicht abgeschlossen. Gewiß
ist er in der Hauptsache zum Stillstand gekommen, aber völlig beendet ist er
noch nicht. Man hat in der entomologischen Literatur die Tatsache, daß noch
jetzt Schmetterlinge ihr Verbreitungsgebiet in Mitteleuropa, also dem am
stärksten von den Wirkungen der Eiszeit betroffenen Gebiet, vergrößern, lange
bestritten. Schon aus theoretischen Überlegungen hätte man aber zu der Annahme
einer solchen noch jetzt andauernden Weiterwanderung kommen müssen, denn es ist
kein Grund ersichtlich, warum eine solche Bewegung zum Stillstand kommen soll,
wo alles dem Wandel unterworfen ist.
Genaue Beobachtungen in den letzten Jahrzehnten haben nun auch in der Tat
ergeben, daß eine Einwanderung und Weiterwanderung von Schmetterlingen in
Europa, wenn auch - soweit bisher festgestellt - von einer geringen Anzahl von
Arten, jetzt noch vor sich geht. Insbesondere für Mitteleuropa ist dies bei
einer Reihe von Schmetterlingen mit Sicherheit nachgewiesen. Es ist nun nach den
vorstehenden Ausführungen über die Einwanderungsrichtungen einleuchtend, daß
solche Einwanderungen in Mitteleuropa zwangsläufig auch Schleswig-Holstein
treffen müssen, und zwar ZUERST DEN SÜDOSTEN, D. H. LAUENBURG. Dies gilt sowohl
für die von Osten nach Westen wandernden Arten sibirischer Herkunft wie für die
von Südosten nach Nordwesten vordringenden Arten orientalischer Herkunft.
Tatsächlich sind auch schon einige solcher in der Gegenwart weiterwandernden
Falter hier in den letzten Jahrzehnten eingedrungen. Diese Arten sind ganz
besonderer Beachtung wert und sollen daher näher besprochen werden. Es handelt
sich bei diesen Faltern, wie ich zur Vermeidung jeden Mißverständnisses
ausdrücklich hervorheben will, nicht etwa um solche Schmetterlinge, welche in
günstigen Jahren im Norden erscheinen, wie es von verschiedenen Arten
(Distelfalter, Totenkopf und anderen Schwärmern) bekannt ist, und welche dann
später aus der Gegend, in welcher sie als Fremdlinge erschienen sind, wieder
verschwinden; sondern es sind hier Falter gemeint, welche die Grenzen ihres
Verbreitungsgebietes hinausschieben, indem sie in dem neu besiedelten Gebiet
heimisch werden. Es würde an dieser Stelle zu weit führen, wenn ich darlegen
wollte, daß für diese Ausdehnung des Verbreitungsgebietes in der Gegenwart bei
den hier in Frage kommenden Arten weder direkte noch indirekte menschliche
Einwirkungen in Frage kommen, sondern daß diese Erscheinung als die noch im Fluß
befindliche rückläufige Bewegung der im Quartär durch die Eiszeit aus
Mitteleuropa verdrängt gewesenen Arten erklärt werden muß.
Für Lauenburg kommen folgende Arten in Betracht:
1. MELANARGIA GALATHEA L. (das Schachbrett). Dieser mittelgroße,
durch seine auffallende schwarze und weiße Scheckung nicht zu verkennende
Tagfalter ist in Mittel- und Süddeutschland sehr häufig. Noch um die Mitte des
vorigen Jahrhunderts verlief die Nordgrenze seiner gesamten Verbreitung in
Mitteldeutschland. Seit dieser Zeit hat in Pommern eine starke Einwanderung in
das Odertalgebiet stattge-
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funden und zur Einbürgerung der Art geführt.
Seit etwa 1870 ist der Falter von Südosten her dann auch in
Mecklenburg eingewandert, wo er jetzt recht verbreitet ist. Ferner ist die Art
in der Umgebung von Lüneburg eingewandert.
MELANARGIA GALATHEA L.
(Schachbrett).
In Schleswig-Holstein sind bisher erst wenige Stücke gefunden,
und zwar in Lauenburg und im östlichen Holstein, wohin die beobachteten Falter
ohne Zweifel von Mecklenburg her eingewandert sind. Der erste Falter ist im
Jahre 1900 im SACHSENWALD gefunden, ebendort je ein Stück
1921 und 1922. 1920 ist bei LAUENBURG ein
Stück beobachtet. Bei Lübeck sind 1926 zwei Falter und 1927
ein Falter gefangen. 1916 ist auch ein Stück im Bisseer Gehege
südlich von Kiel erbeutet. Es sind also bisher immer nur Einzelfunde gemacht. Es
besteht aber große Wahrscheinlichkeit, daß galathea sich auch in
Schleswig-Holstein einbürgern wird, wie es in den benachbarten Gebieten
(Pommern, Mecklenburg, Lüneburg) geschehen ist. Das bisherige Auftreten in
Lauenburg und Holstein läßt keinen Zweifel, daß die beobachteten Falter, wie
bereits gesagt, von Mecklenburg her eingewandert sind. Von dort wird auch eine
weitere Einwanderung kommen. Die Bedeutung der Lage Lauenburgs für Beobachtungen
über diesen Vorgang liegt auf der Hand.
Galathea fliegt im Juli und bis in den August hinein auf lichten grasigen
Stellen an Waldrändern, auch auf Wiesen. Die Raupe lebt an weichen Gräsern.
2. EPINEPHELE LYACON ROTT. Dieser mittelgroße, braunschwarze
Tagfalter hat ebenfalls seit etwa der Mitte des vorigen Jahrhunderts einen Teil
des nordwestlichen Deutschland, dem er bis dahin fehlte, besiedelt. Er ist von
Mecklenburg her auch in Schleswig-Holstein eingedrungen und kommt jetzt im
östlichen und mittleren Teil des Südens unserer Provinz ständig vor.
3. CHRYSOPHANUS VIRGAUREAE L. (DUKATENFALTER). Dieser kleine, aber
auffallende, im männlichen Geschlecht feuerrot schimmernde Tagfalter hat
gleichfalls von Osten und Südosten her in den letzten 75 Jahren
Norddeutschland neu besiedelt. 1893 wurde er zuerst, nachdem er
sich schon vorher in Mecklenburg ausgebreitet hatte, im SACHSENWALD gefunden, wo
er seit jener Zeit heimisch geworden ist. 1930/4 - 145
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Im Südosten unserer Provinz, insbesondere in
Lauenburg, ist er jetzt recht verbreitet. Man findet ihn an sonnigen Stellen,
insbesondere auf trockenen Waldlichtungen manchmal recht häufig, so zwischen
Mölln und Ratzeburg (Schmilau 1929 und 1930),
zwischen Geesthacht und Mölln usw. - Die Raupe lebt an Sauerampfer.
CHRYSOPHANUS VIRGAUREAE L.
(Dukatenfalter).
CARTEROCEPHALUS SILVIUS L.
(Dickkopf).
4. CARTEROCEPHALUS SILVIUS L. Dieser kleine, gelb und schwarz
gezeichnete Tagfalter hat sich seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts in
Pommern, Mecklenburg, Nordhannover und einem Teil von Lauenburg und Holstein
eingebürgert. Bei ihm, einem Falter sibirischer Herkunft, hat sich besonders
klar die Weiterwanderung von Osten nach Westen verfolgen lassen. Auch er trat
zuerst im Gebiet von LAUENBURG auf. Jetzt ist er westlich bis in die Umgegend
von Altona und nordwestlich bis Lübeck und Niendorf a. O. vorgedrungen. Der
Falter fliegt von der ersten Juni-Woche an auf feuchten Wiesen an Waldrändern. -
Außer diesen vier genannten Arten wandern nun aber noch einige andere Arten,
welche bisher Schleswig-Holstein noch nicht erreicht haben. Zu diesen Arten
gehört z. B. PARARGE MAERA L., ein mittelgroßer Tagfalter, ferner der Bläuling
LYACENA AMANDA SCHN., welcher schon vom Osten her bis Mecklenburg vorgedrungen
ist, und endlich der aus Sibirien stammende Spanner TEPHROCLYSTIA SINUOSARIA EV.
Auch diese und andere Arten müssen auf ihrer Weiterwanderung früher oder später
Lauenburg treffen, mögen sie nun von Osten oder von Süden her kommen.
Lauenburg ist also für solche Arten das Einfallstor, welches sie zwangsläufig
auf ihrer Wanderung passieren müssen.
Wenn man nun berücksichtigt, daß zwar nicht mehr die Tatsache, aber doch der
Umfang einer noch jetzt andauernden Wanderung von vielen Seiten bezweifelt wird,
so liegt es auf der Hand, wie wichtig gerade Beobachtungen in Lauenburg sind,
welche hier über das Vorkommen oder Nichtvorkommen einer Art bezw. über ihr
Neuauftreten
gesammelt werden. Solche Beobachtungen lassen weitgehende Schlüsse zu, welche
für andere Gebiete Bedeutung haben.
Lauenburg hat demnach eine weit über den Umfang seines Gebietes hinausgehende
Bedeutung für zoogeographische Fragen.
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